
Paderborn. Stufe für Stufe erklimmt die Besuchergruppe am Mittwochmittag den Hohen Dom zu Paderborn. Während Libori finden hier nämlich erstmals wieder öffentliche Führungen in den Domturm statt. Dafür stehen die interessierten Besucher sogar Schlange.
Lange warten müssen sie aber nicht. Alle 20 Minuten kommen begeisterte Besucher aus der Kathedrale heraus und die nächste Gruppe darf starten. „Jetzt habe ich aber einen ganz schönen Brummkreisel", scherzt eine Besucherin, während sie leicht torkelnd wieder ins Freie geht.
Im Gänsemarsch geht es für die nächste Gruppe dann die gewendelte Treppe hinauf. Es ist eng, etwas staubig, aber dafür angenehm kühl. Bis zu 15 Leute schleusen Norbert Liehr und Frank Deitelhoff während einer Führung durch den Turm.
Die Zahnraduhr von 1954
In der unteren Glockenstube angekommen, müssen viele Besucher erst einmal verschnaufen. Norbert Liehr jedoch, der zu dem Zeitpunkt bereits seine dritte Führung am Stück hinter sich gebracht hat, fängt direkt an zu erzählen. Die Zeit ist genau getaktet, unten warten schon die Nächsten.
Als erstes zeigt Liehr seiner Gruppe die Zahnraduhr von 1954. „Im Jahr 1970 wurde sie stillgelegt, verstaubte allmählich in der Ecke und geriet dann in Vergessenheit", erklärt er. Im Zuge der Domsanierung habe man „das Schätzchen" aber wiedergefunden und „aus seinem Dornröschenschlaf erweckt".
Aktuell laufe sie in einem Probebetrieb. Das Besondere: Die Zahnraduhr ist mit der Atomuhr in Braunschweig verbunden, so dass sie jederzeit präzise nachjustiert werden könne, sollte sie einmal zu langsam oder zu schnell laufen.
Die zweitgrößte Glocke Deutschlands
„Und wenn sie jetzt nach oben schauen, sehen sie die größte Glocke im Turm", weist Liehr die Besuchergruppe an. Dies sei die Jesus-Christus-Glocke, die ein stolzes Gewicht von 13.520 Kilogramm auf die Waage brächte. Oben drauf käme noch der Klöppel mit einem Gewicht von rund 500 Kilogramm.
Die Jesus-Christus-Glocke ist damit die zweitgrößte Glocke Deutschlands. Nur in Köln gebe es eine Glocke, die das überbieten könne. „Da freuten sich bei einer Führung einmal zwei Kölner. Denen habe ich gesagt: 'Dafür haben wir euch zwei Mal in der Bundesliga geschlagen.'", scherzt Liehr.
Im Anschluss führte Frank Deitelhoff die Besucher über eine Seitentür in das Dach der Bistumskirche. „Unter uns sehen wir das Kirchengewölbe von oben", erklärt er. Am Ende des Ganges konnten schwindelfreie Besucher einen Blick durch ein schmales Fenstergitter nach unten auf den Domplatz werfen.
Bei manch einem Besucher kamen da Erinnerungen hoch. „Das letzte Mal müsste ich hier mit 14 Jahren gewesen sein. Damals durfte man nach ganz oben in den Domturm", erinnert sich Margret Pade, die bald ihren 68. Geburtstag feiere. Das sei Besuchern heute aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich, weil es keine zweite Feuertreppe hinunter gebe, erklärt Liehr später.
INFORMATION
Weitere Führungen während Libori
Am Libori-Donnerstag finden weitere Führungen von 13 Uhr bis 15.30 Uhr sowie von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr statt. Am Freitag von 13 Uhr bis 14.45 Uhr und am Nachmittag von 15.15 Uhr bis 17 Uhr. Am Samstag von 13 Uhr bis 16 Uhr.