Wieso eine Anwohnerin ein Alkoholverbot am Westerntor in Paderborn fordert

Paderborn. Nicht selten sieht Astrid Hunstig Drogendealern bei der Arbeit zu, wenn sie aus dem Schaufenster ihres Geschäfts für Babyausstattung guckt. Regelmäßig wischt sie nach dem Wochenende Erbrochenes von ihren Scheiben oder fischt Müll aus Blumentöpfen. Die 47-Jährige ist nicht nur Inhaberin vom Babyshop Hunstig, sie ist auch Anwohnerin an der Westernstraße. Und sie will, dass sich etwas ändert. "Wenn wir kein Eigentum hätten, wären wir schon pleite", sagt Hunstig über ihr Geschäft. Sie höre oft von Kunden, dass sie gerade mit Kindern nicht gerne in den Laden an der Westernmauer gehen, weil sie sich dort unsicher fühlen. "Und ich kann verstehen, dass Schwangere sich nicht in diese Gegend trauen." Ob Drogenabhängige, Betrunkene oder große Gruppen mit lauter Musik: Die Gegend zwischen der Alten Torgasse, der Westernstraße und der Bushaltestelle Westerntor habe sich in den vergangenen zwei Jahren radikal verändert. "Ich hab schon erlebt, dass Betrunkene und Obdachlose mit Bierflasche in meinem Laden stehen", berichtet sie. Hunstig lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern über dem Geschäft. Sie habe sich extra eine Lärmschutzwand im Schlafzimmer einbauen lassen, die Fenster seien zu jeder Jahreszeit geschlossen. Nachts trage sie Ohrstöpsel, aber der Krach sei dennoch nicht zu ertragen: "Mein Mann und ich leiden unter massivem Schlafmangel." Besonders am Wochenende könne sie oft nur zwei bis drei Stunden durchschlafen. Daher strenge sie auch regelmäßig Anzeigen wegen Ruhestörung bei der Polizei an. "Ich störe mich nicht an feiernden Studenten oder belebten Kneipen, sondern daran, dass die Gegend zu einem Brennpunkt wird", sagt Astrid Hunstig. "Warum ziehen sie nicht einfach um?" Astrid Hunstig unterscheidet zwischen Personengruppen, die für den Zustand verantwortlich sind: Zum einen eine Gruppe von Drogenkonsumenten und Betrunkenen, die seit der Schließung des Zentralbahnhofes einen neuen Treffpunkt am Westerntor etabliert hätten. Zum anderen "große Gruppen von Menschen, die so wirken, als hätten sie einen Flucht- oder Migrationshintergrund. Dabei sind auch oft deutsche junge Mädchen", sagt sie. Die großen Gruppen von jungen Erwachsenen würden am Wochenende die ganze Nacht lang laute Musik über Bluetoothboxen abspielen, die Außengastronomie in der Westernstraße benutzen und zumüllen sowie auf der Straße Alkohol trinken. Trotz der erhöhten Polizeipräsenz in dem Gebiet fühlt Hunstig sich mit dem Problem oft allein gelassen: "Ich rufe teilweise mehrfach nachts bei der Polizei an. Ein Beamter sagte mal zu mir: Frau Hunstig, warum ziehen sie nicht einfach um?" Das habe dazu geführt, dass sie kaum noch die Polizei kontaktierte. Die Immobilie an der Westernstraße wurde von Hunstigs Großvater gekauft, ihre Eltern und sie wuchsen dort auf. Heute hat sie große Angst um ihre Töchter: "Ich würde sie zu gewissen Uhrzeiten am Wochenende nicht alleine vor die Tür lassen. Daher versuchen wir immer, sie abzuholen, wenn sie unterwegs sind", so Hunstig. Hofft auf Gespräch mit Bürgermeister und Landrat Damit die Situation sich ändert, fordert Astrid Hunstig gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Innenstadt ein Alkoholverbot in diesem öffentlichen Bereich. "Damit würden die Betrunkenen vor der Tür verschwinden", hofft sie. In den dort ansässigen Kneipen könne nach wie vor Alkohol ausgeschenkt werden. Doch der Verkauf von Alkohol außerhalb der Kneipe ziehe das Publikum an, das die Kunden fernhalte. Einerseits soll also der Alkoholverkauf in diesem Bereich verboten werden, andererseits auch der Konsum. Ihrer Ansicht nach wirkt der Alkoholverkauf wie ein Magnet für bestimmte Gruppen: Das Bier wird nicht unterwegs getrunken, sondern auf offener Straße - egal, ob nachts- oder tagsüber. Gespräche mit der Polizei haben laut Hunstig schon stattgefunden, positive Veränderungen gebe es kaum. Sie hofft weiterhin auf einen Termin mit Landrat Manfred Müller und Bürgermeister Michael Dreier, um sich die Situation nachts bei einem Besuch mit ihnen anzuschauen.

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