Bad Lippspringe

Startschuss zum abgespeckten Stadtfest in Bad Lippspringe

Die Ausstellung des Heimatvereins und der Schülervertretung der Gesamtschule erinnert an die Zeit als Bad Lippspringe seine Stadtrechte zurückbekam.

Ein Modell, das Alt-Lippspringe etwa um das Jahr 1925 zeigt, ist das Schmuckstück der Stadtfestausstellung (von links): Nico Grosse, Marie Schröder, Herbert Franz Gruber, Dr. Klaus Hölscher und Niclas Püster. | © Klaus Karenfeld

08.10.2021 | 08.10.2021, 17:29

Bad Lippspringe. Auch wenn das Bad Lippspringer Stadtfest 2021 eine Nummer kleiner ausfällt, an einer Tradition haben die Verantwortlichen auch in diesem Jahr festgehalten. In einem Ladenlokal am Arminiuspark 3 ist eine Ausstellung zur wechselvollen Geschichte der Badestadt zu sehen. Der örtliche Heimatverein und die Schülervertretung der Gesamtschule erinnern dieses Mal an die Wiedererlangung der Stadtrechte vor genau 100 Jahren. Schmuckstück der Ausstellung ist ein Modell, das Bad Lippspringe etwa um das Jahr 1925 zeigt.

„Die Idee für diese Ausstellung haben wir bereits Anfang diesen Jahres entwickelt. Ob wir sie auch realisieren könnten, war da coronabedingt noch völlig offen. Das Stadtfest 2021 schien uns aber ein geeigneter Zeitpunkt zu sein", macht der stellvertretende Heimatvereinsvorsitzende Herbert Franz Gruber deutlich. Gruber fand schnell begeisterte Mitstreiter und Unterstützer. Nico Grosse, Sprecher der Schülervertretung, Niclas Püster, sein Stellvertreter und Marie Schröder, ebenfalls Mitglied der Schülervertretung waren unter anderem dabei. Unzählige historische Dokumente, Bilder und Fotografien hat das Team in den folgenden Monaten gesichtet und thematisch zusammengestellt.

Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die 1841 beginnt. In jenem Jahr erließ die preußische Regierung eine folgenreiche Landgemeindeverordnung: Städte sollten zukünftig eine Mindestgröße von 2.500 Einwohnern haben. Lippspringe verfehlte diese Vorgabe mit 1.600 ortsansässigen Bürgern deutlich. Die Folge: Zwei Jahre später gingen die Stadtrechte verloren, und Lippspringe wurde Teil des neu geschaffenen Amtsbezirks Lippspringe. Dem gehörten im Übrigen auch die Orte Altenbeken, Neuenbeken, Benhausen, Marienloh, Buke und Schwaney an.

Entdeckung der ersten Heilquelle

Die Entdeckung der ersten Heilquelle gab dem Kur- und Badebetrieb in den folgenden Jahrzehnten deutlichen Auftrieb. Gleichzeitig stieg die Zahl der Einwohner bis zum Ende des Ersten Weltkriegs auf über 4.000. Am 14. Februar 1920 fasste die Gemeindevertretung den Beschluss, „für die Gemeinde Lippspringe die Stadtrechte nachzusuchen als selbstständige Bürgermeisterei und damit aus dem Amtsbezirk Lippspringe auszuscheiden". Ein entsprechendes Gesuch leitete der Landrat nur kurze Zeit später an die preußische Staatsregierung in Berlin weiter. Eine Reihe langwieriger Verhandlungen folgten. Dann aber, am 8. Februar 1921,traf im Kur- und Badeort die langersehnte Nachricht ein: Bad Lippspringe bekommt seine Stadtrechte endlich wieder zurück.

Die diesjährige Stadtfestausstellung geht auch auf andere Ereignisse jener Zeit ein. Zu den lustig-kuriosen Episoden zählt der rechtswidrige Versuch der Stadt, 1921 eigenes Notgeld zu drucken und auszugeben. Auch die besondere Geschichte der Liboriusquelle wird thematisiert.

Heilkraft des Wassers

Die Heilkraft des Wassers machte Sylvester Hecker am Ende sogar zum päpstlichen Hoflieferanten. Schmuckstück der Ausstellung aber ist ein Modell im Maßstab 1:43, das den Bereich rund um Lippequelle und Burgruine etwa um das Jahr 1925 zeigt. „Da wird Geschichte lebendig und anschaulich erfahrbar", freut sich Nico Grosse. Auch Gebäude, die in den folgenden Jahrzehnten dem Abrissbagger zum Opfer fielen, lassen sich wieder entdecken – die ehemalige Burgmühle zum Beispiel oder das einstige Badehaus Fischer, später erstes Rathaus der Stadt. Die inzwischen verstorbenen Heimatvereinsmitglieder Johannes Schwarzenberg und Werner Thiele haben das detailgenaue Modell um das Jahr 2000 geschaffen und wenig später dem Heimatmuseum zu treuen Händen übergeben.

Das kleinere Stadtfest hatte auch Auswirkungen auf die Planungen von Heimatverein und Schülervertretung. „Uns war schnell klar, dass wir die Ausstellung nicht vor großem Publikum präsentieren können. Wir haben deshalb alternativ das Schaufenster eines leerstehenden Ladenlokals am Arminiuspark mit Fotos und Infotafeln dekoriert. Schmuckstück unserer Präsentation ist natürlich das Modell von 1925, das seit wenigen Tagen die Blicke von großen und kleinen Besuchern der Fußgängerzone auf sich zieht", so Gruber. Der Umzug des Modells vom Heimatmuseum zum Ladenlokal war eine logistische Herausforderung – das betonen Niclas Püster und Marie Schröder. Mit vereinten Kräften und viel Vorsicht sei aber alles schadlos vonstatten gegangen.

Dankbar sind die Detektive der Geschichte auch dem Bad Lippspringer Unternehmer Klaus Hölscher, der ihnen die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung gestellt hat. „Eine so vorbildliche Idee muss unterstützt werden", betont Hölscher. Auf einem der vielen Fotos ist übrigens auch sein Großvater Johann Karl Hölscher zu sehen, der zu dieser Zeit ehrenamtlicher Bürgermeister von Bad Lippspringe war und an den erfolgreichen Verhandlungen über die Wiedererlangung der Stadtrechte maßgeblichen Anteil hatte.

Übrigens: Am Sonntagnachmittag, 10. Oktober, wird der Heimatverein mit einem eigenen Informationsstand vor dem Ladenlokal vertreten sein.