Paderborn. Nach wochenlangen Ermittlungen und Vorbereitungen hat die Paderborner Polizei am Freitagnachmittag einen gezielten Einsatz gegen mutmaßliche Top-Drogendealer durchgeführt und fünf Tatverdächtige festnehmen können. Das gab die Polizeibehörde am Samstagmittag bekannt.
Demnach hätten die Beamten bei Durchsuchungen große Mengen Kokain sowie größere Bargeldsummen sichergestellt. Laut der Paderborner Drogenfahndung seien die Festnahmen ein empfindlicher Schlag gegen den Drogenhandel in der Innenstadt und in den stadtnahen Parks. Die fünf Tatverdächtigen seien zwischen 18 und 28 Jahren alt.
Den Festnahmen ging offenbar monatelange verdeckte Ermittlungsarbeit voraus. Seit Anfang des Jahres habe es bei der Polizei Erkenntnisse gegeben, dass der Drogenhandel in der Innenstadt sowie in den Stadtparks ansteige. Beschwerden von Anwohnern und Hinweise von Zeugen gingen ein.
Anwohnerin: "Äußerst froh"
Über den Ermittlungserfolg „äußerst froh" ist Astrid Hunstig, eine der Sprecherinnen der Interessengemeinschaft Innenstadt: „Wir hoffen, dass sich die Lärm- und Drogenproblematik dadurch speziell am Westerntor verbessert." Hunstig lobt nicht nur den Einsatz vom Wochenende, sondern auch die Unterstützung durch die Kreispolizeibehörde in den letzten Wochen. „Trotzdem gibt es noch viel zu tun", sagt die Anwohnerin zu nw.de.
Auch die Polizei teilt mit, dass die Szene sehr undurchsichtig und die Beweislage dürftig sei. Selbst nach einem größeren Einsatz Ende Januar hätten die Erkenntnisse für weitere Maßnahmen nicht ausgereicht.
Verdeckte Überwachungsmaßnahmen seit Januar
Aufgrund weiterer Zeugenhinweise und dem Einsatz ziviler Kräfte konnten ab Ende Februar erste Strukturen eines organisierten Drogenhandels festgestellt werden, sodass ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde.
Durch die verdeckten Überwachungsmaßnahmen sei es gelungen, die mutmaßliche "Zentrale" der unbekannten Drogenhändler zu ermitteln. Die Paderborner Staatsanwaltschaft beantragte einen Durchsuchungsbeschluss für das Objekt an der Borchener Straße. Um die Tatverdächtigen dingfest zu machen und deren Drogengeschäft nachhaltig zu zerschlagen, zog die Paderborner Kripo am Freitagnachmittag Zivilfahnder aus der eigenen Behörde sowie Kollegen aus den Nachbarkreisen Lippe, Bielefeld, Soest und dem Hochsauerlandkreis zusammen.
Das Haus der Tatverdächtigen wurde weiträumig umstellt. Gegen 17 Uhr griffen die Einsatzkräfte zu und nahmen die fünf Tatverdächtigen zeitgleich fest. Einer wickelte soeben ein Drogengeschäft auf der Straße ab und wurde dabei überwältigt. Auch sein "Kunde" wurde kurzfristig festgenommen, kam aber nach der Personalienfeststellung für das Strafverfahren gegen ihn wieder frei.
Täglich rund 50 Drogengeschäfte zwischen Westerntor und Bürgerpark
Drei Männer wurden in dem Haus an der Borchener Straße festgenommen, wobei ein Mann einen Fluchtversuch unternahm. Der fünfte mutmaßliche Komplize wurde an der Bahnhofstraße festgenommen. Durchsuchungsteams mit zwei Drogenspürhunden und der Erkennungsdienst sicherten Beweismittel und Spuren in dem Haus. Bei den Maßnahmen wurden nach Polizeiangaben mengenweise verkaufsfertig verpackte Drogen, hauptsächlich Kokain, sowie größere Bargeldbeträge aufgefunden und sichergestellt.
Nach den Festnahmen dauern die Ermittlungen weiter an. Die Kripo geht von weiteren umfangreichen Ermittlungsverfahren aus. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen allein zwei Tatverdächtige täglich rund 50 Drogengeschäfte zwischen Westerntor und Bürgerpark durchgeführt haben. Sie agierten oft aus dem Haus heraus und setzten mengenweise Kokain und andere synthetische Drogen um.
Wie die Polizei mitteilt, habe sich hinter dem Haus ein regelrechter "Drive-in" entwickelt: "Die Kunden fuhren mit Fahrzeugen vor und wurde umgehend 'bedient'. Und das nicht selten unter den Augen der Anwohner und anderer Zeugen."
Landrat: "Die Polizei ist nicht untätig"
Landrat und Polizeibehördenleiter Manfred Müller zeigte sich am Freitagabend erfreut über den Festnahmeerfolg. Es nütze nichts, wenn die mutmaßlichen Dealer mangels Beweisen wieder auf freien Fuß kommen. Müller: "Deswegen sind die akribischen Ermittlungen im Vorfeld so wichtig, auch wenn sie länger dauern." Er betonte, die Polizeibehörde sei "nicht untätig, wenn uns Hinweise und Beschwerden erreichen. Nur muss vieles im Hintergrund und ohne Öffentlichkeit erledigt werden, um den Tätern auf Dauer das Handwerk legen zu können."
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft sollten zwei Tatverdächtige (18/21) noch am Samstag dem Haftrichter am Paderborner Amtsgericht vorgeführt werden.
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