Der neue Paderborner Landrat Rüther: "Ich liebe den Umgang mit Menschen"

Kreis Paderborn. Genau 1.838 Tage war er Bürgermeister in Bad Wünnenberg – und hatte eigentlich auch vor, es zu bleiben. Doch Christoph Rüther zieht weiter und wird neuer Landrat. Im großen NW-Gespräch blickt er auf seine Zeit im Kneippkurort zurück. Herr Rüther, was ist eigentlich stressiger, als Verwaltungsneuling Bürgermeister zu werden wie vor fünf Jahren in Bad Wünnenberg oder jetzt auf den Stuhl des Landrats zu wechseln? Christoph Rüther: Damals war es schon extrem spannend und es gab viel Neuland. Aber zuletzt den Job als Bürgermeister parallel mit dem Einstieg als Landrat zu verbinden ist als Herausforderung noch ein bisschen üppiger. Es blieb zuletzt wenig Zeit übrig. Blieb denn trotz der Einarbeitung in Paderborn während der Corona-Zuspitzung genug Zeit, um in Bad Wünnenberg noch Projekte abzuschließen? Rüther: Ich bin auch hier nach der Wahl aktiv geblieben und habe an Themen wie dem neuen Ausbildungscenter für Haaren und der Entwicklung des Hauses der Gesundheit in Bad Wünnenberg gearbeitet. Vielleicht kann ich auch in Zukunft noch unterstützen, um Kontakte herzustellen. Aber alles in Abstimmung mit meinem Nachfolger Christian Carl. "Wichtig ist der Blick für strategische Themen" Sie kamen aus einem Führungsjob bei der Telekom und waren nur ein Jahr im Stadtrat, als Sie 2015 Bürgermeister wurden. Wie lange haben Sie damals gebraucht für den Einstieg? Rüther: Eine Stadt ist ja auch ein Betrieb. Auch in der Verwaltung geht es um Personalführung oder Wirtschaftlichkeit. Dazu kommt, dass man aber noch politische Gremien bedienen muss. Welche Ihrer Fähigkeiten aus dem Berufsleben haben Ihnen als Bürgermeister geholfen? Rüther: Das Thema Führung war wichtig und ich hatte bei der Telekom auch eine Verwaltungsausbildung, auf die ich zurückgreifen konnte. Wichtig ist der Blick für strategische Themen, um zu erkennen, wo Pflöcke einzuschlagen sind. Welche Themen waren das zu Beginn in Bad Wünnenberg? Rüther: Mir ging es um eine gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Ich wollte erfahren, wo der Schuh drückt. Dann haben wir uns um die Digitalisierung gekümmert sowohl im Rathaus als auch mit der Glasfaseranbindung der Gewerbegebiete. Parallel war mir der Gesundheitsstandort wichtig. Aus der Rezertifizierung des Kneipp-Standorts ist unter anderem die Idee für das Kurmittelhaus entstanden. Was ist Ihnen als Neuling im Amt am Anfang am schwersten gefallen? Rüther: Das war wohl das Kommunalrecht. Da gibt es viele Themen. Und auch in der Kämmerei gibt es viele Unterschiede im Vergleich zu Betrieben in der freien Wirtschaft. Ich bin voller Respekt rangegangen und war mir nie zu schade, bei den Mitarbeitern nachzufragen. "Im Großen und Ganzen hat es gut funktioniert." Bürgermeister können in ihren Orten nicht mehr gänzlich unbehelligt zum Einkaufen gehen. Wie war die Erfahrung für Sie? Rüther: Schon interessant, aber ich war ja vorher in Fürstenberg auch Schützenoberst und nicht gänzlich unbekannt. Als Bürgermeister bin ich tatsächlich dann auch oft zu den Themen der Stadt angesprochen worden. Damit muss man auch erstmal zu jeder Zeit umgehen können... Rüther: Dadurch, dass ich den Umgang mit Menschen liebe und das absolut meine Welt ist, habe ich das nie als störend empfunden, sondern sogar angenehm. Wie konnten Sie als Bürgermeister abschalten? Rüther: Am meisten erdet die Familie. In den Gesprächen mit meiner Frau und meinen Töchtern geht es oft um andere Themen als im Rathaus. Zum Ausgleich liebe ich das Joggen und das Schlagzeug spielen. Es war immer schön, wenn ich beim Musikverein Fürstenberg zwischendurch mal wieder mitspielen konnte. Über welche Erfolge freuen Sie sich in Ihrer Amtszeit als Bürgermeister? Rüther: Wir haben im Team zweigeteilt gearbeitet: sowohl inhaltlich als für neue Baumaßnahmen. Wir haben einen neuen 20-Jahres-Vertrag mit der Eifelhöhen Klinik AG geschlossen und damit den Bestand der Aatalklinik langfristig gesichert. Der Rehabereich ist sehr wichtig für Bad Wünnenberg. Das Angebot für die Gäste wurde auch erweitert. Unser Tag der offenen Tür für Betriebe war sehr erfolgreich. Gebaut haben wir einen neuen Kindergarten sowie einen Kita-Anbau, das Schulzentrum in Fürstenberg wird renoviert, Bad Wünnenberg hat das neue Feuerwehrgerätehaus sowie das neue Freibad und es geht voran mit dem Kurmittelhaus inklusive Seniorenwohnen. Zudem konnten wir in vier von fünf Jahren ein positives Haushaltsergebnis vorweisen. Sind Ihnen Fehler unterlaufen? Rüther: Fehler passieren immer wieder, aber im Großen und Ganzen hat es gut funktioniert. Wo steht aus Ihrer Sicht der Rathausneubau? Rüther: Die Parteien haben ja eine Einigkeit gefunden. Ich denke, Christian Carl wird das in den nächsten Jahren weiter gut managen. Gab es denn Themen, die schwierig vorangingen? Rüther: Bauprojekte dauern ja immer und man wünscht sich, dass es schneller geht. Beim Kauf von Land für Baugrundstücke hätte ich mir manchmal gewünscht, dass es schneller gegangen wäre. Die anziehenden Grundstückspreise belegen, dass sich Bad Wünnenberg zu einer immer beliebteren Wohngegend im Kreis mausert... Rüther: Ja, das ist so. Wir sind als Wachstumsstadt prognostiziert. Wenn dann die B480n fertig ist, gibt es nochmal einen Schub. Welche Projekte hätten Sie als Bürgermeister gerne noch zu Ende gebracht? Rüther: Das Haus der Gesundheit liegt mir wirklich am Herzen und das Ausbildungscenter in Haaren hätte ich gerne vollendet. Aber zum Glück bin ich als Landrat ja auch weiter in viele Themen eingebunden. Nun kommt der Wechsel. Was ist größer, Respekt oder Vorfreude? Rüther: Beides ist groß. Ich gehe voller Respekt an die Aufgabe und freue mich auf die Themen. Wie gehen Ihre Frau Margaret und Ihre beiden Töchter mit der neuen Situation um, dass Sie vielleicht noch weniger daheim sind? Rüther: Im Job bei der Telekom war ich oft von montags bis freitags weit weg von zu Hause und als Bürgermeister habe ich mich auch nicht geschont. Aber jetzt werden die Wochen natürlich auch sehr ausfüllend. Trotzdem wird es mir gelingen, mir Zeit für die Familie zu nehmen, die wir zusammen auch brauchen. Der Kontakt zu Freunden muss in Zukunft aber noch besser geplant sein, oder? Rüther: Ich habe zum Glück tolle Freunde, denen es nicht darauf ankommt, wie oft wir uns sehen. Zum Glück kriegen wir es aber immer wieder hin.

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