Tennet muss im Kreis Höxter ein neues großes Umspannwerk bauen

Marienmünster-Vörden/Kreis Höxter. Es sei schon &bdquo;Wahnsinn“, wie viele Windräder im Kreis Höxter neu gebaut werden, sagt Marco Bräuer vom Stromnetzbetreiber Tennet. Mehrere Hundert neue Anlagen, die alle viel Strom erzeugen, der irgendwo in Ballungsgebieten dringend gebraucht wird. Damit das gelingt, müssen dringend die Stromnetze in der Region ausgebaut werden. Ein – auch überregional – besonders bedeutsames Projekt firmiert im Netzausbauplan Deutschlands unter der schnöden bürokratischen Bezeichnung P212. Nach vielen Jahren Planung soll es jetzt umgesetzt werden. Vor allem rund um Vörden wird sich einiges verändern. P212 – dahinter steckt die Sanierung der in den 1960er Jahren gebauten Höchtsspannungsleitung von Landsbergen in Niedersachsen ins Nordhessische Borken. Im Kreis Höxter führt sich durch Marienmünster, Brakel, Höxter und Beverungen bis nach Würgassen – rund 45 Kilometer. Doch die Leiterseile, wie sie offiziell genannt werden, und Isolatoren sind alt, können die in den kommenden Jahren notwendigen Stromkapazitäten nicht aufnehmen. 4.000 Ampere werden laut Prognose gebraucht, aktuell sind es 2.600. Höchstspannungsleitung im Kreis Höxter ist sehr alt Um Kosten zu sparen, haben sich die Stromnetzbetreiber die schön klingende Abkürzung NOVA ausgedacht, die für &bdquo;Netz-Optimierung vor Verstärkung vor Ausbau“ steht. Optimierung sei beispielsweise durch ein sogenanntes Freileitungsmonitoring möglich, erklärt der Stromnetzbetreiber Tennet auf seiner Projekt-Homepage. Heißt: Die Leitungen werden je nach Wetter ausgelastet. Höchstspannungsleitung: Tennet verstärkt sein Übertragungsnetz bei Beverungen &bdquo;Bei kälteren Temperaturen oder Wind kann so mehr Energie übertragen werden. Doch auch hier gibt es Grenzen: Einzelne Leiterseile dürfen nicht heißer als 80 Grad Celsius werden – das heißt, die Energiemenge kann selbst im Winter nicht beliebig gesteigert werden“, erklärt das Unternehmen. Das reicht im Kreis Höxter aber nicht aus. Deshalb soll hier eine Umbeseilung mit modernen Hochtemperaturleiterseilen erfolgen – zumal die Stromleitungen selbst mit über 60 Jahren ihr &bdquo;Lebensende“ erreicht haben. Die Masten selbst bleiben stehen. Sie sind auf eine Lebensdauer von 100 Jahren ausgelegt. Auch die Strommasten werden überprüft Allerdings wurden sie von Tennet im Zuge der Projektplanung allesamt überprüft. &bdquo;An einigen Stellen sind sicherlich auch ein paar Stahl- oder Fundamentarbeiten notwendig“, sagt Marco Bräuer im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Davon werde die Bevölkerung aber kaum etwas mitbekommen, denn es sind kleine Bautrupps mit Transportern, die irgendwo auf den Feldern werkeln. Schon im Sommer sollen die Arbeiten beginnen. Die Grundstückseigentümer, meist Landwirte, sind schon länger informiert. Eine Info-Veranstaltung für alle interessierten Bürger ist am 5. Juni um 17.30 Uhr im Gasthaus Vörden geplant. Dort wird Bräuer, der bei Tennet unter anderem Referent für Bürgerbeteiligung ist, die Bevölkerung aber auch über ein insbesondere für Vörden besonders wichtiges Projekt informieren: den Bau eines neuen, riesigen Umspannwerkes. Es soll an der Kreisstraße 59 zwischen Vörden und Hohehaus in unmittelbarer Nähe der bestehenden 380.000-Volt-Trasse entstehen. Großes neues Umspannwerk auf der grünen Wiese Warum ist das notwendig – Vörden hat doch bereits ein sehr großes Umspannwerk, in das verschiedene Stromnetzbetreiber aktuell mehrere Millionen Euro investieren. Erst Anfang Mai war ein großer Transformator geliefert worden. Dennoch: &bdquo;Das bestehende Umspannwerk Vörden erfüllt nicht die Anforderungen für die durch die Netzverstärkung höheren Transportkapazitäten der Stromkreise“. Auf gut Deutsch – es ist zu klein. Ein Standort ist inzwischen gefunden. &bdquo;Doch bevor der Bau starten kann, sind noch eine Reihe wichtiger Planungsschritte durchzuführen und die notwendigen behördlichen Genehmigungen einzuholen. Derzeit befinden wir uns in der Detailplanung, um die Dokumente für die Genehmigungsunterlagen vorzubereiten“, erläutert Bräuer. Transformatoren mit teilweise mehr als 300 Tonnen Gewicht Ist alles so weit, werden auf einer riesigen Betonplatte die technischen Komponenten aufgebaut. Das wird in Teilen spektakulär für den interessierten Beobachter, weiß auch der Tennet-Referent: &bdquo;Eindrücklich ist der Transport der Transformatoren, die zum Teil ein Transportgewicht von über 300 Tonnen haben.“ Bis das so weit ist, wird es noch ein Weilchen dauern, denn es gibt noch keinen genauen Bauzeitenplan. Fest steht aber, dass die Inbetriebnahme 2030 erfolgen soll. Umspannwerk: Nach Zwangspause erreicht der Mega-Trafo Würgassen Gut für Vörden: Das neue Umspannwerk auf der anderen Seite der Ortschaft macht eine Neutrassierung der Höchstspannungsleitung auf Höhe der Ortschaft notwendig. &bdquo;Dadurch rückt die Leitung dann weiter weg aus Vörden“ erklärt Bräuer. Die Höchstspannungsmasten, die direkt an der Ortslage Vördens zum Bestandsumspannwerk Vörden gehen, können nach Abschluss des Umspannwerk-Neubaus zurückgebaut werden. Strom wird trotz Instandhaltungsmaßnahmen nicht abgeschaltet Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn um die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten, werden zwischen dem neuen Umspannwerk zwei neue zwei Hochspannungstrassen zum Verteilernetzbetreiber (Bestandsumspannwerk Vörden) errichtet. Und die Kosten für P212 und das neue Umspannwerk? Bei dieser Frage hält sich das Unternehmen bedeckt, auch wenn es viele Millionen Euro sind. Bräuer formuliert es so: &bdquo;Tennet wird in den nächsten zehn Jahren rund 200 Milliarden Euro in den Netzausbau investieren – 45 Prozent davon in den Niederlanden und 55 Prozent in Deutschland. Die Investitionen für die Netzverstärkung Landesbergen – Borken und den Neubau des Umspannwerks Marienmünster sind darin inkludiert.“ Übrigens: Niemand muss Angst haben, dass wegen der Arbeiten plötzlich der Strom abgeschaltet wird. &bdquo;Das Höchstspannungsnetz ist so aufgebaut, dass Teile des Netzes für geplante Instandhaltungsarbeiten abgeschaltet werden können, ohne dass dadurch die Stromversorgung für die Verbraucher beeinträchtigt wird“, erklärt Tennet abschließend.

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