Hochspannungsleitung im Kreis Paderborn wird abgebaut

Kreis Paderborn. Sie gehören zum Landschaftsbild an vielen Stellen im Kreis Paderborn: Hochspannungsleitungen mitsamt ihren mächtigen Masten sind Lebensadern der Gesellschaft, denn sie transportieren den Strom, der sowohl wertvolle Industrie-Maschinen als auch die Weihnachtsbeleuchtung in Wohnungen mit Energie versorgt. Schon bald werden im nördlichen Kreisgebiet aber eine Stromtrasse und alle zugehörigen Stahlmasten verschwinden. Dennoch soll weiter genug Strom fließen. Der Netzbetreiber Tennet bestätigt auf NW-Anfrage, dass die 220-Kilovolt-(kV)-Leitung vom Umspannwerk in Elsen zum Umspannwerk in Bielefeld-Bechterdissen überflüssig ist und zurückgebaut wird. Es handelt sich um die kleinere von zwei weitgehend parallel laufenden Leitungen. Die recht gerade Strecke sei 25 Kilometer lang und verläuft in etwa parallel zur Autobahn 33, teilt ein Tennet-Sprecher mit. Der Kraftakt beim Abbau sind die 80 Masten, an denen die Stromleitungen aufgehängt sind. Die Masten werden demontiert, später sollen auch die Fundamente entfernt werden. Bereits im November und Dezember waren Monteur-Trupps in Schwindel erregender Höhe auf den Masten in Hövelhof aktiv. Derzeit endet die Leitung bereits in der Hövelhofer Moosheide. Modernere Leitungen sollen effizienter sein Laut Tennet wurde die 220-kV-Trasse in zwei Abschnitten errichtet. Ein Teil der Leitung stamme aus den Jahren 1962 bis 1963, ein zweiter Teil aus den Jahren 1967 bis 1968. Heutzutage sei die 220-kV-Ebene nicht mehr auf der Höhe der Technik, darum werde sie, "wo möglich und aus netztopologischer Sicht sinnvoll", in ganz Deutschland nach und nach zurückgebaut. Die parallel verlaufende Trasse mit weitaus größeren Masten schickt den Strom über 380-kV-Leitungen. Mithilfe dieser Spannungsebene könne Strom "effizienter über größere Strecken transportiert werden". Darüber hinaus seien die alten 220-kV-Leitungen "in der Regel auf einen regionalen bis auf Bundesländebene großen Raum ausgelegt", teilt der Sprecher mit. Für den überregionalen Transport über Bundesländergrenzen hinweg eigneten sich die 380-kV-Leitungen besser. 1957 sei in Deutschland die erste 380-kV-Leitung in Betrieb gegangen und habe die bis dahin vorherrschende 220-kV- und 110-kV-Ebenen ergänzt. Der Strom fließe durch die Leitungen in beide Richtungen und der Transport sei tagesaktuell abhängig vom Verbrauch und den Stromproduktionsstandorten. Aufgrund der Energiewende seien die Stromflüsse heutzutage überwiegend von Nord(-Ost) nach Süd(-West) zu verzeichnen. Der Grund sei im Norden eine Überproduktion von küstennah erzeugtem Windstrom, der im verbrauchstarken Westen und im Süden benötigt werde. Da die 220-kV-Leitung zwischen Paderborn und Bielefeld aber auch dafür keine Rolle gespielt habe, könne sie nun zurückgebaut werden. Eine Ersatztrasse sei nicht vorgesehen, da die 380-kV-Leitung den Strom-Transport komplett übernehmen könne. Auch diese Leitung gehört dem Unternehmen Tennet, einer Tochter des gleichnamigen niederländischen Stromnetzbetreibers. Das ist der Zeitplan Und so soll der Rückbau der Strom-Riesen vonstatten gehen: Zuerst werden laut Übertragungsnetzbetreiber die stromführenden Leiterseile und das Blitzschutz-Erdseil, das stets über die Mastspitze geführt wird, abgerollt. Dann sollen die so genannten Isolatorenketten demontiert werden. Anschließend folgten die Demontage der Masttraversen und dann die Mastschafte. Zum Schluss sollen die Fundamente demontiert werden. Tennet veranschlagt für das Projekt einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Die Arbeiten haben im Oktober begonnen und sollen, sofern die Coronabeschränkungen mit all ihren Auswirkungen den Zeitplan nicht nach hinten verschieben, Mitte 2021 abgeschlossen sein. Die 220-kV-Leitung hat übrigens noch ein kleines Anhängsel: vom Umspannwerk in Elsen bis zum Umspannwerk an der Borchener Straße in Paderborn (Paderborn-Süd). Dieses 6,6 Kilometer lange Teilstück hat der Übertragungsnetzbetreiber Avacon von Tennet übernommen und betreibt es seit 2019 als 110-kV-Leitung. Wie eine Avacon-Sprecherin bestätigt, soll dieser Abschnitt "in den kommenden Jahren noch saniert und auch langfristig weiterbetrieben" werden.

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