Nationalpark-Ersatz: Paderborns Landrat präsentiert Ideen für „Naturpark Plus“

Kreis Paderborn. Der Nationalpark ist seit elf Monaten vom Tisch, jetzt wird wieder über Naturschutz im Paderborner Land debattiert. Auslöser ist eine Pressemitteilung von Landrat Christoph Rüther (CDU). Vor einem Jahr hatte er das Konstrukt eines &bdquo;Naturpark Plus“ ins Gespräch gebracht. Es war seine Antwort auf das Bestreben von Naturschützern, einen Nationalpark Egge zu installieren. Dieses Vorhaben scheiterte mit dem Ergebnis der Bürgerentscheide in den Kreisen Paderborn und Höxter im Juni 2024. Im Paderborner Land votierten bei der Abstimmung 55,1 Prozent der Menschen gegen die Nationalpark-Pläne. Im &bdquo;Naturpark Plus“-Konzept sieht Rüther einen &bdquo;neuen, konstruktiven Ansatz“. Es soll, so Rüthers Ansicht, den bestehenden &bdquo;Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge“ aufwerten, wie es in einer Mitteilung aus dem Kreishaus heißt. Ziel sei es, &bdquo;den Naturschutz zu stärken und gleichzeitig die regionale Entwicklung zu fördern“. Rüther: &bdquo;Wir wollen keine neue Schutzkategorie, sondern mehr Möglichkeiten im bereits vorhandenen Naturpark.“ Ziel sei es, mehr Naturschutz zu erreichen. Dabei soll der Naturpark Plus ohne Verbote für die Menschen vor Ort auskommen. Es sollen bereits vorhandene und im Team erarbeitete Projekte und Ideen vorangetrieben werden. Lesen Sie auch: Nationalpark Egge: Das Bürgerentscheid-Ergebnis für den Kreis Paderborn Grünen-Abgeordnete Creuzmann kritisiert die Ideen Scharfe Kritik formulieren die Grünen. Die Landtagsabgeordnete Norika Creuzmann sagt: &bdquo;Naturschutz ohne Regeln ist wie Klimaschutz ohne CO2-Einsparung: gut gemeint, aber wirkungslos. Der ’Naturpark plus’ ist Symbolpolitik statt echter Schutz unserer Lebensgrundlagen.“ Vom Landrat heißt es: &bdquo;Direkt nach der Nationalpark-Diskussion sind viele Menschen auf uns zugegangen und haben signalisiert, das Projekt mit uns gemeinsam zu gestalten.“ Seit Herbst habe er wiederholt Experten des Regionalforstamtes Hochstift, des Verbandes Deutscher Naturparke, der Biologischen Station Kreis Paderborn Senne, des Naturparks Teutoburger Wald/Eggegebirge, des Wasserverbands Obere Lippe, des WLV-Kreisverbands Paderborn, der Bezirksgruppe der Region Hochstift des Waldbauernverbands, der Paderborner Kreisverwaltung und der Politik zusammengeholt, um mögliche Maßnahmen und nächste Schritte zu besprechen. Auch mit Vertretern des Vereins Pro Grün habe ein Austausch zum Naturpark Plus stattgefunden. Auch interessant: Jubel und Trauer: Reaktionen zum Nationalpark-Nein im Paderborner Land In der Umsetzung befinde sich die Wiedervernässung im Wald. Die Renaturierung von Mooren und die Durchgängigkeit von Gewässern wird weiter intensiviert. Mehr Umweltbildung und die Einbindung von Schulen stehe ebenfalls auf der Agenda. Darüber hinaus sei geplant, Wanderwege zu optimieren und so zu gestalten, dass sie für Touristen attraktiv, zugänglich und deutlich sichtbar gekennzeichnet sind. Die Grünen nennen all dies &bdquo;Standard“. Kommt eine kommunale Agentur? Rüther will zusätzlich den Artenschutz durch neue Projekte und die Schaffung von Habitaten auch außerhalb des Gebietes stärken, um Tieren wie der Zauneidechse, Uferschwalben, Wiesenvögeln und Baumfalken einen natürlichen Lebensraum zu bieten. Zur Umsetzung von ökologischen Ausgleichsmaßnahmen in der Fläche sei die Schaffung eines Kompensationsflächenpools geplant. Dazu soll eine kommunale Agentur gegründet werden, die diese Flächen verwaltet und koordiniert. Carsten Birkelbach, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag und Landratskandidat bei der Kommunalwahl im September, ist empört vom Rüther-Vorstoß: &bdquo;Diese Pressemitteilung hätte direkt aus der Feder der CDU stammen können. Es ist ein Unding, dass die Kreisverwaltung hier parteipolitische Positionen übernimmt. Die Behauptung, Naturschutz funktioniere ohne Regeln und Verbote, ist absurd. Mit diesem ’Naturpark Plus’ wird genau die gleiche irreführende Linie fortgesetzt, mit der die CDU bereits während des Bürgerentscheids Ängste vor einem Nationalpark geschürt hat.“ Verwundert zeigen sich Kreistagsfraktion ebenso wie Creuzmann über die Aussage, der Kreis habe mit der Politik an einem Tisch gesessen. Bis auf eine wenig aussagekräftige Antwort auf eine Anfrage der Kreistagsfraktion habe es keinen Austausch mit den Grünen gegeben, heißt es. &bdquo;Die von Landrat Rüther vorgestellte Vision eines ’Naturpark Plus’ ist ein klassischer Fall von Greenwashing“, so Birkelbach. &bdquo;Man schmückt sich mit grünen Federn, vermeidet aber die notwendigen verbindlichen Schritte zum Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen.“ Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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