Trotz attraktiver Lage: Kaum Interesse an Molkerei-Gelände in Stemwede

Stemwede. Eigentlich ist das Grundstück der ehemaligen Molkerei in Levern attraktiv. Es liegt zentral. Geschäfte, Gastronomie, Schule, Kindergarten, Sportangebote sowie Apotheke und Kurpark sind schnell zu erreichen. Möglich wäre sowohl eine Wohnbebauung als auch eine gewisse gewerbliche Nutzung. Dennoch gedeiht auf den 7.531 Quadratmetern an der Leverner Straße seit Jahren vor allem eins: Wildwuchs. Seit Kurzem wird das Gelände im Internet als &bdquo;Grundstück zur Wohnbebauung in zentraler Ortslage von Stemwede-Levern“ zum Preis von 499.000 Euro durch Immobilien Nagel aus Bad Oeynhausen angeboten. Angesprochen werden in der Anzeige Projektentwickler und Investoren. &bdquo;Das Angebot ist da. Die Nachfrage ist gering“, gibt Frank Haseloh unumwunden zu. Abschrecken lassen will sich der Geschäftsführer von Immobilien Nagel davon nicht. &bdquo;Eine Nutzung für Wohnbebauung bietet aus meiner Sicht den größten Markt, auch weil die Nachfrage nach Wohnraum nach wie vor so groß ist.“ Er sei aber genauso offen für andere Ideen. &bdquo;Meine Aufgabe ist es, für die Fläche eine Nachfrage und eine Nutzung zu finden.“ Dafür brauche es einen guten Plan, erklärt der Experte für Wohn- und Gewerbeimmobilien. Es wurde viel geplant, jedoch nichts realisiert Manches wurde für die Fläche schon geplant, bis jetzt jedoch nichts realisiert. Nach dem Abriss der alten Molkerei-Gebäude war die Fläche als Standort für Wohnbebauung im Gespräch. Dann sollte es mal betreutes Wohnen sein oder ein Gesundheitszentrum und schließlich war ein Lebensmittel-Discounter im Gespräch. Letzteres fand nicht überall Zustimmung. Zuletzt wollte 2021 ein Bauunternehmer aus dem Landkreis Vechta auf der brachliegenden Fläche Wohnhäuser bauen. Gründer der Privatmolkerei war 1904 Emil Richter. Der Bauernsohn erkannte nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule und seiner Tätigkeit auf Gutsmolkereien die Bedeutung der Milchverwertung. Den bäuerlichen Tierhaltern brachte die Molkerei Levern einen gesicherten Milchabsatz. Entsprechend entwickelte sich das Unternehmen aus bescheidenen Anfängen in den Nachkriegsjahren unter dem Sohn des Gründers kontinuierlich. Neben Trinkmilch wurden Butter und Käse hergestellt. Zuletzt war die Molkerei mit dem Konzern Gervais-Danone verbunden. 1988 schloss die Molkerei. Danach nutzte einige Jahre der Gewürzhersteller AVO aus Belm die Räume. 2003 wurde die Leverner Molkerei abgerissen. Er begrüße die Aktivitäten um das ehemalige Molkereigrundstück ausdrücklich, sagte Bürgermeister Kai Abruszat kürzlich in einem Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Von der Fläche her und in unmittelbarer Nähe zum neuen Kurpark gelegen sei das Grundstück interessant. &bdquo;Ich bin aufgeschlossen, wenn ein potenzieller Investor auf die Gemeinde mit einer pfiffigen Planungsidee zukommen wird“, betonte der Verwaltungschef. Eigentümer möchte eine Lösung Es gibt bessere Zeiten für so eine Investition, weiß Frank Haseloh. &bdquo;Wir haben eine angespannte wirtschaftliche Lage. Wir stehen vor Wahlen. Die Stimmung ist schlecht auch durch den Krieg in Europa.“ Vieles sei offen – wie beim Thema Klimaschutz und Heizen. &bdquo;Der Eigentümer möchte jetzt eine Lösung“, erklärt der Immobilienmakler. Angeboten wird die Fläche zu einem Quadratmeterpreis von 66,26 Euro. In den Baugebieten Schröttinghauser Straße und Kalberkamp in Levern hatten die von der Gemeinde vermarkteten Baugrundstücke zuletzt zwischen 80 und 85 Euro pro Quadratmeter gekostet. An der Leverner Straße ist zu berücksichtigen, dass es Baugrenzen gibt, die eingehalten werden müssen. Das heißt, dass nicht die gesamten 7.531 Quadratmeter für eine Bebauung verfügbar sind. &bdquo;Meine Aufgabe ist es, eine Zielgruppe zu identifizieren, die die Fläche interessant findet“, sagt Frank Haseloh. Bei so einem Objekt dauere das erfahrungsgemäß. Der Makler geht von einer Zeitschiene von einem bis anderthalb Jahren aus. Vieles spiele in die Entscheidung eines möglichen Investors hinein, verdeutlicht der Immobilienmakler. Auf insgesamt rund 20.000 Bauvorschriften kommt der Zentrale Immobilienausschuss, der die Interessen großer Immobilienunternehmen und -verbände vertritt. &bdquo;Es muss unter anderem geprüft werden, ob es möglicherweise durch die umliegenden landwirtschaftlichen Betriebe eine Immissionsbelastung gibt“, merkt Frank Haseloh an. &bdquo;Dann ist bekannt, dass das ein Altlastenstandort ist.“ Die Aufwendungen könnten enorm sein, müssten es aber nicht. &bdquo;Wir wissen, dass in der Historie Baumaterialien verwendet wurden, die nach heutigem Stand als problematisch angesehen werden. Das ist so“, stellt der Bauingenieur, Gutachter und Sachverständige pragmatisch fest. Auch da brauche ein Investor Planungssicherheit. So komme eins zum anderen. Wichtig ist Frank Haseloh, all diese Punkte auf eine sachliche Informationsebene zu bringen. Insgesamt findet der Immobilienmakler: &bdquo;Das ist eine tolle Fläche. Jeder sollte den Anspruch haben, dass das Grundstück nicht so aussieht.“

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