Mobilität im ländlichen Raum

In Etteln steht die erste digitale Mitfahrbank im Paderborner Land

Im Borchener Ortsteil werden immer wieder innovative Ideen entwickelt. Per digitaler Anzeige und mit Hilfe der Dorf-App wissen fast alle Bürger, dass jemand mitgenommen werden möchte und auch wohin.

Ortsvorsteher Ulrich Ahle (v. l.), Jörg Isermann (Geschäftsführer SolutiT), Ferdi Voß (Geschäftsführer Schweißtechnik Voß), Elmar Schäfer (Vorsitzender Etteln-aktiv) und Bürgermeister Uwe Gockel beim letzten Funktionstest. | © E SCHAEFER

12.10.2021 | 12.10.2021, 03:30

Borchen-Etteln. Geht es um innovative Ideen rund um die Digitalisierung, dann ist das Dorf Etteln stets ein Vorreiter. Schon im Jahr 2018 fand die erste Zukunftskonferenz zum Thema Digitalisierung dort statt. Danach hat die Dorfgemeinschaft in ehrenamtlicher Eigenleistung 30 Kilometer Glasfaser im Außenbereich verlegt, Anfang 2020 wurden dann das mit dem Internet verbundene Elektro-Dorfauto Ettcar und die digitale Dorf-App Crossiety eingeführt. Am Dienstag, 12. Oktober, nimmt das innovative Altenaudorf das nächste Projekt in Betrieb: die digitale Mitfahrbank.

„In Etteln sind wir durch den Öffentlichen Personennahverkehr ausgezeichnet angebunden. Alle 30 Minuten ist man mit dem Bus nach 22 Minuten im Stadtzentrum von Paderborn. Schwieriger ist es jedoch, unsere Nachbarorte zu erreichen", erklärt Ortsvorsteher Ulrich Ahle die Beweggründe.

Elmar Schäfer, Vorsitzender des projekttragenden Vereins Etteln-aktiv ergänzt: „Mit dem Auto benötige ich zehn Minuten für die Strecke von Etteln nach Dörenhagen. Mit dem Bus muss man über Paderborn fahren und es dauert über eine Stunde. Daher haben wir uns Gedanken zu alternativen Mobilitätsformen gemacht und als ein Element die Mitfahrbank in Etteln installiert."

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Eine Mitfahrbank ist eine im öffentlichen Raum aufgestellte Sitzbank mit einem besonderen Zweck: Durch das Platznehmen auf dieser Bank signalisieren die Wartenden, dass sie auf eine spontane, kostenlose Mitfahrgelegenheit im Pkw zu einem bestimmten Ziel hoffen.

Die Tastatur zur Eingabe der Zielort. Wer sich auf der Bank nur ausruhen möchte, drückt auf die Taste 0 „Ich sitze nur hier". - © Schaefer
Die Tastatur zur Eingabe der Zielort. Wer sich auf der Bank nur ausruhen möchte, drückt auf die Taste 0 „Ich sitze nur hier". | © Schaefer

Seit gut zehn Jahren werden diese Bänke in vielen Regionen Deutschlands zur Ergänzung der Mobilitätsangebote installiert. An einigen Standorten ermöglichen außerdem große herausklappbare oder herausschiebbare Schilder mit Ortsnamen, den näherkommenden Autofahrern den gewünschten Zielort deutlich zu signalisieren. In einigen Städten und Kommunen wird das Angebot durch die Bürger nicht angenommen, in anderen boomt es geradezu. Laut ADAC ist es für die Akzeptanz entscheidend, dass es ein entsprechendes Informationsangebot gibt sowie ein gutes Marketing - damit die Mitfahrbänke bekannt werden.

In der Dorf-App erfährt man, wenn jemand auf der Mitfahrbank sitzt

Etteln geht hier einen besonderen und bisher einmaligen Weg: In Etteln ist die Mitfahrbank bei der zentralen Bushaltestelle an der Gemeindehalle installiert worden. Die Anzeige der Fahrtziele erfolgt jedoch nicht über die üblichen Schilder zum Umklappen oder Ausziehen. Über eine Tastatur an der Bruchsteinwand kann ein gewünschtes Fahrtziel ausgewählt werden. Dieses wird dann auf der digitalen Anzeige dargestellt.

Gleichzeitig erfahren alle aktuell 638 Bürger, die in der Dorf-App registriert sind, dass jemand auf der Mitfahrbank sitzt und zum Beispiel nach Dörenhagen möchte. Nach 15 Minuten wird die Digitalanzeige und auch die Mitteilung in der Dorf-App automatisch gelöscht. Diese Form der digitalen Mitfahrbank mit einer Anbindung an die Dorf-App Crossiety sei in Deutschland einmalig, so Ahle.

Erfunden und gebaut wurde alles in Etteln. Ferdi Voß hat in seinem Schweißtechnikbetrieb die Bank nebst Beschilderung und auch die Aufhängung der Digitalanzeige gebaut. Jörg Isermann hat mit den schlauen Köpfen seines Beratungshauses Solutit in Etteln die Digitalisierung vorgenommen.

So wie das Elektro-Dorfauto und die digitale Dorf-App wurde auch die digitale Mitfahrbank zu 65 Prozent über das Leader-Programm Südliches Paderborner Land und zu 35 Prozent durch die Gemeinde Borchen gefördert. "Die innovativen Ideen sind in der Dorfgemeinschaft entstanden und die Arbeit ist ehrenamtlich durchgeführt worden. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es Etteln gelungen ist, ein traditionell hohes ehrenamtliches Engagement aus der Vergangenheit auch in digitale Projekte zu überführen", erläuterte Bürgermeister Uwe Gockel.