Jetzt wird es ernst: Erste Rodungen für die Nordumgehung

Kahlschlag an der Werre für die neue Autobahnbrücke

Wo Wolfgang Böhm als Kind zwischen Bäumen herum tobte, liegen jetzt nur noch die Reste der Gewächse. Der Ostscheider steht auf einem Häuflein Holz-Häcksel und schaut hinauf zu der Stelle, an der noch in diesem Jahr die Bauarbeiten für die große Werrebrücke beginnen. | © Foto: Alexandra Buck

18.02.2009 | 04.02.2015, 12:28

Bad Oeynhausen/Löhne.Wirklichkeit ist die Nordumgehung in Löhne bislang nur auf dem Papier. Jetzt sind zumindest ihre Vorboten auch für die Löhner greif- und sichtbar geworden. Die ersten Bäume mussten für die Zuwegung zur westlichen Werrebrücke weichen. Einer, den das besonders trifft, ist Wolfgang Böhm.

Die Schneise nördlich des Autobahnkreuzes A30/B61 kündet von den Bauarbeiten an der Werrebrücke, die Mitte 2009 beginnen sollen. Vom Baumbestand befreit, bietet sie einen freien Blick Richtung Mennighüffen. Deutlich sind die Felder zu sehen, die bald eine
Asphaltschneise zerschneiden wird.

"Schon jetzt sind Fahrradfahrer und Spaziergänger, die den landwirtschaftlichen Weg zur Erholung oder als sichere Straße zur Arbeit nutzen wollen, stark beeinträchtigt", sagt Wolfgang Böhm. Das sieht Jörg-Achim Zweck von der verantwortlichen Behörde Straßen NRW anders: "Wir werden den Weg zwar mit Baufahrzeugen kreuzen, es werden aber entsprechende Hinweisschilder angebracht, damit wir einander nicht in die Quere kommen."

Böhm ist schon als Kind mit seinen Freunden zwischen den Sträuchern herumgestromert und schaut wehmütig auf die gehäckselten Späne, die einmal Bäume waren. Den Fraktionsvorsitzenden der SPD bewegt der Autobahnbau deshalb nicht nur politisch – sondern vor allem persönlich: "Jetzt geht ein Stück Heimat verloren." Dieses Stück ist bislang etwa 20 Meter breit und rund 100 Meter lang und ist erst ein kleiner Vorgeschmack auf die tatsächliche Trasse. "Da bekommt man einen Eindruck, was hier erst los ist, wenn es ernst wird und Beton die Landschaft zerschneidet", sagt Böhm, dem klar ist, dass mit dem Leipziger Urteil vom 9. Juli 2008, jeder Widerstand gegen den Autobahnbau zwecklos ist.

Dennoch: Wen Sorgen und Nöte rund um die Nordumgehung plagen, werde Hilfe bekommen, verspricht Böhm. Es ist zwar bisher nicht notwendig, in Löhne Gebäude für die A30 abzureißen, denn die Trasse verläuft über Freiflächen und tangiert nur Gewerbegebiete. "Doch wer etwa durch Bauarbeiten gestört wird, soll nicht allein dastehen."

Widerstand regt sich nur noch seitens der Pächter des ehemaligen Truppenübungsplatzes in Bischofshagen. Die betroffenen sieben Landwirte wehren sich dagegen, ihre fruchtbaren Flächen als Ausgleichsflächen herzugeben. "Das bringt niemandem etwas", sagt Landwirt Ulrich Krutemeier. Auf dem Truppenübungsplatz sind 25 Hektar mit Ausgleichsflächen überplant. Seit Kurzem läuft aber ein Bodenordnungsverfahren des Werre-Wasserverbandes zur Verlagerung dieser Flächen in die Werreaue. "Das wird sich hinziehen", weiß Joachim Gesch, Geschäftsführer des Verbandes. Schließlich müssen etwa 70 Grundbesitzer zufriedengestellt werden – durch eine angemessene Bezahlung ihrer Flächen oder adäquaten Ersatz. "Wir haben bis zum Ende der Bauarbeiten Zeit, alles in trockene Tücher zu bekommen."

Gesch ist froh, das Verfahren im vergangenen Jahr überhaupt in Gang gebracht zu haben. "Wir sind bis zu Verkehrsminister Oliver Wittke vorgedrungen", sagt Gesch. "Die Bürokratie war eine große Herausforderung."