Ärger um Obstbäume an A33 im Kreis Gütersloh: Anwohner wittern Behörden-Irrsinn

Steinhagen. &bdquo;Auf dieser Fläche hätten Steinhagen und Amshausen zusammenwachsen können“, sagt Axel König. Über viele Jahre hat der Steinhagener in der damals eigens neu gegründeten Partei STU (Südtrassenunion) gegen die Autobahn-Trasse quer durch Steinhagen gekämpft. Vergebens. Nun ist die Autobahn da, und mit ihr der Grünstreifen zwischen der Lärmschutzwand und der Wohnsiedlung, in der Axel König, heute CDU-Mitglied, wohnt. Genau dieser Streifen sorgt jetzt für mächtig Aufregung unter den Anwohnern. Der Grünzug oberhalb der Rügener Straße ist schon mehr als zehn Jahre alt. Als 2014 die Trasse für die A33 gerodet wurde, so berichten Anwohner, entstand eine Naturfläche, die Autobahn und Wohnhäuser voneinander trennt. Das Land gehörte ursprünglich der Brennerei Jückemöller, ein Landwirt hatte es gepachtet. Einige der Bäume sollen sogar schon aus dieser Zeit stammen. An seiner breitesten Stelle misst der Streifen rund hundert Meter. Während die Autos längst über die Autobahn brausen, passierte auf dem Grundstück: nichts. Bis jetzt. Denn Anfang dieses Monats erhielten die Anwohner Post von der Autobahn GmbH des Bundes. Ihr gehört das Flurstück zwischen den Privatgrundstücken an der Rügener Straße und der A33 inzwischen. Aus dem Schreiben erfahren die Anwohner, dass auf dem Grünzug eine Streuobstwiese angelegt werden soll. Als Ausgleichsmaßnahme für die Schnellstraße nebenan. Eine Anwohnerin will außerdem erfahren haben, dass entlang der Lärmschutzwand eine Eichen-Monokultur entstehen soll. Diesen Herbst soll es losgehen mit den Anpflanzungen. Mehr als sieben Jahre nach Fertigstellung der Autobahn. Und rund 20 Jahre, nachdem die Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen der Autobahnplanung mit beschlossen wurden. A33-Anwohner werben für Erhalt des entstandenen Biotops Matthias Twistel, wie Axel König direkter Anwohner der Autobahn beziehungsweise des Grünstreifens, wundert das doch sehr. &bdquo;Zig Jahre ist hier nichts passiert. Außer, dass Kiefern, Kastanien, Sal-Weiden, Haselnuss-Bäume und andere Pflanzen sich die Fläche zurückerobert haben.“ Rebhühner, Fasane, Rehe und Hasen hätten hier inzwischen ein Zuhause gefunden. Zahlreiche Insekten seien heimisch geworden. &bdquo;Da ist ein richtiges Biotop entstanden. Die Natur bleibt schließlich nicht stehen“, sagt Twistel. Lesen Sie auch: Wapelaue im Kreis Gütersloh verdreckt – Hund plötzlich krank Die teils mannshohen Bäume auf der Fläche gefallen aber nicht nur Hasen und Rebhühnern. Auch die Anwohner wissen den Bewuchs zu schätzen. Hier und da haben sie nachgeholfen und selbst Bäume auf dem Flurstück gepflanzt. &bdquo;So müssen wir nicht auf die graue Mauer blicken“, sagt Matthias Twistel und zeigt auf die Lärmschutzwand, hinter der die Autos und Lastkraftwagen rollen. Sein Nachbar Axel König ergänzt: &bdquo;Bis sich hier eine Obstbaumwiese etabliert hat und die Bäume hochgewachsen sind – das werden wir wohl nicht mehr erleben.“ In den Augen der Anwohner ist die gewünschte Ausgleichsfläche längst da. Und zwar weitgehend natürlich entstanden, ohne jedwede Kosten. &bdquo;Jetzt werden möglicherweise Bäume gefällt, um neue Bäume zu pflanzen. Das kostet doch auch alles unnötig Geld“, ärgert sich Matthias Twistel. Er spricht sich für eine Überprüfung der Maßnahme aus. &bdquo;Möglicherweise kann man die Kiefern und Kastanien ja auch stehen lassen und in den Zwischenräumen zusätzlich die Obstbäume pflanzen“, schlägt er vor. Anwohner sollen selbst gepflanzte Bäume vom Grundstück entfernen In dem Schreiben der Autobahn GmbH des Bundes geht es aber um mehr: Auf ihrem Grundstück seien in den zurückliegenden Jahren einige Dinge aufgestellt worden, die jetzt zurückgebaut werden sollen, heißt es vonseiten der Autobahn GmbH. Dabei geht es um einen Zwinger, ein überdachtes Holzlager und einen Fahnenmast. Auch den ein oder anderen Misthaufen haben Mitarbeiter der Autobahn GmbH bei einer Besichtigung entdeckt. Die müssen natürlich auch weg. Aber auch die von den Anwohnern stammenden Anpflanzungen sollen entfernt werden. So steht es in dem Anschreiben. Auch interessant: Ärger über Pläne für die Gütersloher Innenstadt – 50 neue Wohnungen sollen entstehen Die Autobahn GmbH hat den Anwohnern schriftlich eine Frist gesetzt: Bis zum 15. August soll alles verschwunden sein. Sonst werde eine Landschaftsbaufirma im Auftrag der GmbH die Fläche räumen. Die Kosten dafür werde man den Anwohnern aus der Rügener Straße in Rechnung stellen. Was die Einbauten angeht, zeigen sich die Nachbarn einsichtig. Die Bäume sollten aber ihrer Überzeugung nach stehen bleiben. Dafür wollen sie bei der Autobahn GmbH werben. Doch der Kontakt zur Behörde gestalte sich &bdquo;schwierig“, berichten die Anwohner. Darum hat Axel König vor einigen Tagen Bürgermeisterin Sarah Süß eingeschaltet. Ziel sei es, so die Bürgermeisterin gegenüber dem &bdquo;Haller Kreisblatt“, einen Ortstermin mit der Autobahn GmbH und den Anwohnern hinzubekommen. &bdquo;Dann können wir gemeinsam eine Lösung finden“, so Sarah Süß. Autobahn durch Steinhagen: Ersatz schaffen für zerstörte Lebensräume Zum Hintergrund: Beim Bau von Infrastrukturprojekten wie Autobahnen werden oft Lebensräume zerstört, die für Pflanzen und Tiere wichtig sind. Um diese Verluste auszugleichen, müssen sogenannte Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen durchgeführt werden. Diese Ausgleichsflächen sind Bestandteil des Planfeststellungsbeschlusses. Die meisten der Ausgleichsmaßnahmen für die A33 in Steinhagen wurden bereits umgesetzt. Ausgleichsflächen können Wald, extensiv genutzte Wiesen, Gewässerrenaturierungen und vieles mehr sein. Ob die vor 20 Jahren geplante Obstbaumwiese oberhalb der Rügener Straße heute noch eine gute Idee ist? Die Anwohner denken: nein. 📲 Aktuelle News bekommen Sie täglich über den Whatsapp-Kanal der NW Gütersloh

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