Bad Lippspringe. Sie haben oftmals alles verloren: Seit vier Wochen sind die Menschen in der Ukraine dem russischen Angriffskrieg ausgesetzt. Neben den eigenen vier Wänden ist für so manche auch das eigene Hab und Gut pulverisiert. Daher will nun auch die Gesamtschule in Bad Lippspringe diese Menschen unterstützen. Ein Transport der „Osthilfe“ startet Mitte der Woche, um die Betroffenen mit dringend benötigten Spenden wie Decken, Heizgeräte oder Lebensmittel zu versorgen.
Den Anstoß für die Aktion gab die Schülervertretung (SV) der Gesamtschule nur wenige Tage nach Ausbruch des Krieges. „Von Anfang an stand für uns fest: Wir wollen schnell und unkompliziert helfen“, macht Schülersprecher Nico Grosse gegenüber der NW deutlich.
Als versierter Partner steht den Jugendlichen der in Schlangen ansässige Verein „Osthilfe – Humanitäre Initiative e.V.“ zur Seite, der bereits seit Mitte der 1990er Jahre Hilfstransporte für die Ärmsten der Armen in Osteuropa organisiert.
Gemeinsam haben der Verein und die Jugendlichen eine Bedarfsliste für die notwendigen Sachspenden zusammengestellt. Und die war tatsächlich sehr lang. Da viele Einkaufscenter in der Ukraine entweder ausgebombt oder wegen fehlenden Nachschubs geschlossen sind, werden vor allem Lebensmittel mit einer Mindesthaltbarkeit von sechs Monaten benötigt.
Schulraum verwandelt sich in Annahmestelle für Spenden
Auf der Bedarfsliste ganz oben standen Konservendosen, aber auch Nudeln, Öl, Reis, Wasser und Babynahrung. Gerne entgegengenommen haben die Jugendlichen auch Hygieneartikel, Verbandsmaterial sowie Decken, Heizgeräte und Schlafsäcke gegen die nächtliche Kälte.
Und die Spendenbereitschaft übertraf laut Grosse und seinem Schulteam alle Erwartungen. Quasi über Nacht verwandelte sich der SV-Raum der Gesamtschule in eine einzige Annahmestelle. Vom ersten Tag an herrschte dort großer Andrang. Das zehnköpfige Helferteam hatte alle Hände voll zu tun, die zahlreichen Sachspenden entgegenzunehmen und zu sortieren. „Lehrer, Schüler und Eltern stellten sich gleichermaßen in den Dienst der guten Sache“, freut sich Grosse rückblickend.
Voraussichtlich am Mittwoch oder Donnerstag werden die drei Paletten Hilfsgüter mit dem Lkw auf große Reise in die Ukraine gehen. Ein besonderes Dankeschön sagen die Jugendlichen in diesem Zusammenhang auch dem örtlichen Seniorenbeirat für eine großzügige Spende. Die benötigen Kartons stellte die Feuerwehr zur Verfügung. Und für einen sicheren Transport der Hilfsgüter zum Lager des Vereins sorgte der örtliche Bauhof. „Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen hier für die vom Krieg schwer getroffene Ukraine ist wirklich groß“, resümiert Grosse.
Edmond Szekely von der Osthilfe hat diesen wie viele andere Transporte mitorganisiert. Er stellt den Jugendlichen und den vielen Spendern ein gutes Zeugnis aus: „Der Einsatz der Gesamtschüler ist vorbildlich. Auch der Umfang und die breite Palette der Spenden haben uns alle überrascht.“
Ziel ist ein Zentrallager in Mukatschewo
Und wie geht es nun weiter? Mitte dieser Woche wird ein großer Lkw diese und weitere Spenden von Schlangen aus in ein Großlager nach Ungarn bringen. Von dort aus, so Edmond Szekely, werden die Hilfsgüter auf kleinere Fahrzeuge umgeladen. Das eigentliche Ziel ist das Zentrallager im ukrainischen Mukatschewo. Von hier aus erfolgt die Verteilung der Hilfsgüter durch Partnerorganisationen. Für die Sicherheit der Transporte sollen Begleitfahrzeuge mit Soldaten und Sicherheitskräften sorgen.
Seit Ausbruch des Krieges Ende Februar haben die Osthilfe und ihre Partnerorganisationen bereits mehr als 25 Transporte auf die Reise in die Ukraine geschickt. Neben Lebensmitteln und Hygieneartikel werden Szekely zufolge aktuell auch Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Mikrowellen dringend benötigt. Zum Kauf von medizinischen Geräten setzt der Verein auch in Zukunft auf Geldspenden.