"Wasser für Labgar": Seit zehn Jahren Hilfe für Menschen im Senegal

Hövelhof/Labgar. Die wichtige Bohrung für den Brunnen stockt. Das Wasser muss fließen, erst dann wollen Mor Séne und die Hövelhoferin Dorothea Martl weitere Projektideen angehen. Davon haben sie noch viele. Doch das Wasser ist der Schlüssel, alles hängt in dieser trockenen Gegend am Rande der Sahelzone von der Verfügbarkeit des Wassers ab. Die Gründer des Entwicklungshilfeprojektes &bdquo;Wasser für Labgar“ bleiben kämpferisch – und optimistisch. Es wäre nicht das erste Problem, das sie gemeinsam gelöst hätten. Seit nunmehr zehn Jahren unterstützt der Verein die Menschen im Senegal und will ihnen eine Bleibeperspektive verschaffen. Es beginnt mit einer Zufallsbegegnung und einer Idee. Dorothea Martl und Mor Séne laufen sich sprichwörtlich über den Weg. Schon 2007 – beim Joggen – im Wald. Sie lernen sich kennen. Mor Séne berichtet von seiner Heimat im Senegal, die er als junger Mann in Richtung Europa verlassen hat. Und von der Wasserknappheit in seiner Heimatstadt Labgar.&bdquo;Ich will etwas für meine Leute tun“, dieser Satz ist Dorothea Martl bis heute gut in Erinnerung. Beim Reden bleibt es nicht, die beiden nehmen sich vor, eine Wasserleitung vom Brunnen ins Dorf zu legen. Das größte Problem der Menschen in Labgar ist nämlich die Beschaffung von frischem Trinkwasser. Kurz vor Mor Sénes 60. Geburtstag, am 1. Februar 2012, schreibt Dorothea Martl einfach mal seinen Arbeitgeber Claas in Harsewinkel an und bittet um einen Zuschuss für das Vorhaben. Unverhofft spendet das Unternehmen tatsächlich 3.000 Euro, weitere 1.200 Euro tragen private Spender bei. Es kann losgehen.Mit Spitzhacke und Schaufel Gemeinsam reisen Martl und Séne Ende März 2012 in den Senegal. Sie kaufen Material und motivieren die Bewohner. Im April reißen 20 junge Menschen aus dem Dorf den harten, trockenen Boden auf. Alles ohne Maschinen, nur mit Spitzhacken und Schaufeln. Einige Werkzeuge brechen. Die Männer schneiden dicke Äste zurecht und reparieren sie notdürftig. Innerhalb von zwei Tagen heben sie einen 415 Meter langen Graben für die Trinkwasserleitung aus. Vom Wasserturm zum Krankenhaus, zur Schule und zur Dorfmitte. Fünf neue Wasserstellen entstehen.&bdquo;Es war der Wahnsinn“, schreibt Dorothea Martl in ihrem kleinen Buch, das sie anlässlich des fünfjährigen Bestehens – aus heutiger Sicht zur Halbzeit des Hilfsprojektes – in nachdenklichen Stunden verfasst. &bdquo;Wasser für Labgar – Ein Herzensprojekt“, so betitelt sie ihr sehr persönliches Buch, das vor allem Mitgliedern des Fördervereins und Freunden das Projekt näherbringen soll. In seinem Vorwort schreibt der CDU-Politiker Carsten Linnemann: &bdquo;Es gibt Menschen, die nicht nur reden, sondern handeln.“ &bdquo;Und als das erste Wasser aus dem Hahn kam, flossen bei uns die Tränen. Es war alles so ergreifend“, schreibt Dorothea Martl, die bei den Einwohnern den Spitznamen &bdquo;Engel Doro“ erhält. Eine Familie benennt später sogar ihr neugeborenes Kind nach ihr. Der Name des Fördervereins, den die beiden Freunde im Sommer darauf offiziell gründen, könnte das Ziel, den Ansporn und die Forderung kaum besser vereinen: &bdquo;Wasser für Labgar“. Mor Séne überlässt Dorothea Martl den Vereinsvorsitz. Sie zieht in Deutschland die Fäden, plant und akquiriert neue Spender und Sponsoren, er reist jedes Jahr in den Senegal, um vor Ort die angestoßenen Projekte in Gang zu halten. Zusammen mit seinem Cousin Baba und dessen Familie. Diese Aufgabenteilung erweist sich als Schlüssel zum Erfolg. Denn bei der Wasserleitung bleibt es nicht. Schnell wird klar, dass es weitergehen muss. Die alte Dieselpumpe ist störanfällig und schafft die zusätzlichen Wege erst recht nicht. Zudem ist Diesel im Senegal einfach zu teuer. Eine Solarpumpe soll her. Sonnenschein gibt es reichlich. Aber wie an das Geld für die Pumpe herankommen? Den nächsten Anschub gibt die Kolpingsfamilie Hövelhof. Dorothea Martls Nachbar Konni Reller, Gründungsmitglied der Kolpingfamilie, macht sich für den Verein stark. Waffeln backen, Solidaritätsessen oder Afrikanische Abende – die Erlöse fließen in die Kasse des Entwicklungshilfevereins. Das Projekt wächst. Weitere Infos: www.foerderverein-wasser-fuer-labgar.de

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