Landleben

Frauen im Kreis Paderborn machen sich gegenseitig Mut

Die Landfrauen im Kreisgebiet wollen ihre Arbeit stärker in die Öffentlichkeit tragen. Eine der Maßnahmen betrifft den Kreislandfrauentag.

Beim Kreislandfrauentag trafen sich (v. l.) Lichtenaus Bürgermeisterin Ute Dülfer, Annegret Langehaneberg (Vizepräsidentin Landesverband), Hubertus Beringmeier (Landwirtschaftsverband), Elke Schniedermeier (stellvertretende Vorsitzende) Kornelia Wegener (ehemalige Vorsitzende) Maria Büser (Vorsitzende) Bernhard Hoppe-Biermeyer (Landtagsabgeordneter), Landrat Christoph Rüther, Cosima Niehoff (stellvertretende Vorsitzende), Irmgard Schütte (ehemalige Vorsitzende) und Pia Lages (Frauen- und Kinderklinik Paderborn). Referentin Ute Grell (vorne) beeindruckte mit ihrem Vortrag. | © Johannes Büttner

30.04.2024 | 01.05.2024, 14:07

Kreis Paderborn. 240 Frauen aus dem Kreisverband Paderborn-Büren kamen in die Haarener Schützenhalle zum Kreislandfrauentag. Geprägt war die Veranstaltung von einem regen Austausch und Vortrag von Ute Grell, die seit einem Sturz vor sechs Jahren an Händen, Armen und Beinen gelähmt ist.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft macht auch bei den Landfrauenvereinigungen nicht Halt. Von den derzeit 2.576 Mitgliedern kommen aktuell noch 723 aus dem Bereich Landwirtschaft. „Ein Umstand, dem wir uns stellen müssen“, sagte Maria Büser. Als Beispiel nennt die Kreisvorsitzende etwa das Thema Nationalpark Egge, gegen den sich die heimischen landwirtschaftlichen Verbände deutlich positioniert haben. „Wir als Kreisverband sind hier der Neutralität verpflichtet, daher kann ich nur an unsere Mitglieder appellieren, sich gut und umfassend zu dem Thema zu informieren“, ruft die Kreisvorsitzende auf.

Der Vorstand hatte die Veranstaltung unter das Motto gestellt: „Ein Abend von starken Frauen für starke Frauen.“ Büser dazu: „In Zeiten wie diesen, müssen auch wir Frauen Mut zeigen und mutig sein für Veränderungen, für Neues.“

Newsletter
Aus dem Kreis Paderborn
Wöchentliche News direkt aus der Redaktion Paderborn.

Appell der Landes-Vizechefin

Vonseiten des Vorstands war diesbezüglich schon ein erster Schritt getätigt worden. So werden zukünftig die Kreislandfrauentage im örtlichen Wechsel stattfinden. „Wir werden durch den Kreis gehen und bei allen Stadtverbänden zu Gast sein“, sagt die Vorsitzende.

Mit der erhöhten Präsenz soll mehr öffentliche Wahrnehmung entstehen. Insbesondere für die Aufgabenstellung der Landfrauen, die hauptsächlich die Bereiche Umwelt, ländlicher Raum und Gesellschaft umfassen.

Eine Entscheidung, die besonders von Annegret Langehaneberg begrüßt wurde. Die Vizepräsidentin des Westfälischen Landesverband appellierte geradezu an die Landfrauen, den Mut zu haben, sich als starke Frauen zu zeigen. „Bieten Sie Ihre Unterstützung an, informieren Sie junge Frauen über die Bedeutung einer guten Alterssicherung, suchen Sie das Gespräch mit den Verwaltungen und der Politik, veranstalten Sie Informationstage“, lauteten einige ihrer Empfehlungen.

Das Interesse am Programm in Haaren war groß. - © Johannes Büttner
Das Interesse am Programm in Haaren war groß. | © Johannes Büttner

Die Vizepräsidentin war eine der Teilnehmerinnen einer Talkrunde, die sich den Fragen von Moderatorin Cosima Niehoff stellten. Bezüglich der Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen konnte Landrat Christoph Rüther auf einen fast 40-prozentigen Anteil von Frauen in Führungspositionen im Kreishaus verweisen. Er persönlich halte Frauen in der Politik für immens wichtig und warb für die Teilnahme an dafür aufgelegten Programmen.

Ute Grell und ihr Leben mit extremen Einschränkungen

Mit Ute Dülfer hat es im Kreis Paderborn erst eine Frau auf den Bürgermeisterstuhl geschafft. Es mache ihr weiterhin sehr viel Freude und sie würde gerne auch die nächste Amtsperiode als Rathauschefin in Lichtenau angehen. Als große anstehende Projekte in ihrer Stadt bezeichnet die Kleinenbergerin den weiteren Ausbau von Spielplätzen, den Neubau der Grundschule in Lichtenau und die notwendigen Maßnahmen an den Feuerwehrgerätehäusern.

Hubertus Beringmeier sieht als Repräsentant der Landwirtschaft besonders die Themen Egge-Nationalpark, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit als aktuelle Herausforderung für seine Branche. Erfreut zeigte sich der Espelner darüber, dass auch in der Landwirtschaft zunehmend Frauen den Weg in die politische Verantwortung einschlagen.

Als weiteres Mitglied der Talkrunde berichtete Pia Lages von ihrer Tätigkeit als Pflegedirektorin der Frauen- und Kinderklinik St. Louise Paderborn. Ihr besonderer Dank galt den Menschen, die ehrenamtlich in der Klinik tätig sind. „Als wir zur Bildung eines ehrenamtlichen Unterstützungsteams einen Aufruf gestartet haben, kamen mehr als 160 Bewerbungen“, sagte Lages.

Mit ihrem außergewöhnlichen Lebensmut machte in Haaren Ute Grell auf sich aufmerksam. Seit einem Sturz vor sechs Jahren ist die ehemalige Kreisgeschäftsführerin im Landesverband an Händen, Armen und Beinen gelähmt und mit starken Schmerzen durch Spastik und Gefühlsstörungen gezeichnet. Wie die Herforderin trotz dieser Einschränkungen ihr Leben neu eingerichtet hat und selbstbestimmt lebt, das erzählte sie mit mitfühlenden aber auch aufmunternden Worten ihrer Zuhörerschaft, zu denen auch fast alle Bürgermeister aus dem Kreis Paderborn zählten.