Paderborn/Lichtenau. Alltag ist etwas, was in Zeiten von Corona neu definiert werden muss und oftmals wie ein verlorenes El Dorado anmutet. Um so interessanter ist es, wenn ein Alltagsgegenstand zum Retter in der Corona-Not wird – ein Zollstock.
Naheliegend, denn selten wurde so viel über Abstand gesprochen wie aktuell. „Dieser Zollstock ist nicht nur ein Werkzeug, sondern ein Statement", sagt Anette Albers, die die Idee zu einer ungewöhnlichen Spendenaktion hatte, in deren Mittelpunkt der Zollstock steht. Gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Albers und den Kindern Nina und Jannis wurde ihre Idee umgesetzt.

Thomas Albers ist Geschäftsführer des familiengeführten Unternehmens „Maßstab Diamant" in Löhne, das Zollstöcke und Bleistifte herstellt. Von der Idee seiner Frau war er sofort begeistert. „Die Frage ist doch immer, was können wir dazu beitragen, dass sich etwas Solidarisches für die Gesellschaft ergibt", so Albers, in dessen Betrieb 30 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Auch er merkt die Krise und musste bereits Angestellte der Verwaltung in Kurzarbeit schicken. Das Motto der ungewöhnlichen Spendenaktion „2 Meter für meine Stadt" kam von Tochter Nina. „Wir haben die ersten 1.000 Zollstöcke aufgelegt und geben diese gegen eine Spende von zehn Euro ab. Die Einnahmen werden komplett als Spende weitergereicht", erklärt Nina Albers die Aktion.
Je 2.000 Euro für fünf Gastronomie-Betriebe
Ziel ist es 10.000 Euro zu sammeln. Dieses Geld wird dann unter insgesamt fünf Gastronomie-Betriebe in Paderborn aufgeteilt. „Jeweils 2.000 Euro sollen das Café Central, Café Koberstein, La Granada, das Mühlencafé und das Sputnik bekommen", sagt Jannis Albers, „das sind nur einige von vielen, die es verdient hätten." Darum soll die Aktion nach den 1.000 Zollstöcken auch nicht zu Ende sein.
Es besteht weiterhin die Möglichkeit, Zollstöcke für drei Euro pro Stück zu erwerben und dann gegen die Spende von zehn Euro weiterzureichen. Wem das Geld dann zu Gute kommt, entscheidet derjenige, der die Zollstöcke erworben hat. Ab 60 Stück können die Zollstöcke erworben werden.
Auch ein Anwalt aus Lichtenau beteiligt sich an der Aktion. „Wir werden unsere Spendensumme an ein kleines Busunternehmen geben, dem alle Fahrten weggebrochen sind", sagt Joachim Schulte, von der Anwaltskanzlei Fust & Schulte. Wie alle Mitstreiter dieses Projektes arbeitet auch die Kanzlei ehrenamtlich mit und kümmert sich um die transparente Abrechnung der Gelder.
Das Ziel ist eine Million Zollstöcke
„Das Ziel ist eine Million Zollstöcke. Wir möchten dazu beitragen, dass Lokalkolorit aufrecht erhalten wird", sagt Anette Albers. Entworfen wurde das Motiv des Zollstocks vom Künstler Herman aus Paderborn. „Es gibt zwei Motive. Einmal natürlich der Hase mit Mundschutz. Aber auch eine Katze ist möglich.
Die Motive stehen zwischen zwei Herzen oder Blumen, die als Symbol für die Menschen stehen, die einem lieb sind und die man nun auf Abstand halten muss. Im Hintergrund ist die jeweilige Skyline der Stadt zu sehen, für die der Stock bestellt wird", sagt Herman, dessen Kunst auch auf Mundschutze gern gesehen ist. „Für einen Fotografen designe ich gerade einen Schutz mit Smiley", erklärt der Paderborner.
Neben Tier und Skyline ist auch der jeweilige Name der Stadt sowie der Name der Firma oder Person, die den Zollstock bestellt hat, zu lesen. Bereits 300 Zollstöcke der ersten 1.000 sind gegen eine Spende abgegeben worden. Als vierter ehrenamtlicher Akteur dieses Spendenprojekts ist die Webdesign-Firma „Netfellows" aus Paderborn mit im Boot. Sie setzen die Aktion digital in Szene, so dass Interessierte schnell Kontakt aufnehmen können. www.zweimeterfuermeinestadt.de