Kreis Paderborn. Mit deutlicher Kritik reagiert die SPD-Kreistagsfraktion auf die von Landrat Christoph Rüther (CDU) in der Vorwoche vorgestellten Ideen zu einem „Naturpark Plus“. Der Vorwurf der Genossen in einer Pressemitteilung: „Ohne vorherige Einbindung der politischen Gremien und ohne Diskussion in den zuständigen Ausschüssen wurde das Vorhaben per Pressemitteilung präsentiert – ein Vorgehen, das wir als SPD entschieden zurückweisen.“
Die Fraktionschefin im Kreistag, Silke Kohaupt, und der SPD-Landratskandidat Matthias Fiedler sind – wie die Grünen – der Ansicht: „Für eine zukunftsfähige Regionalentwicklung braucht es mehr als Überschriften.“ Kohaupt kritisierte das Vorgehen Rüther auch im Kreistag.„Wir wollen, dass der Naturpark konkret zur Stärkung des Naturschutzes beiträgt – mit echten Maßnahmen statt nur Symbolik“, betont Fiedler. Ziele im Sinne der SPD sind: Schutzgebiete erhalten, Naturflächen besser vernetzen, Umweltbildung stärken und den Naturtourismus nachhaltig gestalten. Naturschutz funktioniere nur mit klaren Regeln – nicht mit vagen Ankündigungen. Ohne verbindliche Vorgaben blieben gute Absichten wirkungslos. Wer nur ankündigt, aber nichts festlegt, mache Naturschutz „zur leeren Hülse“.
Das Verfahren selbst stößt den Genossen übel auf: „Ein Projekt dieser Tragweite darf nicht ohne die demokratisch gewählten Gremien entwickelt und öffentlich präsentiert werden. Der Kreistag ist kein Abnick-Gremium, sondern das zentrale Forum der politischen Willensbildung im Kreis.“ Kohaupt sagt: „Es ist politisch unverantwortlich, dass wir als Kreistagsmitglieder erst aus der Presse von einem fertig entwickelten Konzept erfahren. Es ist höchste Zeit, dass wir als Politik an den Tisch geholt werden.“
Mehr zum Thema: Nationalpark-Ersatz: Paderborns Landrat präsentiert Ideen für „Naturpark Plus“
Naturschutzverbände wollen gemeinsames Vorgehen
Rückenwind erhält der Landrat hingegen von Paderborner und OWL-Naturschutzverbänden. Bei einem Gespräch zwischen Vertretern des Naturschutzes und dem Landrat vor einigen Wochen habe es „ein hohes Maß an Übereinstimmung“ gegeben, welche Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation der Egge geeignet sind, heißt es in einer Pressemitteilung.
Nachdem in der Mitteilung des Landrats eine Reihe von Organisationen genannt wurden, betonen die Naturschutzverbände, dass ein solches Projekt nur gemeinsam mit „Stakeholdern“ aus Verwaltung, Forst, Jagd, Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Naturschutz Sinn habe. Nur so lasse sich der breite gesellschaftliche Konsens erreichen, den der Landrat anstrebe, erklären die Verbände. Sie unterstützen gemeinsam die Vorhaben für eine Verbesserung der ökologischen Situation und sehen im Vorstoß des Landrats eine große Chance, nach dem Scheitern der Nationalparkpläne wichtige Verbesserungsmaßnahmen für die „Lebensgemeinschaft Egge“ einzuleiten.
Dazu gehören insbesondere Schwammwaldentwicklung, Wildnisentwicklung, Artenschutzprojekte, Umweltbildung und Naturerlebnis. Insbesondere die Entwicklung und Erhaltung von ungestörten, das heißt auch ungenutzten Waldbereichen, sollte ein zentrales Anliegen sein.
Hintergrund: Jubel und Trauer: Reaktionen zum Nationalpark-Nein im Paderborner Land
Forderung: Holzeinschlag in der Egge-Nord soll bleiben
Im Naturschutzgebiet Egge-Nord, das komplett im Landesbesitz ist, gelte seit über zehn Jahren ein weitgehender Stopp für Holzeinschlag im alten Laubholz, mit positiven Entwicklungen für die Natur. Das müsse laut den Umweltschützern dauerhaft abgesichert werden.
Zu den Unterstützern gehören der Naturwissenschaftliche Verein Paderborn, Pro Grün Paderborn, Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge, Greenpeace, NABU Kreisverband Paderborn, BUND Kreisverband Paderborn und die Bezirkskonferenz Naturschutz OWL.
Anmerkung: Dieser Artikel wurde umfangreich überarbeitet und unter anderem um den Standpunkt der SPD im Kreis Paderborn ergänzt.