
Bad Oeynhausen. Es war durchaus ein Risiko, das Hubert Grote vor 25 Jahren einging. Mit zwei Varietés in deutlich größeren Städten war für ihn der Schritt nach Bad Oeynhausen ein Schritt in die Provinz. Kann das gut gehen, sei damals die zentrale Frage gewesen, erinnert sich Sohn Hubertus Grote. Ging es. Mehr als drei Millionen Besucher erlebten in den vergangenen 25 Jahren 170 Shows mit 2.500 Künstlern. Zur großen Jubiläums-Gala waren am Mittwochabend viele alte Weggefährten des GOP Bad Oeynhausen ins Kaiserpalais gekommen. Eine emotionale Zeitreise, eine rasante Show, viele Geschenke und ein leckeres Drei-Gänge-Menü bestimmten den Abend.
„Das war schon eine verrückte Geschichte“, sagt Hubertus Grote rückblickend. „Der damalige Kurdirektor Garrelf Remmers hat uns angerufen und gefragt, ob wir uns ein Varieté im Kurhaus vorstellen können.“ Man habe nicht gleich Nein sagen wollen und habe sich deshalb für eine Besichtigung verabredet. „Ehrlich gesagt, haben wir uns nicht viel von der Reise nach Bad Oeynhausen versprochen“, sagt Hubertus Grote. „Aber dann haben wir das Kurhaus gesehen.“ Und die Entscheidung war unmittelbar gefallen. Weil aber Theaterhäuser grundsätzlich nach dem Sommer eröffnet werden, wie Grote erzählt, habe es einen Knackpunkt gegeben: „Die Herausforderung war die Zeit. Wir hatten ganze zwei Monate für den Umbau.“ Daran kann sich auch Ulrike Becker als ehemalige Leiterin des Kartenverkaufs erinnern: „Vorne kamen die Gala-Gäste am 16. September rein, hinten gingen die letzten Handwerker raus.“
Einer, der das GOP Bad Oeynhausen von Anfang an begleitet hat, ist Olaf Stegmann, Geschäftsführer der GOP Entertainment Gruppe. „Das ist schon außergewöhnlich lange“, bilanziert er. „Das hier ist nicht nur ein wichtiger Teil meines beruflichen, sondern auch meines privaten Lebens.“ Tolle 18 Jahre habe er sein Büro vor Ort in Bad Oeynhausen gehabt, nun sitze er in Bielefeld. „Ich gucke gerne zurück - nur leider bin ich inzwischen 24 Jahre älter. Ich hoffe, ich kann in 25 Jahren ohne Rollator kommen - sofern ich denn eingeladen werde“, scherzte er.
Martina Theel und ihr Baby
Viele berufliche Jahre hat auch die zweite GOP-Direktorin - erster war Ingo Hagemann - im Kaiserpalais verbracht. Als sie vor sechs Jahren den Stab an Christoph Meyer weiterreichte, hatte Martina Theel knapp 18 Jahre - von 2002 bis 2019 - die Geschicke geleitet. „GOP ist bunt, GOP ist Leben“, sagt sie. Und das GOP ist nach all den Jahren noch immer Teil des Theelschen Lebens. Noch immer kommt Martina Theel zu jeder Show und herzt sich auch bei der Jubiläums-Gala durch viele Reihen. „Das hier ist mein Baby“, sagt sie. Wenn sie vom GOP Bad Oeynhausen spricht, sagt die 60-Jährige immer noch „wir“. „Das ist einfach so drin. Das ist hier eine große Familie.“ Zu der auch Martina Theel noch gehört, auch wenn sie inzwischen bei den Blindow Schulen die dualen Studiengänge betreut.

„Der Aufwand für eine solche Show ist enorm“, weiß Theel auch nach all den Jahren noch. Es sei vielen gar nicht klar, wie viele Menschen hinter den Kulissen dafür sorgten, dass alles glatt laufe. Anfangs habe es, so sagt sie, monatlich neue Shows gegeben. „Das war ein Mordsaufwand, tierisch stressig mit all der Technik.“ Dann folgte der Zwei-Monats-Wechsel, inzwischen gibt es nur noch alle drei Monate eine neue Show - die derzeitige Geburtstagsshow läuft sogar knapp vier Monate. „Der Aufwand für diese Shows, die durch die verschiedenen Häuser ziehen, ist enorm“, weiß sie. Allein 150 Technik-Knöpfe können abends gedrückt, 100 Scheinwerfer gesteuert werden. Es gebe bei der GOP-Gruppe auch eine große Halle, in der die einzelnen Bühnen für die Proben nachgebaut würden. „Die Shows sind immer detailverliebter, immer besser geworden. Es werden inzwischen Geschichten erzählt, ganze Storys. Früher gab es einen Moderator, der die einzelnen Künstler angesagt hat.“
Schon als Kinder sind Dennis und Kevin Grote durch die Flure des GOP geflitzt, später dann als junge Erwachsene des Nachts ins Adiamo zum Abtanzen gegangen. „Heute komme ich oftmals sonntags mit meiner eigenen Tochter ins Kaiserpalais“, erzählt Dennis Grote. Am 16. September 2000 wurde in Bad Oeynhausen das dritte Haus der GOP Gruppe eröffnet. „Das war ein großer Schritt für Opa und meinen Vater aufs Land zu gehen“, sagt Dennis Grote. „Großer Respekt an die Familie für diese Entscheidung - es war die richtige Entscheidung“, lobt der Junior. Es sei wahnsinnig schön, wie viele Mitarbeiter von der ersten Stunde an immer noch dabei seien. „Viele kenne ich schon mein halbes Leben lang.“
Enorme Logistik hinter den Kulissen
Welche Logistik hinter den Kulissen geschieht, weiß auch Ildiko Riedel, gastronomische Leiterin. „Das Kind ist jetzt groß, gestärkt und durch ganz viel Ausprobieren immer besser geworden. Es macht einfach Spaß, die Gäste zu betreuen“, sagt sie. „Das fast alle gleichzeitig ihr Essen bestellen und serviert bekommen - das ist herausfordernd für das Gastroteam“, zollt auch Hubertus Grote seinen Mitarbeitern Respekt. Insgesamt zählt das GOP am Standort Bad Oeynhausen 180 Mitarbeiter und hat in 25 Jahren 16 Millionen Werbe-Flyer unter die Leute gebracht.

Eine Mitarbeiterin der ersten Stunde, die genau am 16. September 2000 ihren Dienst antrat, ist Valentina Steinkühler. Inzwischen künstlerische Direktorin der hauseigenen Künstleragentur, begann sie ihre Karriere im Kartenvorverkauf, wurde dann die erste Auszubildende, übernahm einige Jahre die Theaterleitung in Oberhausen und arbeitet seit 2005 für Show Concept. „Aber dieses Haus behält immer einen besonderen Platz im Herzen - hier habe ich angefangen, hier habe ich vor zehn Jahren auf der Bühne geheiratet.“
Vor sechs Jahren übernahm Christoph Meyer die Leitung des Varietés in Bad Oeynhausen. „Meyer war ein Sechser im Lotto“, ist Olaf Stegmann überzeugt. Die Theel-Nachfolge sei keine leichte Aufgabe gewesen. Es verwundere überhaupt nicht, dass ein Mann, der vorher in Hamburg und für die Lufthansa gearbeitet hätte, nach Bad Oeynhausen gekommen sei: „Das ist halt eine traumhafte Stadt“, sagte Stegmann schmunzelnd. Christoph Meyer ist bewegt über die vielen Worte zu 25 Jahren. „Das waren 25 Jahre Theater, Kultur, Begegnungen und Emotionen“, fasst er zusammen. Das GOP sei ein Ort der Begegnung, ein kultureller Leuchtturm in OWL, betont Meyer. „Doch ohne Ihren Mut, Ihre Vision gäbe es diesen Ort hier gar nicht“, wandte sich Meyer persönlich dankend an Hubert und Hubertus Grote.
Und danach war es genug mit den Erinnerungen. Es gab leckeres Essen an den Tischen und mit „Circus“ eine rasante Show auf der Bühne. Zudem wurden noch 1.615 Euro für den Kinderschutzbund gespendet, bevor der Abend an der Bar ausklang.