Von der Kleinkinderbewahranstalt zur modernen Kita in Büren

Büren. Pädagogik spielte 1925 noch keine große Rolle, als im Bürener Jesuitenkolleg die sogenannte Kleinkinderbewahranstalt St. Josef eröffnet wurde. Damals ging es vor allem um Disziplin, die den Kindern von den Salvatorianerinnen beigebracht wurde. Spielzeug gab es vor 100 Jahren noch keins im Kindergarten und als Spielplatz diente der Hofraum südlich der Jesuitenkirche, der von hohen Mauern umgeben war. Das ist alles schon lange Geschichte. Heute ist die Kita St. Josef zwar die älteste im Bürener Stadtgebiet, aber mit einem modernen und offenen Konzept. Das und noch viel mehr wird anlässlich des 100-jährigen Bestehens am Samstag, 5. Juli, anschaulich erklärt und natürlich wird auch gefeiert. Feiern - das war in der Kleinkinderbewahranstalt eher ein Fremdwort. &bdquo;Wir waren an preußische Disziplin gewöhnt, daher gab es auch keine Probleme, obwohl 70 Kinder in einem Raum betreut wurden“, wird Johannes Meier in der Chronik der Kita zitiert. Nur zwei Ordensschwestern kümmerten sich um die große Gruppe. Der 1922 geborene Bürener erinnerte sich im Jahr 2000 noch genau, wie der Kindergartenalltag ablief. Die Kinder saßen auf langen Bänken, in der Mitte des Raumes stand ein Tisch. &bdquo;Wir verbrachten den Vormittag hauptsächlich mit Singen und Fingerspielen. Malen, Basteln oder Spielzeug gab es noch nicht. Bei gutem Wetter durften wir uns paarweise an die Hand nehmen und durch den Teichgarten spazieren gehen.“ Zum Frühstück hatten die Schwestern in großen Kannen Vanillemilch gebracht, die die Kinder aus Emaillebechern tranken. Lesen Sie auch: Neues Kita-Außengelände in Büren eingeweiht Über Jahrzehnte leitete Schwester Leutfrieda die Kinderbewahrschule 1926 übernahmen dann die Vinzentinerinnen des Krankenhauses die Betreuung und ab 1927 war der Kindergarten im damaligen Josefshaus in der Detmarstraße untergebracht, der Pfarrgarten diente als Spielplatz. Die bis zu 80 Kinder wurden in drei Gruppen aufgeteilt, aber aufgrund der hohen Anzahl der Kinder war auch das Gebäude schnell zu klein. Daher standen wieder viele Spaziergänge auf der Tagesordnung. Drinnen habe es später immerhin aber schon Bauklötze und Malstifte gegeben. Über Jahrzehnte wurde die Kinderbewahrschule von Schwester Leutfrieda vom Orden der Vincentinerinnen geleitet. 1962 wurde auf dem Gelände des alten Friedhofs und auf einem Teil des ehemaligen Krankenhausgartens ein neues Kindergartengebäude gebaut. Diesmal standen den Erzieherinnen drei Gruppenräume zur Verfügung. Zehn Jahre später wurde das Kindergartengesetz eingeführt. Gruppengrößen waren dann begrenzt, was zu Neubauten weiterer Kindergärten in den Ortsteilen führte und die Einrichtung in Büren deutlich entlastete. Von 1972 bis 2015 leitete Helene Rüther die Kita St. Josef und prägte sie 43 Jahre lang. 2009 gab es dann den Trägerwechsel und die Kita trat der Katholischen Kitas Hochstift gGmbH bei. Ein erster Anbau brachte dann Platz für einen Turn- und einen Sinnesraum. Zudem hatte das Personal mehr Platz, es gab ein Büro und einen weiteren Gruppenraum. 2011 kamen noch zwei Schlafräume für die Betreuung für Kinder unter drei Jahren hinzu. Kinder könne ihre Spielart in der Kita frei wählen Nach Helene Rüther war Diana Flüter acht Jahre lang die Leiterin und seit August 2023 leitet Josephine Kemper die Kita St. Josef. Die religiöse Bildung gehöre immer noch zu den Schwerpunkten der Einrichtung, aber die Kita habe noch weit aus mehr zu bieten. &bdquo;Wir sind eine offene Kita. Alle Kinder können bei uns miteinander spielen, es gibt keine festen Gruppen und die Kinder können ihre Spielart frei wählen“, erklärt Kemper. Heute seien Kitas die erste Bildungseinrichtung im Leben eines Kindes. Der Fokus liege auf eine ganzheitliche Förderung - unter anderem gehören dazu auch soziale, kulturelle und interkulturelle Bildung oder ökologische Bildung sowie der Umgang mit Medien. 60 Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren - darunter sind vier mit höherem Förderbedarf - werden von zehn pädagogischen Fachkräften betreut. Hinzukommen noch zwei Aushilfskräfte. Allerdings werde es personell schnell sehr knapp in der Urlaubszeit oder sollte jemand ausfallen. &bdquo;Die Kitas sind einfach unterfinanziert“, bemängelt Josephine Kemper. Es gebe zu wenig Personal bei gleichzeitig steigenden Anforderungen. Der Förderbedarf bei Sprache, Integration und der sozialen Entwicklung nehme zu und daher brauche man einen erhöhten Betreuungs- und Unterstützungsaufwand im pädagogischen Alltag. &bdquo;Aber die Kinder stehen im Mittelpunkt unserer täglichen Arbeit. Sie sind der Antrieb, pädagogische Qualität weiterzuentwickeln und die Einrichtung verantwortungsvoll zu führen - auch in Zeiten großer Herausforderungen“, so Kemper. Angebote im Familienzentrum St. Josef gelten für jeden in Büren Mit den Räumlichkeiten in der 1962 erbauten Kita ist die Leiterin recht zufrieden, lediglich die Küche könnte mal renoviert werden und einen neuen Anstrich der Räume würde sich Kemper auch wünschen. Die Kita St. Josef ist aber auch ein Familienzentrum und laut Kemper &bdquo;die erste Anlaufstelle für Familien“. Jeden Dienstag gibt es einen U3-Treff, zudem gibt es verschiedene Beratungsangebote. &bdquo;Diese Angebote gelten für alle in Büren, nicht nur für Familien, deren Kinder bei uns sind“, betont die Leiterin. Die Jubiläumsfeier beginnt am Samstag, 5. Juli, um 11 Uhr mit einem Familiengottesdienst in der Pfarrkirche St. Nikolaus. Gegen 12 Uhr erwartet die Besucher ein buntes Familienprogramm auf dem Kita-Gelände mit vielfältigen Mitmachaktionen, einem Zauberer, einer Hüpfburg und vielem mehr. Auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt.

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