Paderborn

So vielfältig war die Paderborner Museumsnacht

Kultur: Bei der Museumsnacht präsentiert sich die große Vielfalt der Paderborner Kunst. Das Epi-Zentrum der guten Laune liegt aber in Schloß Neuhaus

Rappelvoll: Das Weinfest im Marstall in Schloß Neuhaus zog hunderte Besucher an. | © Ulla Meyer

01.09.2019 | 01.09.2019, 14:56

Paderborn. Eigentlich weiß man es ja, doch jedes Jahr kommt man aufs Neue ins Staunen, wie viele Museen, Kunstinitiativen und organisierte Kreativität es in der Paderstadt gibt. Da braucht es schon jährlich eine gute Museumsnacht, die diese Kunstmassen ins richtige Licht stellt. Wer am Samstag da war, hat jedenfalls jetzt eine Ahnung davon, dass wir in einer ziemlich kreativen Stadt leben.

Und jedes Jahr kommt was dazu: in diesem Jahr die lichte Weite hinter der Paderhalle, Großgraffitis im Paderquellgebiet und am Vincenzkloster, das historische Mühlencafe, zur kulinarischen Erbauung gibt es außerdem noch Heinrichs Cafe an der Kaiserpfalz, Markt 5 hat kostenloses Wasser zum Wein im Angebot und am Franz-Stock-Platz laden Capitol und Residenz dazu ein, den „Hans zu tanzen".

19 Uhr: Im Raum für Kunst warten Martin Veit und Jörg Lütkemeier auf Kundschaft, um ihre recht unterschiedlichen Perspektiven zum Thema Wasser zu erläutern. Und weil die Museumsnacht zum Schlendern, Staunen und Verweilen einlädt, sind fixe Termine einfach schwierig einzuhalten. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen und Jörg Lütkemeier gibt daher höchst individuelle Einführungen ins faszinierende Thema. Die Quelle aller Quellen ist für ihn ein einziger Wassertropfen, der durch allerlei digitale Verarbeitung nicht nur geniale Farbprismen zeigt, sondern ganz neue Gestalten annimmt – zum Teil recht gegenständlich.

Darth Vader oder ein alter Indianer?

Man erkennt tatsächlich Dinge, aber ob man nun in dem Farb- und Lichtspektakel einen leibhaftigen Darth Vader oder einen alten Indianer zu erkennen glaubt, bleibt dem Betrachter überlassen. Martin Veits Betrachtungen des Wassers sind eher fließend, wie in einem Endlosvideo zu sehen ist, das eine kaputte Wasserleitung in Georgien zeigt, wo das Wasser mit Druck und ohne jeden Sinn aus der Leitung direkt in einen Fluss gepumpt wird.

20 Uhr: Auf dem Franz-Stock-Platz liegt ein Hauch von Libori, wozu nicht nur die extrem warme Spätsommernacht beiträgt, sondern eine Bühne und angesagtes Catering dazu einladen, den Hans zu tanzen. Die Tanzfläche ist noch leer, doch es versammeln sich immer mehr junge Leute in Erwartung einer Mega-Party. Im angrenzenden Stadtmuseum am Abdinghof hört man nichts von den Elektro-Beats, die den Franz-Stock-Platz noch sehr behutsam beschallen. Hier gibt es die Sonderausstellung zu Annette von Droste-Hülshoff mit dem Titel „Sehnsucht in die Ferne" und eine echte Spontanpremiere: Open Stage für alle, die sich trauen, eine Ballade der Droste vor Publikum vorzutragen. Markus Runte zeigt sich erstaunt über sieben mutige Menschen, von denen der Großteil aber über Bühnenerfahrung verfügt. Klarer Sieger, ermittelt von einer kleinen Fachjury und dem Publikum, ist dann auch der erfahrene Rezitator Tobias Zenker mit seinem Vortrag des berühmten „Knaben im Moor".

Ein klarer Publikumsliebling

Zweiter im Ranking und klarer Publikumsliebling ist der Schüler Lars Appelbaum, der mit seinem Vater Heiko antrat und das Gedicht „An meine Mutter" richtig überzeugend vortrug.

Stark gemacht: Lars Appelbaum rezitiert das Gedicht "An meine Mutter". - © Ulla Meyer
Stark gemacht: Lars Appelbaum rezitiert das Gedicht "An meine Mutter". | © Ulla Meyer

Seit Jahren lädt die Museumspädagogik ein, Dinge auch selber zu gestalten und nicht nur anzuschauen. Auch hier gibt es unglaublich viel in dieser Museumsnacht: Malen im Klostergarten, Pop-up-Karten selbst gemacht, Tiefdruck im Diözesanmuseum, Textilwerkstatt und Brettchenweben.

21 Uhr im Schloss Neuhaus: Wer jetzt erst ankommt, hat leider die Geschichten vom verstorbenen Mops, vom Bier des Herrn Leipniz und andere skurrile Geschichten aus fürstbischöflicher Zeit von Christina Seck und Heiko Grosche verpasst – ebenfalls den „Hofmoor von Neuhaus" von Isabelle Lehn. Natürlich haben alle Museen noch auf, aber das Weinfest im Marstall-Innenhof ist hier das Epi-Zentrum der guten Laune. Extrem voll, ziemlich laut und urgemütlich. Kunst braucht auch mal Pause.