Paderborn. Mit dem „Bericht über eine unbekannte Raumstation" von J.G. Ballard setzt das Theater Paderborn noch knapp vor den Sommerferien eine Uraufführung im Theaterhaus an. Corona geschuldet, dürfen fünf Zuschauer in das Haus. Eine Zahl, die das aktuelle Sicherheitsrisiko, aber auch das verantwortliche Bewusstsein im Umgang mit Corona überdeutlich macht.
Das Einpersonenstück - ein Science-Fiction - greift in der Inszenierung von Katharina Kreuzhage (Mitwirkung: A. Wilß) fiktional auch die möglichen Auswirkungen einer Pandemie auf. Das Theater an sich bekommt darin eine hervorgehobene Bedeutung.
Besucher erhalten unbekannte Einblicke
Denn die große „Raumstation" wird sich den Gästen auch als ihr „Theater" offenbaren. Das Theater als „Fabrik", die gerade still steht. Ein Haus mit ehemals starken Besucherströmen, dessen aktuelle Leere dem Publikum erlebbar gemacht werden soll. Es wird keine „Bühne" im eigentlichen Sinn geben, sondern die Besucher (mit Mund und Nasenschutz über den gesamten Zeitraum von 45 Minuten) werden an Wartepunkten abgeholt, durch das Haus geleitet, in Räume geführt, die ihnen sonst verwehrt bleiben.
Und je tiefer der Besucher in diese Verlassenheit vordringt, umso größer das Gefühl befremdlicher Leere. „Es wäre schön, wenn die Besucher beim Verlassen des Stückes mit Wehmut daran denken, dass diese Räume zur Zeit unbenutzt sind", sagt Kreuzhage. „Aber natürlich ist dieses Stück auch Fiktion". Alexander Wilß und David Lukowczyk werden sich den Spielpart des namenlosen Darstellers als „Double" teilen. Als Monologe fungieren die jeweiligen Logbucheinträge des Astronauten, der an unbekannter Raumstation angedockt hat. „Wir haben erst daran gedacht das Stück „Online" zu stellen, bis wir die Nachricht bekamen, dass Theater wieder öffnen dürfen. Der Nachsatz „Unter Einhalt der hygienischen Vorschriften" sei dabei erst im späteren aufgetaucht, erläutert Kreuzhage. So kam es zu der experimentellen Inszenierungsidee des Stückes, dessen Impulsgeber aber der Schauspieler Alexander Wilß gewesen sei.
„Alexander hat einen besonderen Faible für Sound-Design", weiß Kreuzhage. Und so stehen die vielen sphärischen Toneinspielungen auch in seiner Verantwortung. Ungefähr drei Wochen haben diese ungewöhnlichen Proben unter strengen Sicherheitsvorkehrungen gedauert. Geprobt wurde diesmal aber nicht auf einer Probebühne, sondern gleich vor Ort und immer in einem Team aus Bühnentechnik, Maschinist, Licht- und Tonmenschen, um die Umsetzbarkeit zu prüfen. Das minimierte Publikum wird sich davon überzeugen können.
Wer noch keine Karte hat, kann um diese aber erst nach den Sommerferien buhlen, die aktuellen Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Die ca. 45-minütige Premiere wird (wie alle Aufführungen) am Sonntag zweimal hintereinander gespielt: Um 18 Uhr und um 19.30 Uhr.