Freibad in Bad Lippspringe ist Geschichte: Moderner Neubau geplant

Bad Lippspringe. Aktuell ist es die größte und auch teuerste Baustelle in der Stadt. Für rund 9,6 Millionen Euro bekommt Bad Lippspringe ein komplett neues Thermal-Freibad. Die Abrissparty fand schon im September 2024 statt und der eigentliche Abriss der Gebäude und der Schwimmbecken jetzt im Frühjahr. Damit endet eine fast 90-jährige Geschichte des alten Bades. Im Mai 1936 wurde es feierlich eingeweiht - in Anwesenheit von führenden Persönlichkeiten, mit Kunstspringen, Streckentauchen, Kunstschwimmen und Wasserballspielen, wie es auf einem städtischen Plakat damals hieß. Joachim Hanewinkel vom Heimatverein Bad Lippspringe hat sich mit der Historie genau beschäftigt und weiß, dass es vor 100 Jahren nicht so einfach war den Bau durchzusetzen - es gab kirchliche Bedenken und auch Finanzierungsschwierigkeiten. Lange badeten die Bad Lippspringer in den Bächen und Flüssen oder Seen - oder eben im Schlänger Freibad, das bereits 1926 eröffnet wurde. Wie es aus den Archiven hervorgeht, gefiel das dem Lippspringer Kaplan Schröer überhaupt nicht. Er kritisierte, dass sich Frauen und Männer ein Becken teilten und dass sie von außen dabei zu sehen waren. Die moralischen Bedenken des Kaplans hätten auch die Planungen für ein Bad in Bad Lippspringe hinausgezögert, wie Hanewinkel berichtet. Lesen Sie auch: Neues Thermal-Freibad in Bad Lippspringe wird deutlich teurer 1934 war es aber dann so weit. Unter tatkräftiger Eigenleistung vieler Bürger - auch der damalige Bürgermeister Wilhelm Lange half bei den Ausschachtungsarbeiten mit - wurden noch mit Schaufeln die Becken ausgehoben. Das Wasser dafür kam aus der Siegfried-Quelle, die 1924 in einer Wiese zwischen dem Kurwald und der Detmolder Straße entdeckt wurde. Und schon damals war es nicht nur ein Freibad, sondern ein Thermal-Freibad, denn das Quellwasser hatte eine konstante Temperatur von 25 Grad, wie Hanewinkel berichtet. Die Stadt allein konnte den Bau nicht finanzieren, so dass in Bad Lippspringe Geld dafür gesammelt wurde. Nach dem Krieg wurde das Freibad auch wieder geöffnet, war aber tageweise auch für die Angehörigen der britischen Besatzungstruppen reserviert. Erst speiste die Siegfried-Quelle das Freibad, nun die Martinus-Quelle Anfang der 1980er-Jahre wurde das Bad umfangreich umgebaut und auf vier Becken erweitert. Das 50 Meter lange und 890 Quadratmeter große Schwimmerbecken entsprach sogar den internationalen Wettkampfbestimmungen. Das Nichtschwimmerbecken (485 Quadratmeter) wurde 2005 komplett mit Edelstahl ausgekleidet und das Freibad bekam eine elf Meter lange Edelstahlrutsche, die auch für das neue Bad wieder verwendet wird. Gespeist wird das Freibad aber schon lange nicht mehr aus der Siegfried-Quelle. Die 1962 entdeckte Martinus-Quelle liefert 27,8 Grad warmes Wasser. Von der Quelle, die in der Nähe der Auguste-Viktoria-Klinik liegt, wird das Wasser durch eine Leitung zum Freibad geleitet. Laut Bauamtsleiterin Tanja Berghahn-Macken verliert das Wasser nur wenig Temperatur, so dass konstant bei 25 Grad geschwommen werden kann. Das Thermal-Freibad in Bad Lippspringe war immer beliebt, an heißen Sommertagen kamen schon mal bis zu 2.000 Menschen. Laut des Heimatvereins sei die Besucheranzahl im Jahr 2010 mit 65.000 rekordverdächtig hoch gewesen. Auch 2024 lag sie mit knapp über 49.000 Besuchern sehr hoch. Doch in diesem Jahr müssen sich die Bad Lippspringer andere Orte zum Schwimmen, Planschen oder Abkühlen suchen. &bdquo;Die Abbrucharbeiten sind wie geplant gelaufen. Klar gab es kleine Überraschungen - die hat man bei jeder größeren Baustelle. Das hat uns aber nicht nach hinten geworfen“, so Berghahn-Macken. Unter anderem sei der Baugrund unterhalb der Becken nicht so gewesen wie angenommen und auch ein paar Leitungen lagen anders. Große Kostensteigerung nach Corona und Ukrainekrieg Das neue Thermal-Freibad bekommt ein 875-Quadratmeter großes Mehrzweckbecken aus Edelstahl - mit Nichtschwimmer-, Schwimmer- und Sprungbereich. &bdquo;Es wird ein Mehrgenerationenbad. Das ist auch die Voraussetzung für die Förderung“, erklärt die Bauamtsleiterin. 5,4 Millionen Euro bekommt die Stadt schon von der Bezirksregierung. Aufgrund der Kostensteigerung (2022 lagen die Kosten noch bei 7,76 Millionen Euro) hatte die Stadt noch einen Antrag auf Förderung gestellt, aber noch keine Rückmeldung bekommen. Das Becken wird unter anderem mit vier 50-Meter-Bahnen, einem Sprungturm, einer Breitrutsche, einem Wasserfall und Massagedüsen sowie einem Holzdeck und einem Sonnendeck ausgestattet. Darüber hinaus ist ein separates 85 Quadratmeter großes Kinderbecken mit eigenen Duschen geplant. Umkleidekabinen werden in direkter Nähe zum Kinderbecken gebaut, es wird auch eine Wickelstation und Spielgeräte im Eltern-Kind-Bereich geben. Die Betriebsführung, die zuletzt bei der Westfalen-Therme lag, muss für die neue Badesaison 2026 neu ausgeschrieben werden. Die Stadt hofft, so Berghahn-Macken, dass die Therme es wieder übernehmen werde, denn: &bdquo;Die Zusammenarbeit war immer sehr gut“. Läuft auch der Neubau sehr gut, dann können die Bad Lippspringer im Sommer 2026 wieder in ihrem Thermal-Freibad schwimmen gehen und müssen nicht nach Schlangen ausweichen - auch wenn diesmal kein Kaplan etwas dagegen hätte.

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