Mehr Windkraft macht mehr Hochspannungsleitungen im Kreis Höxter notwendig

Kreis Höxter. Wo man auch hinschaut, wachsen neue Türme in den Himmel: In Höchstgeschwindigkeit werden derzeit neue Windkraftanlagen im Kreis Höxter errichtet. Die sollen riesige Menge Strom produzieren, der irgendwie abtransportiert werden muss. Deshalb planen die verschiedenen Stromnetzbetreiber in der Region einen massiven Netzausbau, der nicht nur viele Millionen Euro kostet, sondern auch das Landschaftsbild weiter verändert. Die Frage ist einfach: Was kommt da jetzt auf die Bürger noch zu? Die Antwort der Energieunternehmen dafür ist allerdings umso komplizierter. Schon deshalb, weil es ganz verschiedene Stromnetzebenen gibt, die auch noch verschiedenen Unternehmen gehören – ablesbar vor allem an der Höhe der Strommasten. Zunächst zum Höchstspannungsnetz. Da ist zum einen die bekannte Stromautobahn Südlink geplant, die einmal quer durch den Kreis Höxter gehen wird und schon jahrelang intensiv diskutiert wird. Sie kommt unter die Erde. Dazu wurde schon sehr viel gesagt und geschrieben. Tennet sagt nichts zu den Kosten seines Projekts Quer durch den Kreis Höxter geht aber auch eine 380.000-Volt-Trasse, die in Landesbergen in Niedersachsen beginnt und im nordhessischen Borken endet. Sie ist schon mehr als 50 Jahre und soll jetzt kräftig ausgebaut werden. 4.000 Ampere werden laut Prognose gebraucht, aktuell sind es 2.600. Zu den Kosten sagt das Unternehmen Tennet, dem die Stromleitung gehört, nichts. Wohl aber,dass neue Hochtemperatur-Leiterseile und Isolatoren allein nicht reichen. In Vörden muss zusätzlich ein großes neues Umspannwerk gebaut werden. Eine Info-Veranstaltung dazu und zu den Trassenarbeiten für alle interessierten Bürger ist am 5. Juni um 17.30 Uhr im Gasthaus Vörden geplant. Passend zum Thema: Tennet muss im Kreis Höxter ein neues großes Umspannwerk bauen 52,5 Millionen allein für 110.000-Volt-Leitungen im Kreis Höxter Das Höchstspannungsnetz ist aber nur ein ganz kleiner Teil des Stromnetzes. Das Hochspannungsnetz – die 110.000-Volt-Leitungen, werden von den Unternehmen Avacon und Westfalen-Weser-Netz betrieben. In einem sogenannten Regionalszenario wurde 2023 grob festgelegt, welcher Bedarf bis 2045 zu erwarten ist. Auf dessen Basis erfolgt der Netzausbau. So sieht der Netzausbauplan der Avacon vor, die 110 KV-Leitung zwischen Vörden und Borgholz neu zu bauen. Ein Ersatzneubau, wie es offiziell heißt. Allein dafür sind 52,5 Millionen Euro eingeplant – Stand 2024 wohlgemerkt. Wie Avacon-Sprecherin Katharina Krause erklärt, soll weitgehend die bestehende Trassenführung genutzt werden, wobei man auch auf die Bebauung vor Ort Rücksicht nehmen wolle. Lesen Sie auch: Eine Anlage im Kreis Höxter, die bundesweit für stabile Stromversorgung sorgen soll – Wie geht das? Höhere Masten sind laut Avacon möglich Höhere Masten, die zusätzliche Leitungen aufnehmen, seien aber denkbar. Notwendig sei der Ausbau wegen der stark steigenden Anzahl von Anfragen für erneuerbare Energieanlagen. Wann genau gebaut wird, stehe aber noch nicht fest, das Projekt befinde sich derzeit in der Planungsphase. &bdquo;Der konkrete Zeitplan für die Umsetzung hängt von verschiedenen Rahmenbedingungen ab und steht noch nicht fest.“ Das gilt auch für den Ersatzneubau der 110-KV-Leitungen von Vörden ins niedersächsische Hardegsen – Kostenpunkt rund 67,9 Millionen Euro – und von Borgholz nach Wolfhagen. Die kostet mir geplanten 89,8 Millionen Euro am meisten. Avacon investiert zudem rund drei Millionen Euro in die Erweiterung der bestehenden Umspannwerke in Vörden und Würgassen sowie viel Geld in das Freileitungsmanagement der Leitungen von Vörden nach Horn und Hardegsen sowie von Borgholz nach Würgassen. Im Netzausbauplan von Westfalen-Weser ist mittelfristig (bis 2033) der Bau einer neuen 110 KV-Leitung von Alhausen über das Umspannwerk Altenheerse bis nach Würgassen geplant – immerhin rund 60 Kilometer. Ebenfalls lesenswert: Höchstspannungsleitung: Tennet verstärkt sein Übertragungsnetz bei Beverungen Auch Westfalen-Weser nimmt Millionen für den Ausbau in die Hand Geplante Kosten aktuell: rund 82 Millionen Euro. &bdquo;Dieses Projekt bedarf allerdings einer sorgfältigen und langfristigen Planung vieler unterschiedlicher Interessengruppen. Wir befinden uns derzeit in multilateralen Gesprächen zu diesem Vorhaben, sowohl mit vorgelagerten als auch benachbarten Netzbetreibern“, erklärt Benjamin Kratz von Westfalen-Weser-Energie. Die Erneuerung und Erweiterung verschiedener Umspannwerke wie Steinheim (2,2 Millionen Euro), Vörden (2 Millionen Euro) oder Brakel (1,7 Millionen Euro) werden hingegen gerade umgesetzt. Das Regionalszenario mit den geplanten Maßnahmen sei aber keinesfalls fix: &bdquo;Da wir uns kontinuierlich in Vorbereitung des weiteren Netzausbaus zur Umsetzung der Energiewende befinden, werden bei uns stetig neue Planungsüberlegungen angestellt und neue Erkenntnisse berücksichtigt“, sagt Kratz. Es gebe aber nichts Spruchreifes für die Bevölkerung. Auch das Verteilnetz soll deutlich ausgebaut werden Die dritte Ebene ist das Verteilnetz, also die Leitung vom Erzeuger oder Verbraucher bis zur Mittelspannungsleitung. Hier kommen für den Kreis Höxter die Unternehmen Westfalen-Weser-Netz und EAM ins Spiel. Auch sie haben auf Basis des Regionalszenarios Netzausbaupläne erstellt. Der von EAM umfasst immerhin 111 Seiten mit konkret beschriebenen Projekten. Bis 2028 sieht der beispielsweise den Neubau von 64 Kilometer Stromleitung für knapp elf Millionen Euro vor. Zudem zwölf Kilometer Leitungsersatz für zwei Millionen Euro und 19 Kilometer Kapazitätserweiterungen für 1,3 Millionen Euro. Das betrifft insbesondere Trassen im Warburger Land. Passend zum Thema: Fünf neue Windräder für Höxteraner Ortsteil Das ist, laut der Verantwortlichen, der Grund für die Ausbauvorhaben &bdquo;Bei diesen Planungen handelt es sich um Maßnahmen, die auf Basis des zugrunde liegenden Regionalszenarios bis 2028 umgesetzt werden müssten, um insbesondere die in dem Szenario angenommenen steigende Einspeisung aus dem Zubau erneuerbare Erzeugungsanlagen im Landkreis Höxter in unser Netz aufnehmen zu können“, erklärt EAM-Sprecherin Sandra Hübner und schiebt ein großes &bdquo;Aber“ hinterher: &bdquo;Diese Entwicklungen sind dynamisch und müssen mit Blick auf konkrete Projektplanungen für Erneuerbare Energien und einen dafür bedarfsgerechten Netzausbau den tatsächlichen Anforderungen immer wieder angepasst werden.“ Lesen Sie auch: Wird die ganze Windkraft-Planung im Kreis Höxter jetzt ad absurdum geführt? Heißt, was genau gemacht wird, wird immer wieder den neuesten Entwicklungen beim Windkraft- und Photovoltaik-Ausbau angepasst. Es gibt also noch keinen genauen Zeitplan. Fest steht aber: Mittelspannungskabel werden ausschließlich als Erdtrasse verlegt, beeinflussen das Landschaftsbild am Ende also nicht. EAM legt, wie Sandra Hübner erklärt, aktuell den Fokus auf den Ausbau der bestehenden Umspannwerke Borgholz und Ossendorf. Hier sind die Netzausbaupläne für den Kreis Höxter öffentlich einsehbar Beides ist für die kommenden fünf Jahre vorgesehen. In Borgholz investiert das Unternehmen rund 4,9 Millionen Euro und in Ossendorf 3,9 Millionen Euro. Zudem ist der Neubau eines Umspannwerkes in Eissen für mehr als sieben Millionen Euro vorgesehen, weil die Kapazitäten in Borgholz trotz Erweiterung wohl nicht ausreichen werden. Eine endgültige Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen. Alle Netzausbaupläne sind öffentlich einsehbar unter www.vnbdigital.de, Region Mitte.

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