Wir versus Corona: Spenden fürs Lieblingscafé oder die Stammkneipe

Paderborn. Die aktuell geltenden Schutzmaßnahmen zur Ausbreitung des Coronavirus treffen Gastronomen, Einzelhändler und Unternehmen in Paderborn schwer. Von heute auf morgen mussten sie schließen. Der Großteil ihrer Einnahmen ist weggebrochen - für viele eine existenzbedrohende Situation. Und dennoch zeigen viele Menschen gerade in dieser Lage große Solidarität und Kreativität. Restaurants etwa versuchen über Lieferdienste Einnahmen zu generieren, Gutscheine werden verkauft, Diskotheken bieten DJ-Livestreams an. Und auch die Spendenbereitschaft ist hoch. Sechs Studierende aus Paderborn haben deshalb eine Plattform entwickelt, auf der das Lieblingscafé, die Stammkneipe oder auch das Restaurant nebenan mit Spendenbeiträgen unterstützt werden kann. "Wir vs. Corona" heißt die Initiative. Innerhalb weniger Tage haben sich zahlreiche Gastronomen und kleine Händler aus der Umgebung registriert und mehrere tausend Euro an Spenden sind zusammengekommen. Spenden sollen Einkommen während der Krise schaffen Freddi Lange (20) hat die Aktion zusammen mit fünf Freunden ins Leben gerufen. Sie alle sind in Paderborn zur Schule gegangen, haben ihre Jugend hier verbracht. "Wir haben uns in Cafés getroffen, Bier in den Kneipen getrunken, in den Klubs gefeiert", sagt er, "jetzt waren wir besorgt, wie die Stadt wohl nach der Krise aussehen wird". Mit ihrer Plattform wollen sie es Lokalen und Unternehmen ermöglichen, auch in Zeiten von Corona ein gewisses Einkommen zu erzielen. "Die Idee ist, dass man die drei oder fünf Euro, die man sonst für einen Kaffee oder ein Bier ausgibt, jetzt spendet, solange die Läden nicht öffnen können", erklärt Lange. Die Plattform richtet sich vor allem an kleinere und inhabergeführte Geschäfte, weniger an die großen Ketten. Das Ganze funktioniert über gofundme, ein Online-Angebot zum Spendensammeln für Privatpersonen, Gruppen oder Organisationen. Dort wird für jeden eine eigene Spendenkampagne angelegt. Die Organisatoren von "Wir vs. Corona" kontaktieren Gastronomen und Einzelhändler, unterstützen beim Anlegen der Kampagnen und sammeln diese zentralisiert auf einer Homepage. "Sehr glücklich" über Unterstützung der Spender Wie viele Gastronomen hat die Krise auch das El Chingón am Kamp schwer getroffen. "Eigentlich wollten wir in diesen Tagen ein neues Restaurant, das Allemann, eröffnen", sagt Betreiber Benedikt Paus. Dann machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung. Auch er freut sich über die Unterstützung der Spender, darunter viele Stammgäste: "Wir sind sehr glücklich, dass so viele Leute sich dafür einsetzen, dass wir nicht den Bach runter gehen." Weil die Spenden allein trotzdem nicht reichen würden, um die Kosten zu decken, setzen Paus und sein Team auf eine weitere Einnahmequelle: Innerhalb der Kernstadt bieten sie einen Lieferservice an. "Das mal eben so auf die Beine zu stellen, ist nicht einfach, aber wir hatten zum Glück schon einen Fuß in der Tür", sagt Paus. Ursprünglich war geplant, den Lieferdienst ab dem 1. April sowieso anzubieten. Kurzerhand wurde improvisiert und der Start vorgezogen. Spontaner Hilferuf Sandra Koberstein, die seit dreieinhalb Jahren das Café Koberstein betreibt, ist begeistert von der Resonanz auf ihren spontanen Hilferuf. Noch bevor die Gruppe von "Wir vs. Corona" auf sie zugekommen sei, habe sie bereits eine Spendenkampagne bei Gofundme angelegt. "Als am 18. März feststand, dass ich das Café schließen muss, hatte ich tatsächlich Existenzängste", sagt Koberstein. Zu dem Zeitpunkt, als sie den Spendenaufruf getätigt habe, sei noch überhaupt nicht abzusehen gewesen, ob und wann es staatliche Unterstützung geben würde - dennoch hat sie weiterhin Kosten und keinerlei Einnahmen. Inzwischen sind mehrere tausend Euro an Spenden zusammengekommen. "Es ist unglaublich, wie viele Leute mitmachen", sagt sie. "Jetzt muss ich abwarten, wie weit mich das trägt." Zusammen mit der staatlichen Unterstützung, auf die sie nun ebenfalls Aussicht hat, sei sie "einigermaßen optimistisch, die Zeit irgendwie zu überstehen" und nach der Pandemie wieder öffnen zu können. Weitere Infos: www.wirvscorona.de

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