Der Menschenfänger im Chefsessel: Paderborns Landrat Christoph Rüther wird 60

Kreis Paderborn. Auch mit der Spülmaschine im zweiten Stock des Kreishauses kennt er sich aus. Christoph Rüther packt eben gerne mit an. Ob Spülmaschine oder Rechtsfragen, ob Schützenbruderschaft oder Telekom-Vertrieb: Der Fürstenberger CDU-Mann fuchst sich sein Leben lang überall rein, wenn er gefordert ist. Seit November 2020 mittlerweile als Landrat in die Führung von Kreisverwaltung und Kreispolizeibehörde. Am Sonntag, 4. Mai, wird er 60 Jahre alt. Rüther, vor dem Amtsantritt als Landrat fünf Jahre Bürgermeister seiner Heimatstadt Bad Wünnenberg, ist ein Mann, der nach vorne geht. Seine Offenheit zeichnet ihn aus. &bdquo;Er ist extrem spontan und tierisch menschenfreundlich“, sagt einer, der ihn schon immer kennt. Antonius Monkos stammt auch aus Fürstenberg. Der Unternehmer und Cousin zweiten Grades hat Rüthers Aufstieg miterlebt. In der 1.400-köpfigen Kreisverwaltung hat der Nachfolger von Manfred Müller (CDU) jede Menge ins Rollen gebracht: etwa den Airport mitgerettet, den Bau der neuen Kreisfeuerwehrzentrale angeschoben, eine ÖPNV-Reform angestoßen und die Digitalisierung vorangetrieben. &bdquo;Es ist der Umgang mit Menschen, der ihn ausmacht. Er hat keine Berührungsängste und einen richtig guten Draht zur Belegschaft“, beschreibt Annette Mühlenhoff ihren Chef. Auch mal in der Teeküche abzutrocknen oder die Spülmaschine einzuräumen, gehöre dazu. Die Kreisverwaltung habe zufrieden registriert, dass Rüther bei der Kommunalwahl im September nochmal als Landratskandidat antritt. Schließlich hatte es durchaus Verlockungen gegeben, Bürgermeister in Paderborn zu werden. Einarbeitung als Paderborns Landrat während Corona Dezernentin Mühlenhoff ist im Kreishaus die Vertreterin des Landrats. Sie ist angetan von Rüthers Zugewandtheit: &bdquo;Er nimmt alle ernst, hört zu und schaut nicht auf Hierarchien.“ Den Menschenfänger Rüther habe die Pandemie in seiner Einarbeitungszeit daher auch besonders getroffen, meint die Juristin: &bdquo;Er fand es total ätzend, dass er so wenige Kontakte hatte.“ Lesen Sie auch: Großer Rückhalt für den Landrat im Kreis Paderborn: CDU nominiert Christoph Rüther Unter Leuten habe sich der Neu-60er schon immer wohlgefühlt, weiß auch Weggefährte Monkos: &bdquo;Christoph ist nie auf Streit aus, sondern löst Fragen mit seinen Fähigkeiten als Kommunikator. Bei ihm fühlen sich die meisten einfach gut aufgehoben.“ Schon bei der katholischen Landjugend sei er einst als Organisator vorangegangen und habe immer wieder als Ansager und Entertainer überzeugt. So auch beim Musikverein oder in der heimischen St.-Meinolfus-Schützenbruderschaft, die ihn 2011 zum Oberst machte: &bdquo;Auftritte vor Publikum liegen ihm. Er kann aus nichts einen Brüller machen.“ Und wenn mal einer fürs Schlagzeug fehlt, dann lässt Rüther sich nicht zweimal bitten. Mit Charme und Fleiß arbeitet sich der Realschulabsolvent nach der Ausbildung auch bei der Deutschen Post hoch. Der Weg führt über den Paderborner Telekomladen am Königsplatz ins Management des Konzerns. Ihn reizt der Vertrieb, die Kommunikation. Aufbauarbeit in den neuen Bundesländern und leitende Funktionen für mehrere Standorte kosten aber auch den fitten Fürstenberger viel Kraft. Der zweifache Familienvater findet den Absprung in die Lokalpolitik. &bdquo;Er war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt Monkos. So habe Mentor Helmut Münster Rüther im Schützenverein an seine Seite geholt und den Aufstieg zum Brudermeister ermöglicht. &bdquo;Beim Kreisschützenfest in Fürstenberg hat er 2012 dann gezeigt, was er organisieren kann. Wenn es um Handwerkliches ging, haben ihn alle weggeschickt, aber er hatte genug anderes zu regeln“, lacht Monkos. Lesen Sie auch: Paderborns Landrat Christoph Rüther im Interview: &bdquo;Ich bin verliebt in unsere Region“ Rüthers Griff nach der Kandidatur fürs Kreishaus Bei der Neuaufstellung der Bad Wünnenberger CDU im gleichen Zeitraum ist Rüther auch im Boot. Er wird als Neuling 2014 Fraktionschef im Stadtrat und beerbt schon ein Jahr später Winfried Menne als Bürgermeister. Nach nur einer Amtsperiode in der Stadtverwaltung folgt schon der Wechsel ins Kreishaus, weil Landrat Müller aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antritt. Für den selbstbewussten Kommunikator Rüther ist der Kreis eine noch größere Bühne. Lange bitten muss ihn die Partei 2020 nicht, deren Kreisvorsitzender er ab 2018 auch noch war. Er greift zügig nach der Kandidatur, mögliche weitere Interessierte bleiben außen vor. Damit macht er sich nicht nur Freunde. Auch interessant: Paderborns Landrat: &bdquo;Busverkehr im Hochstift zielt am Fahrgast vorbei“ Nach der Wahl (53,45 Prozent) muss sich der neue Landrat einarbeiten. Als Bürgermeister hatte er kein Gesundheitsamt, Veterinäramt, Umweltamt, Jugendamt oder Amt für Bevölkerungsschutz zu leiten - von der Leitung der Kreispolizei ganz zu schweigen. &bdquo;Er hört gut zu und ihm kommt eine schnelle Auffassungsgabe zu Gute“, sagt Stellvertreterin Mühlenhoff im Kreishaus. Rüther wühlt sich durch die Themen - und beginnt, neue Impulse zu setzen. &bdquo;Er hat uns angetrieben, die Verwaltung serviceorientierter anzugehen. Wir wollen schnell und transparent sein für die Bürger“, sagt Mühlenhoff. &bdquo;Er sieht Dinge, für die wir betriebsblind geworden sind.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Christoph Ru?ther (@christoph_ruether) Rüther sei zwar ein ausgeglichener, aber auch ein fordernder Chef: &bdquo;Sobald etwas unmöglich scheint, dann ist er besonders angestachelt. Er verlangt klare Antworten von der Belegschaft.“ Antworten verlangen auch die Bürgermeister der Kreiskommunen. Den Finanzdruck in den Rathäusern nimmt Rüther ernst. Er arbeitet offen mit ihnen, kommt bei der Kreisumlage entgegen und erntet trotz anfänglicher Vorbehalte Anerkennung für seinen Kurs. Kritik muss Rüther im Vorfeld des Bürgerentscheids zum Nationalpark Egge im Frühling 2024 hinnehmen. Er hatte sich als Moderator angeboten, schloss sich zwei Wochen vor Beginn der Stimmabgabephase aber der Position seiner Partei gegen einen Nationalpark öffentlich an. Linnemanns Wertschätzung für Christoph Rüther Voller Wertschätzung äußert sich hingegen der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann. Er sagt zur &bdquo;NW“: &bdquo;Christoph Rüther ist ein Glücksfall für die gesamte Region. Mit seiner zupackenden und verbindlichen Art ist er ein echter Gewinn für uns. Er bringt unseren Heimatflughafen, die Zukunftsinitiative NeMo und viele weitere Leuchtturmprojekte voran und er verbindet Menschen, Kommunen und Wirtschaft. Vor allem schätze ich an ihm, dass das Thema Sicherheit ganz oben auf seiner Agenda steht.“ Zum Thema: Nationalpark Egge: Scharfe Kritik am Paderborner Landrat Christoph Rüther Rüther will weiter für seine Themen einstehen und vorangehen. Zwischen 7.15 und 7.30 Uhr setzt ihn sein Fahrer morgens meist am Kreishaus ab. Seine Frau Margaret und die beiden Töchter sieht er in Fürstenberg oft erst am späten Abend wieder. Damit das nach späten Sitzungen überhaupt noch klappt, packt der Landrat dann eben auch an der Spülmaschine mitunter noch schnell mit an. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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