Stromnetzbetreiber verlegt neue Leitung für Windstrom durch Bad Oeynhausen, Löhne und Hüllhorst

Bad Oeynhausen. Die Wallücke im Wiehengebirge ist nicht nur für den Straßenverkehr im Mühlenkreis eine wichtige Verbindung in den Süden. Auch für Strom ist die Lücke im Berg eine entscheidende Stelle, denn hier fließt Strom aus zahlreichen Windkraftanlagen von Nord nach Süd. Der Netzbetreiber Tennet will diese Stromtrasse ausbauen und hat dafür ein Planfeststellungsverfahren zur &bdquo;Elbe-Lippe-Leitung-Süd“ in Gang gesetzt. Direkt betroffen sind nach Tennet-Angaben etwa 50 Eigentümer in Bad Oeynhausen, etwa 40 in Löhne und etwa 30 in Hüllhorst. Wie viele Menschen insgesamt betroffen sind, ist unklar. Einer der direkt betroffenen Eigentümer ist Heinrich Struckmeier aus Wulferdingsen. Der 81-jährige Bad Oeynhausener lebt seit ungefähr 50 Jahren neben einem 78 Meter hohen Hochspannungsmasten mit einem gewaltigen Betonfundament. Die Pläne von Tennet sehen vor, dass an seinem Mast künftig Hochtemperaturleitungen hängen, die auf 80 Grad ausgelegt sind, aber auch heißer werden können. Für den Umbau wird auf dem etwa einen Hektar großen Grundstück, auf dem auch der Karbach entspringt, eine Baustraße gebaut und eine größere Arbeitsfläche eingerichtet. Struckmeier ist darüber nicht glücklich. Vor allem ein Punkt ärgert den Wulferdingsener, der sich selbst als &bdquo;Wallücker Jungen“ sieht: Tennet will künftig deutlich mehr Strom durch die Leitung schicken als bislang. &bdquo;Wir brauchen alle Strom“, sagt Struckmeier. &bdquo;Aber ich möchte nicht, dass der hier noch stärker wird.“ Für Struckmeier ist der Eingriff ins Netz eine wesentliche Veränderung. Dagegen will er vorgehen, auch wenn er die Ertüchtigung der Trasse wohl nicht verhindern kann. Darüber ist er sich im Klaren. Tennt baut eine zweite Leitungstrasse - als Umleitung Bislang ist das Planfeststellungsverfahren unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle der Öffentlichkeit verlaufen. Es wird von der Bezirksregierung Detmold, Dezernat 25, Leopoldstraße 15 in 32756 Detmold, geführt. Einwände von Betroffenen können schriftlich, als Brief, als E-Mail (pfv25@bezreg-detmold.nrw.de) oder mündlich zur Niederschrift übermittelt werden. Das geht auch im Rathaus der Stadt Bad Oeynhausen, Ostkorso 8. Allerdings ist nicht mehr viel Zeit: Betroffene können noch bis Mittwoch, 25. Juni, Einwände erheben. Die Planunterlagen sind nur noch bis Mittwoch, 11. Juni, einsehbar. Struckmeier bevorzugt den Brief. &bdquo;Ich kann kein Computer“, sagt er knapp. Das ist auch der Grund, warum er sich die Baupläne von Tennet hat zeigen lassen; es gäbe sie auch mit digitaler Lupenfunktion im Internet. Tennet, erzählt Stuckmeier, habe drei Infoveranstaltungen für Betroffene angeboten: in Petershagen, in Minden und in Herford. &bdquo;Doch da gab’s nur Blabla.“ Erst beim Blick auf die ausgedruckten Karten habe er erfahren, dass nicht nur neue Strippen zwischen den Hochspannungsmasten gezogen würden, sondern auch eine provisorische neue Stromtrasse wenige Meter daneben gebaut wird. Er schlägt dagegen vor, die Trassen nicht über, sondern durch den Berg zu bauen. Nach Angaben des Stromnetzbetreibers Tennet ist die Elbe-Lippe-Leitung Süd &bdquo;eine der wichtigsten Leitungen für den Nord-Süd Stromtransport“. Sie müsse &bdquo;möglichst ununterbrochen“ in Betrieb bleiben. Die provisorischen Leitungen nehmen ungefähr genauso viel Platz in Anspruch wie die bestehende Leitung. Allerdings sind die Masten niedriger und stehen dichter zusammen, damit die Leitungen nicht durchhängen. Tennet baut die Umleitung um die Stromtrasse herum, also auch querfeldein. Gebäude müssen dafür nicht abgerissen werden. Allerdings benötigen die Bauarbeiter zusätzliche Arbeits- und Verkehrsflächen, also auch Raum auf den Äckern, Feldern sowie den angrenzenden Straßen und Wegen. Ob und wann dafür Straßensperrungen nötig werden, ist offenbar noch unklar. Fest steht allerdings: Die Baustelle wird wandern. Die Trassenbauer werden sich vermutlich ab 2026 durch Bad Oeynhausen, Löhne und Hüllhorst arbeiten. Lesen Sie auch: Im Kreis Herford soll 60 Kilometer lange Stromtrasse ausgebaut werden Zeitweise zwei Stromtrassen Die provisorische Leitung wird auch nicht überall gebaut. Zwischen Wallücke und Siedinghausen wird in der Stromumleitung eine Lücke klaffen. Tennet erklärt das auf Nachfrage mit den vielen Bäumen in der Gegend. Das Wiehengebirge sei ein &bdquo;stark bewaldeter Bergrücken“. Die bestehende Stromleitung führe zwar über die Wallücke, die verfügbare Fläche reiche aber nicht aus, um auch das Provisorium dort entlangzuführen. &bdquo;Dafür wären auch Gehölzentfernungen notwendig, die aufgrund der exponierten Lage deutlich sichtbar wären“, schreibt Tennet-Bürgerreferent Andreas Dennighoff. Die Stromumleitung wäre nach kurzer Zeit wieder verschwunden, die Bäume aber wären für immer gefällt. Stattdessen wird Tennet die Zeitfenster nutzen, in denen der Strom in der Hauptleitung abgeschaltet wird. Das ist notwendig, damit beispielsweise die Umleitungstrasse an die bestehende Stromtrasse angeschlossen werden kann. Diese Zeitfenster würden so vorausgeplant, dass die Stromversorgung über andere Leitungen sichergestellt bleibt, versichert Tennet. Im Werretal sollen die Lichter nicht ausgehen. Das Leitungsnetz hat derzeit eine Stromspannung von 380 Kilovolt. Das soll auch künftig so bleiben. Das elektrische Feld verändere sich damit nicht, erklärt Tennet. Allerdings wird sich die Stromstärke in der Leitung verändern, es soll ja künftig auch deutlich mehr Strom durchs Netz transportiert werden. Bislang sind das 2.700 Ampere, es sollen künftig 4.000 Ampere werden. Damit erhöhe sich das magnetische Feld, so der Stromnetzbetreiber und versichert: &bdquo;Unabhängig von der Leistung, die über eine Leitung läuft, hält Tennet gesetzliche Grenzwerte jederzeit ein.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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