Ins Weltall: Spektakuläre Ausstellung im Paderborner Computermuseum

Paderborn. Für Neil Armstrong war es 1969 nur ein kleiner Schritt. Zwar sind es für die Besucher des Paderborner Computermuseums ein paar Schritte mehr. Doch mit ihnen folgen sie dem ersten Menschen auf dem Mond und allen anderen Astronauten nach. Denn wer durch den dunklen Tunnel im 3. Obergeschosses schreitet, der landet buchstäblich im Weltraum. "Aufbruch ins All", lautet der treffende Name der neuen Sonderausstellung des Heinz-Nixdorf-Museumsforums (HNF), die nun bis zum 5. Januar 2020 die Raumfahrt erlebbar macht - mit teils neuartigen Vermittlungstechniken. Anlass der Sonderschau ist natürlich der 50. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung. "Doch uns ist schnell klar geworden, dass wir weitergehen und einen ganz großen Bogen spannen wollen", sagt Kurator und Projektleiter Michael Mikolajczak. Ihm sei es wichtig gewesen, dass die Ausstellung nicht abstrakt werde. "Familien sollen auf Entdeckungstour gehen können", fasst er den Leitsatz der Schau zusammen: "Heraus aus dem Alltag, hinein ins Weltall." "Besucher werden emotional ins All geschossen" Dazu hat Mikolajczak gemeinsam mit der Agentur ORS-desi3n um den Paderborner Innenarchitekten Alexander Ostermann eine "seriöse Ausstellung mit spielerischen Elementen" geschaffen, wie er es beschreibt. "Wir wollen den Besucher emotional ins All schießen", formuliert es Ostermann. Deshalb beginnt die Schau für die Besucher auch mit einem physischen Erlebnis: In die rund 800 Quadratmeter umfassende Ausstellungsfläche gelangt man durch einen dunklen Tunnel. Sich dann zu orientieren, fällt zunächst schwer. Denn die Kulisse aus dunklen Wänden und abgehängten Decken lässt zunächst nur ausschnittsweise Blicke auf die insgesamt 75 Exponate in neun Themenbereichen zu. Was ausdrücklich beabsichtigt ist. Denn dieser erste Eindruck soll das Erlebnis eines Astronauten begreifbar machen, der sich zum ersten Mal in seiner neuen Umgebung wiederfindet. So leuchtet nur in weiter Ferne die blaue Erdkugel, umgeben von schwarzer Nacht. Die eigentliche Reise durchs All beginnt dann vor rund 4.000 Jahren mit der Himmelsscheibe von Nebra und einer Kuppel, in die der Sternenhimmel hinein projiziert wird. Sie demonstrieren, wie sich die Menschheit den Sternen genähert hat. Sprung ins 20. Jahrhundert: Die Anfänge der Raketenwissenschaft sind mit Krieg und Tod verknüpft. Davon zeugt die zerstörte Brennkammer einer V2-Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg. Gegenüber dieses Original-Artefakts ist ein Nachbau des ersten Satelliten zu sehen, der die Erde umkreiste. Auch die piepsenden Töne des Sputnik können angehört werden. Dann kommt sie, die erste Mondlandung. Und wie: Dem wohl größten Ereignis in der Geschichte der Menschheit ist gut ein Viertel der Ausstellungsfläche gewidmet. Zu sehen ist dort nicht nur ein verkleinertes Modell der Landefähre. Die Besucher können sich im originalgetreuen Nachbau des Cockpits wie Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 fühlen und sogar mit einem Mondauto virtuell über den Erdtrabanten fahren. "Wir haben heute die Technik, um die Raumfahrt erlebbar zu machen", weist HNF-Geschäftsführer Jochen Viehoff denn auch auf eine Besonderheit der Ausstellung hin: die vielfältigen Stationen, die ausdrücklich zum Mitmachen einladen und ein lebensechtes Astronauten-Gefühl aufkommen lassen. Neben der Fahrt im Mondauto können beispielsweise per Augmented Reality die Schichten eines Raumanzugs erkundet werden. Außerdem kann in einer äußerst engen Sojus-Kapsel ein Andockmanöver im All durchgeführt oder per Virtual-Reality-Brille wie Alexander Gerst durch die internationale Raumstation (ISS) geschwebt werden. Mondspielplatz für Kinder Ein riesiges Modell der ISS hängt ebenso von der Decke wie eine Nachbildung der Rosetta-Sonde, die erstmals eine Landeeinheit auf einem Kometen absetzte. Nur zwei von zahlreichen großen wie kleinen Modellen. Dazu kommen noch viele Original-Exponate, die teilweise tatsächlich im Weltraum waren, darunter eine Mondkarte der Apollo-12-Mission und ein Stück Mondgestein selbst, das sogar berührt werden darf. Für Kinder gibt es den Astro-Spielplatz &bdquo;Lunar Lander Land", wo sie selbst einen Fußabdruck in den &bdquo;Mondstaub" drücken und in eine Mondlandefähre klettern können. Walther Pelzer aus dem Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das die Ausstellung mit konzipiert hat, hofft, durch die Ausstellung mehr Menschen für die Raumfahrt und technischen Bereiche begeistern zu können.

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