Paderborn. Einmal pro Woche erklingt aus dem Paderborner Domturm der dumpfe Ton der 13 Tonnen schweren Glocke "Jesus Christus unser Friede". Seit Ende 2018 wird die große Domglocke immer freitags um 15 Uhr geläutet. Einzeln erklingt die Bronzeglocke mit dem Schlagton e-3 sonst nur ganz selten: Nämlich dann, wenn der Papst oder der Paderborner Erzbischof gestorben ist.
"Wenn sie läutet und es ist nicht 15 Uhr an einem Freitag, dann ist einer der beiden tot", erklärte Theo Halekotte, einer der zwei Glockensachverständigen des Erzbistums, bereits vor einigen Jahren gegenüber der "NW". Er spricht von der gewünschten "Signalwirkung" im Todesfall des Oberhaupts der katholischen Kirche beziehungsweise des Paderborner Oberhirten.
Unmittelbar nach Bekanntwerden der Nachricht wird die musikalische Trauerbotschaft von einem der Domküster aktiviert. "Etwa fünf bis zehn Minuten" schlägt die Totenglocke dann, sagt Halekotte. Am Ostermontag war es nun wieder soweit. Papst Franziskus ist tot.
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Dann läutet die besondere Glocke noch
Die große Domglocke schlägt aber auch nach der Todesnachricht noch weitere Male: So ist sie bis zur Beisetzung mittags nach dem Angelusläuten zu hören. Stirbt der Erzbischof, läutet sie außerdem noch zum Requiem und während der Prozession zur Gruft der Erzbischöfe in der Krypta. All dies ist in der sogenannten Läuteordnung des Doms festgeschrieben.
Niederer Rang, kleinere Glocke
Auch bei anderen Todesfällen aus der Führung des Erzbistums gibt es eine klare Rangordnung. Für Weihbischöfe und Domkapitulare wird die Liboriusglocke geläutet - und zwar ebenfalls unmittelbar nach Erhalt der Todesnachricht sowie zur Beisetzung. Die Glocke aus Gussstahl von 1951 ist 4,7 Tonnen schwer und hat den Schlagton fis-3.
Auch der Tod eines Domvikars wird sofort mit der Totenglocke kund getan. Dann lässt die ebenfalls gussstählerne, aber nur noch 2,5 Tonnen schwere "Regina Pacis" ihren Schlagton a=0 über den Dächern Paderborns ertönen. Beide Glocken läuten auch zum Requiem und während der Prozession zum Kapitelsfriedhof.
Todesnachricht als Scherz?
Theo Halekotte erinnerte sich im Gespräch 2019 noch eine besondere Anekdote: Als Lorenz Kardinal Jaeger 1975 starb, wurde leicht verspätet geläutet. Der Grund ist im Datum seines Todes zu finden. Weil der Erzbischof ausgerechnet am 1. April dahinschied, vermuteten einige Bistumsmitarbeiter zunächst einen Aprilscherz. So wurde erst nach mehrmaligem Rückversichern geläutet. Für seinen Nachfolger, Johannes Joachim Kardinal Degenhardt, läutete sie am 25. Juli 2002 um Punkt 7.15 Uhr - zwei Tage vor Beginn des Liborifestes.
Transparente Berichterstattung: Dieser Artikel ist bereits im Januar 2019 erstmalig veröffentlicht worden.