Paderborn. Bei den Energieunternehmen steht die Kalkulation der Energiepreise für das nächste Jahr an. Startpunkt dafür sei die Bekanntgabe der Netzentgelte durch die Übertragungsnetzanbieter, erklärt der heimische Versorger Westfalen Weser Netz. Während der Gaspreis steige, könnten Kundinnen und Kunden beim Strom in 2026 mit Entlastungen rechnen.
Die unterschiedlichen Entwicklungen bei den Netzentgelten bei Strom und Gas für das Jahr 2026 hingen eng mit den energiepolitischen Rahmenbedingungen und der fortschreitenden Energiewende zusammen, heißt es von Westfalen Weser. Für die Endkunden werde ein Zuschuss an die Übertragungsnetzanbieter vonseiten des Bundes beim Strom Entlastung bringen. Durch den rückläufigen Gasverbrauch und eine gerechtere Verteilung der Transformationskosten hin zur CO2-Neutralität komme es hingegen zu einem moderaten Anstieg der Gasnetzentgelte.
Die langfristig angelegte Transformation der Gasnetze führe zu einem weiterhin sinkenden Gasverbrauch. Aus diesem Grund hätten die vorgelagerten Ferngasnetzbetreiber angekündigt, ihre Preise um durchschnittlich 5,2 Prozent zu erhöhen. Westfalen Weser Netz wende zudem erstmalig ein neues Abschreibungsverfahren an, das von der Bundesnetzagentur eingeführt wurde. Dabei würden die Kosten für den Erhalt der Gasinfrastruktur bis 2045 so verteilt, dass sie möglichst viele Kunden mittragen könnten.
Langfristig soll beim Gas eine hohe Mehrbelastung für Haushalte vermieden werden
Dies vermeide langfristig hohe Mehrbelastungen für Haushalte, die weiterhin auf eine Gasversorgung angewiesen seien, und sichere notwendige Investitionen in die Gasnetze. Westfalen Weser Netz rechnet deshalb für das Jahr 2026 mit einer Erhöhung der Netzentgelte für Gas. Für einen Haushalt mit einem jährlichen Gasverbrauch von 10.000 kWh mache sich die Erhöhung mit rund 41 Euro pro Jahr bemerkbar.

In das Netz von Westfalen Weser speisen aktuell rund 82.500 Photovoltaikanlagen und 650 Windkraftanlagen ein. Mit einer Grünstromquote von rund 68 Prozent liege man weiterhin über dem Bundesdurchschnitt. Damit die steigenden Mengen erneuerbarer Energie möglichst vollständig im Netz aufgenommen werden könnten, investiert Westfalen Weser in den kommenden Jahren rund 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau und die Digitalisierung der Netze.
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Stromkunden profitieren bei Westfalen Weser von sinkenden Netzentgelten
Obwohl die Kosten für die Finanzierung der Energiewende steigen, könnten Stromkunden bei Westfalen Weser von sinkenden Netzentgelten profitieren. Dies gelänge unter anderem über den geplanten Bundeszuschuss in Höhe von 6,5 Milliarden Euro an die vier Übertragungsnetzbetreiber, der über den Klima- und Transformationsfonds finanziert werden soll.

Dieser Effekt wirke sich regional unterschiedlich auf die Kosten der nachgelagerten Netze aus. Für das kommende Jahr rechnet Westfalen Weser Netz mit einer Senkung der Netzentgelte von 14,18 ct/kWh brutto auf 11,79 ct/kWh. Das bedeute für einen modernen, typischen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 kWh eine Ersparnis von etwa 84 Euro im Jahr. Die Netzentgelte sind jedoch nur ein Teil des gesamten Strompreises, ihr Anteil beträgt bei Haushalten durchschnittlich rund 28 Prozent.
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Berechnung der Energiepreise für 2026 bei Westfalen Weser läuft
Jährlich im Oktober veröffentlichen die Übertragungsnetzbetreiber sowie die Betreiber der Mittel- und Niederspannungsnetze die vorläufigen Netzentgelte für das folgende Jahr. Diese dienen den Energielieferanten dann als Grundlage für die Kalkulation ihrer Preise gegenüber ihren Endkunden. Die endgültigen Netzentgelte für das kommende Jahr werden im Dezember festgelegt und bekannt gegeben, kündigt Westfalen Weser an. Der gesamte Prozess der Preisfindung werde durch die Bundesnetzagentur überwacht, sie genehmigt auch die jeweiligen Netzentgelte.