Nächste Spielzeit: Theater Paderborn verzichtet auf Freilichtstück

Paderborn. Das ist mal eine Überraschung: Zum Finale der kommenden Spielzeit des Paderborner Theaters wird es kein Freilichtstück geben. Stattdessen erhalten alle Abonnentinnen und Abonnenten einen Rabatt von 20 Euro sowie ein exklusives Vorkaufsrecht für eine Veranstaltung von &bdquo;Wege durch das Land“. Mit dem Literatur- und Musikfestival hat das Theater in den kommenden zwei Jahren eine Kooperation vereinbart. Wie die geschäftsführende Intendantin Katharina Kreuzhage bei der Vorstellung des 2025/26er-Programms sagte, gebe es mehrere Gründe für den Verzicht auf die Inszenierung vor der Stadtbibliothek, die für die Abonnenten &bdquo;eine große Neuerung“ sei. So spart sie 100.000 Euro, die für die zuletzt mehrfach extern gebuchte Open-Air-Produktion draufgingen. Bedeutend ist dies vor dem Hintergrund, dass Kreuzhage ihren Etat von insgesamt rund acht Millionen Euro für die laufende Spielzeit überzogen hat. Das mindestens zweijährige Aus für das Freilichtstück helfe, ein solches Defizit in Zukunft zu vermeiden. Außerdem habe die Qualität der Freiluft-Produktion zuletzt immer weiter abgenommen. Sowohl beim Theaterteam als auch beim Publikum kamen die Aufführungen zunehmend schlechter an. So sei etwa zuletzt der &bdquo;Jedermann“ - eine vielfach gewünschte Wiederaufnahme - weit entfernt gewesen von der Erfolgsinszenierung aus der Saison 2015/16. Doch Kreuzhage sieht es auch positiv, ja sie muss es auch: Das Festival &bdquo;Wege durch das Land“ biete ein hochwertiges Programm, sagt sie. &bdquo;Es ist eine optimale Ergänzung für den Spielplan.“ Und &bdquo;Wege durch das Land“ profitiere aufgrund der Einnahmen. Insgesamt bewertet sie es als ein zweijähriges Experiment. Moderne Klassiker im Paderborner Theater Eröffnet wird die kommende Spielzeit mit George Orwells &bdquo;Farm der Tiere“ - der wohl bekanntesten Parabel über eine Revolution, die in einer Gewaltherrschaft endet. Zusammen jagen die Tiere den sie quälenden Bauern davon, doch ganz schnell endet die Gemeinschaft der gleichen Tiere: Sind manche doch gleicher. Für das Theaterteam liest sich der Text aktuell wie eine Anleitung zur Autokratie mit herrschenden Schweinen, die Vorteile schüren, die Gemeinschaft spalten und Fake News verbreiten. Aktuelle Inszenierung: &bdquo;Die Nebenwirkungen“: Krieg ums Impfen im Theater Paderborn Ebenfalls in die Sparte der modernen Klassiker lässt sich &bdquo;Krabat“ nach Otfried Preußlers Jugendbuch einordnen. Für Intendantin Kreuzhage, die das Stück auch selbst inszenieren wird, ist es &bdquo;für alle Menschen zwischen 8 und 100“. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Theater Paderborn (@theaterpaderborn) Aktuelle Themen auf der Paderborner Theaterbühne Eine Art Kammerspiel ist &bdquo;Blind“ um eine Vater-Tochter-Beziehung. In dem Stück von Lot Vekemans reicht Helens Nähe zu ihrem Papa Richard nur für Pflichtbesuche. Bei einer dieser Muss-Visiten erfährt sie, dass er erblinden wird und sie als Betreuung auserkoren hat. Beide prallen mit ihren unvereinbaren Ansichten und Meinungen gnadenlos aufeinander. Dabei gesellt sich zur familiären Dimension die politische Ebene mit ihren Herausforderungen. Den Umgang eines Kindes mit dem Selbstmordversuch seiner Mutter behandelt &bdquo;All das Schöne“. Um ihr zu zeigen, welche schönen Dinge die Welt zu bieten hat, schreibt der Sohn eine Liste und hofft auf Besserung und ein Ende ihrer Depressionen. Die Zuschauer werden dabei immer wieder aufgefordert, in kleinen Szenen mitzuspielen. &bdquo;Durch diesen Kniff gelingt es, dass einem die Geschichte nahekommt“, sagt Intendantin Kreuzhage. Neue Inszenierung: Ein Tor für gelebte Queerness Dem Thema Migration auf eine leichte Art und Weise nähert sich das Stück &bdquo;Juices“: Es ist das Porträt einer Generation, deren Eltern geputzt und auf Spargelfeldern geschuftet haben und die mittlerweile aus prekären Verhältnissen herausgekommen sind. Allerdings muss der erreichte Wohlstand verteidigt werden. Auch ein echter Klassiker ist im Paderborner Theaterprogramm Bei so vielen Themen, die für gesellschaftlichen Zündstoff sorgen, ist auf dem Spielplan nur Platz für einen echten Klassiker: Kleists &bdquo;Der zerbrochne Krug“, zugleich Lehrplan-Stoff in NRW, wie Kreuzhage betont. Doch selbst die Nummer um den schmierigen Dorfrichter Adam hat eine aktuelle Note mit der Missbrauchsgeschichte – Stichwort Harvey Weinstein. Musik im Theater Paderborn Das Musikstück der Spielzeit ist &bdquo;No Way to Treat a Lady“. In der schwarzhumorigen Musical-Komödie sehnt sich der New Yorker Ermittler Morris Brummel nach einem richtig großen Fall, der ihm Anerkennung bringt. Dieser kommt in Gestalt eines Serienmörders, den ein überhöhtes Geltungsbedürfnis antreibt. Zwischen beiden entwickelt sich ein Psychospielchen mit Thriller-Flair. Klingt düster, wird aber, das versichert das Theaterteam, sehr spaßig. Sexualisierte Gewalt: &bdquo;Prima Facie“ feiert in Paderborn Premiere: Feiner Balanceakt und rapider Bruch Filmadaption auf der Paderborner Bühne Gespannt sein darf man auf &bdquo;Oh Boy“, einer Bühnenadaption des gleichnamigen Films von Jan-Ole Gerster. In einer Uraufführung wirft das Theater Paderborn einen Blick am Beispiel von Niko - im Kinofilm gespielt von Tom Schilling - auf eine Generation Z, die auf ganzer Linie verloren scheint. Herumtreibend trifft er auf schräge Personen - und jede einzelne Figur hat ihre eigene Geschichte. Die Stücke der Paderborner Kinder- und Jugendsparte Weitere vier Inszenierungen kommen von der Kinder- und Jugendsparte (Jott). In &bdquo;Zwei Papas für Tango“ geht es - basierend auf einem wahren Fall in einem New Yorker Zoo - um zwei männliche Pinguine, die sich ein Nest bauen und gerne Nachwuchs hätten. Sind doch auch zwei Männer als Väter nichts anderes als eine ganz normale Familie. Ein Mut machendes und Kraft gebendes Stück ist &bdquo;GRRRLS“. Denn Fritzi wird in der Schule täglich gemobbt. Zu ihrem elften Geburtstag nimmt ihre Oma sie mit auf einen Roadtrip in einem alten Volvo. Mit dabei ist noch die Reinkarnation des verstorbenen Opas - der Hund Bingo-Harry - und eine Anhalterin. Der Beginn einer ganz speziellen Tour. &bdquo;Faust 1+2+3“ für Jugendliche ab 14 Jahren bedient sich bei den ersten beiden Teilen von Goethes Meisterwerk. Autor Felix Krakau rast hindurch und erdichtet gleich noch einen dritten Teil. Das Familienstück der Spielzeit, bekannt auch als Weihnachtsmärchen, ist diesmal nicht übermäßig bekannt: In &bdquo;Tiere im Hotel“ wird Kaninchen Bellhop gleich am ersten Tag zum Vizechef befördert und ist zuständig für das Winterschlaf-Gemach des Bären: VIP-Gast mit Allüren. Doch damit nicht genug, auch umtriebige Waschbären erschweren seinen Job und auch Kommissar Falke muss ermitteln. &bdquo;Es geht vor allem darum, Autoritäten anzuzweifeln“, sagt die leitende Dramaturgin Eva Veiders. Für sie ist das Stück &bdquo;eine sehr gut gemachte Komödie für Kinder“. Wiederaufnahmen des Paderborner Theaters Ergänzt wird die Spielzeit durch vier Wiederaufnahmen: Aus der laufenden Saison bleiben &bdquo;Das Tagebuch der Anne Frank“, &bdquo;Prima Facie“ und &bdquo;Die Verwandlung“ im Programm. Hinzu kommt &bdquo;Der Hässliche“ aus dem Jahr 2022/23. Mahnend aktuell: &bdquo;Das Tagebuch der Anne Frank“ im Paderborner Theater

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