Paderborn

Paderborner Varieté-Show kommt nicht richtig in Fahrt

Dennoch bietet die Kultursommer-Bühne Labsal für die kulturentwöhnte Seele.

Das Diabolo-Duo Max (vorne v. l.) und Benno sowie (stehend v. l.) Tony Kaltenberg, Carsten Hormes, Rosalie Held und Matthias Brodowy. | © Carmen Behrens

02.08.2020 | 02.08.2020, 16:30

Paderborn. Die Glocken waren still, doch der Himmel öffnete am Wochenende seine Pforten und brachte neben dem lebenswichtigen Nass auch die Stars des GOP an die Pader. 120 Besucher kamen zur Varieté-Show zur Kultursommerbühne im Garten vor dem Haus der Dommusik – und blieben.

Wenn kümmert schon der Regen, wenn das kulturelle Leben wiedererwacht und Einzug an die Pader hält. Wie sagte Moderator Matthias Brodowy so schön im Scherze: „Für mich als Hannoveraner erscheint selbst Paderborn im Regen schön, wenn die Bretter der Welt wieder bespielt werden dürfen."

Zum Weltklasse-Varieté mit Stars des GOP Hannover luden die Veranstalter Kulturbüro OWL und die Stadt Paderborn den Libori entwöhnten Kulturfreund ein. Eine kleine Bühne mit großer Wirkung? 300 Gäste dürfen sich dort nach neuesten Bestimmungen einfinden, doch „wir möchten lieber etwas vorsichtig sein", so Mitveranstalterin Heike Haase vom Kulturbüro OWL.

Bei Regen zieht sich der Zuschauer einfach ein Cape über. - © Carmen Behrens
Bei Regen zieht sich der Zuschauer einfach ein Cape über. | © Carmen Behrens

Das Wohlbefinden und die Sicherheit stehen im Vordergrund und die „Schupsgebühr" von 5 Euro – wie Bürgermeister Micheal Dreier es so treffend formulierte, regelt die Besucherlenkung. Wichtig sei, so die Organisatoren, dass die öffentliche Bühne wieder öffentlich wird und die Künstler wieder Geld verdienen können.

Aloha Libori

Flott moderiert von Kabarettist Matthias Brodowy, der seit einigen Jahren auch zum festen Bestandteil des GOP Hannover zählt, waren Benno Jacob & Max Fröhlich sicherlich der Höhepunkt der kurzweiligen Dreiviertelstunde. Die Vollblutentertainer, die als Duo Twin Spin mit äußerster Präzision die diabolischen Kegel namens Diabolos als amtierende Weltmeister durch die Luft fliegen lassen, geben der Bedeutung von Schnelligkeit eine neue Dimension.

Den musikalischen Rahmen gaben das Duo Acoustic Groove mit Tony Kaltenberg und Carsten Hormes – sanft weich und melodisch. Aloha Libori – was sozusagen die Begrüßung und gleichzeitig die Verabschiedung des Volksfestes bedeutet.

Doch große Aha-Momente konnte das komprimierte GOP-Programm auf der kleinen Kultursommerbühne nicht bieten. Die zauberhafte Hula-Hoop-Darbietung der Artistin Rosalie Held geriet ein wenig in den Hintergrund, wirkte fast deplatziert. Zu wenig Raum und desillusionierendes Tageslicht?

Ein kleiner ungeschliffener Diamant

Die Varieté-Show aus dem Georgspalast in Hannover, die eigentlich die Superlative für das Spiel mit der Schnelligkeit, die Meister des Lichts, der Illusion und der Akrobatik verkörpert – kam in einer sehr stark geschrumpften Form nicht so richtig in Fahrt. Kaum betrat die hohe Kunst die Bühne, verließ sie diese schon wieder und zurück blieb der Wunsch nach mehr. Die Bühne zu klein, das Licht zu trivial und die Erwartungen zu hoch? Und doch war es Labsal für die kulturentwöhnte Seele.

Das einzigartige Kultursommer-Programm, das noch bis zum 31. August im Covid-Jahr läuft, ist ein wie ein kleiner ungeschliffener Diamant, dessen Schönheit temporär verhalten in sich schlummert – nicht wissend, ob dieses grandiose Konzept vielleicht künftig die Kulturjuwelen Paderborns als festen Bestandteil schmücken darf.

Am 27. August gibt es die Varieté-Show mit Matthias Brodowy um 20 Uhr in der Paderhalle zu sehen. Exklusiver wird man nie wieder eine Show in der Paderhalle genießen können, denn aus der vorhandenen 900-Plätze-Bestuhlung werden intime 200 Sitze arrangiert an Tischen, die den nötigen Abstand garantieren sollen.