Respekt für Müllers Verzicht auf Landratskandidatur

Kreis Paderborn. Die Nachricht überraschte viele in der politischen Landschaft Paderborns - Landrat Manfred Müller verkündete am Donnerstagmorgen, dass er aus gesundheitlichen Gründen für eine erneute Amtszeit nicht mehr zur Verfügung steht und seine Kandidatur zurückzieht. Die engsten Parteikollegen des 59-Jährigen aus der CDU wissen von seiner Entscheidung schon seit einer Woche. Diese Zeit haben sie bereits genutzt, um abzuwägen, wer als neuer CDU-Kandidat in Frage käme. Am Samstag will der Kreisvorstand der Christdemokraten in einer Video-Konferenz darüber beraten. Ob da schon Vollzug vermeldet werden kann, ist aber offen, wie der CDU-Kreisvorsitzende und Bürgermeister von Bad Wünnenberg, Christoph Rüther, mitteilte. Seit 16 Jahren steht Manfred Müller an der Spitze des Kreises. Der Attelner war ab 1999 erster hauptamtlicher Bürgermeister von Lichtenau und trat 2004 die Nachfolge von Landrat Rudolf Wansleben an. Bei einer erneuten Kandidatur wäre er wohl sehr sicher auch für die nächste Legislaturperiode gewählt worden. Zu groß ist sein Bekanntheitsgrad, sein Renommee. Doch nun werden die Karten neu gemischt. Die CDU muss einen neuen starken Kandidaten aufstellen, die anderen Parteien wittern ihre kleine Chance. CDU-Kreisvorstand tagt am Samstag Bevor Müllers Kandidatur Anfang Februar bekannt gegeben wurde, schwirrten andere Namen aus dem CDU-Lager durch die Gerüchteküche. Unter anderem fiel da oft der Name des Bad Wünnenberger Bürgermeisters. "Dazu kann ich nichts sagen, wir werden uns erst im Kreisvorstand besprechen. Ich habe zudem noch sehr viele Aufgaben hier in unserer Stadt", sagt Rüther. Er selbst sei sehr getroffen gewesen, als Müller ihm seinen Entschluss mitgeteilt habe. "Das kam für alle überraschend", so Rüther, der schon mit einigen aus der CDU darüber gesprochen hatte. "Es tut mir persönlich leid für Manfred Müller. Ich habe immer gerne mit ihm zusammengearbeitet und bin ihm dankbar dafür. Er hat viel bewegt im Kreis Paderborn und wir wollten mit ihm in den Wahlkampf ziehen", fügt der CDU-Kreisvorsitzende an. Müller sei ein streitbarer Geist Burkhard Blienert, Kreisvorsitzender der SPD, war überrascht über Müllers Schritt, "weil seine Partei ihn ja bereits nominiert hatte. Aber Gesundheit geht immer vor. Ich wünsche ihm persönlich alles Gute." Die SPD werde auf jeden Fall einen Landrats-Kandidaten stellen. Namen wollte der Kreisvorsitzende aber noch nicht nennen. Blienert schätzt am Landrat, dass er zwar immer ein streitbarer Geist sei, der aber sehr glaubwürdig und überparteilich für die Interessen des Kreises eintrete. "Er hat sich auch sehr stark für die Erinnerungskultur eingesetzt. Allerdings hätten wir uns etwas mehr Unterstützung und Bereitschaft von ihm bei den Themen Windkraft und Nationalpark gewünscht", so Blienert, der Müller als einen fairen Demokraten bezeichnet. "Immer konstruktiv zusammengearbeitet" Stets auf Augenhöhe und immer sachlich habe man mit Müller diskutieren können, so Norika Creuzmann, Kreisvorsitzende der Grünen. "Auch wenn wir inhaltliche Differenzen hatten, haben wir immer konstruktiv zusammengearbeitet", so Creuzmann. Vor allem der Flughafen und die Kreisumlage seien umstrittene Themen gewesen. "Daher haben wir dem Haushalt auch nicht zugestimmt", erklärt die Kreisvorsitzende. "Nun werden die Karten neu gemischt, denn es ist eine andere Situation als gegen Manfred Müller anzutreten", sagt Norika Creuzmann. Es sei derzeit aber noch offen, ob die Grünen eine Kandidatin oder einen Kandidaten nominieren würden. Müller lebt für die Kommunalpolitik Ähnlich sieht es bei den Freien Demokraten aus. "Wir müssen erst einmal schauen, was die neue Situation für uns bedeutet", teilte Marc Lürbke, Kreisvorsitzender der FDP, auf Anfrage mit. Er habe aber vollen Respekt für die Entscheidung von Müller, der in allen politischen Lagern anerkannt sei. "Es muss aber sehr schwer für ihn gewesen sein, denn er lebt für die Kommunalpolitik. Ich wünsche ihm persönlich alles Beste", sagt Lürbke. "Menschlich bedauere ich es" Hartmut Hüttemann sei es politisch egal, dass Manfred Müller als Landrat nicht mehr kandidiere, "aber menschlich bedauere ich es, denn er hat uns immer fair behandelt", so der stellvertretende Vorsitzende der Freien Bürger-Initiative. Vor zwei Tagen habe er Müller noch bei der interfraktionalen Runde gesehen. "Da war er sehr zurückhaltend. Aber die Entscheidung überrascht mich schon, denn er hängt ja mit viel Herzblut an der Politik", so Hüttemann, der anfügt: "Er hinterlässt uns ein Problem. Schließlich war er auch unter anderem Aufsichtsratvorsitzender des Flughafens." Es sei sicher, dass die FBI eine Kandidatin oder einen Kandidaten stellen wird. Sicher sei, aus Hüttemanns Sicht aber nicht, dass die Kommunalwahl am 13. September aufgrund der Pandemie stattfinden könne. "Der Amtsinhaber hätte bei der Wahl natürlich einen großen Vorteil. Jetzt ist eine neue Situation." Der Landtags-Abgeordnete Bernhard Hoppe-Biermeyer war nach eigener Aussage mit keinem anderen Politiker in den letzten drei Jahren so oft gemeinsam auf Terminen unterwegs wie mit dem Landrat. "Schade, aber verständlich, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen gegen eine erneute Kandidatur entschieden hat. Er ist kompetent, bürgernah, engagiert für die Sache, fleißig und bei allem was er tut immer auch Mensch. Er wird ja noch einige Monate für den Kreis Paderborn arbeiten", so der Delbrücker.

Meistgelesen