Stemweder Baugebiet: Was ist aus den großen Plänen geworden?

Stemwede. Es soll ein Sahnestück werden: das neue Wohnquartier &bdquo;historischer Ortskern“ Levern. Auf der zentral gelegenen, rund 2,6 Hektar großen Fläche nordöstlich der Leverner Straße soll ein qualitativ hochwertiges Wohnquartier mit verschiedenen Wohnformen und einer eigenen Identität entstehen. Die Idee reifte 2020. Da lagen die Hypothekenzinsen allerdings bei nur 0,8 Prozent und Baumaterial kostete um einiges weniger. Vor dem eigentlichen Zentrum des Quartiers sind an der Straße Buschkamp in einem ersten Schritt sechs Grundstücke erschlossen, verkauft und teils bebaut worden. Im letzten Herbst haben sich die politischen Gremien in Stemwede dafür ausgesprochen, in einem zweiten Bauabschnitt sechs weitere Grundstücke zu erschließen. Dabei gab es jedoch eine wesentliche Frage. Andreas Weingärtner (CDU) und Uta Gesenhues (Grüne) wollten wissen, ob damit das ursprünglich verabschiedete Konzept aufgegeben werde. Das verneinte Jörg Bartel vom Verwaltungsvorstand. Bürgermeister Kai Abruszat bestätigte das jetzt gegenüber der NW: &bdquo;Wir haben keine Absicht, vom Bebauungsplan abzuweichen. Das abschnittsweise Vorgehen ist geboten, damit wir zu einer geordneten Baulandentwicklung kommen.“ Den Wettbewerb zu machen, sei richtig gewesen, unterstreicht er. 13.500 Euro für den Siegerentwurf Um das Baugebiet zu entwickeln, hatte die Gemeinde 2020 einen Wettbewerb für einen städtebaulichen Entwurf ausgelobt. Das Interesse daran war groß. 13 Arbeiten waren eingereicht worden. Den ersten Preis und damit ein Preisgeld von 13.500 Euro gewann der Neusser Architekt Tim Nowak. Sein Modell sah auf dem Areal insgesamt 118 Wohneinheiten vor, bei denen sich unterschiedliche Wohnformen mit öffentlichen Flächen abwechselten. Die Dichte fand nicht die Zustimmung aller Juroren. In der Mitte sah Nowak einen kleinen Park vor. Zudem plante er eine Tagespflege, einen Spielplatz und auch einen Kiosk. Mit der weiteren Gestaltung des Wohnquartiers und der Ausarbeitung des Bebauungsplans befasste sich dann das Planungsbüro Drees & Huesmann aus Bielefeld. Dabei seien Ideen weggefallen, andere fänden sich aber im Bebauungsplan wieder, bekräftigt Kai Abruszat. &bdquo;Was hervorsticht, sind die Gemeinschaftsflächen wie der Quartiersplatz, die Grün- und Naherholungsflächen sowie die Möglichkeit, unterschiedliche Wohnformen zu realisieren.“ Beibehalten worden seien im Kern die Wegebeziehungen vom Wohnquartier zum historischen Ortskern und in Richtung Schneiderpark. Die Sichtachse zur Kirche und zum Stiftshügel sei ebenfalls weiter Bestandteil. Nachfrage nach kleinen Mietwohnungen Angedacht sind nun etwa 13 Einzelhäuser sowie verschiedene Doppel- und Reihenhäuser und Baukörper mit mehreren Wohneinheiten. Auch Stemwede merke die verstärkte Nachfrage nach kleineren und barrierefreien Wohneinheiten mit 60 bis 80 Quadratmetern sowohl für Eigentum als auch für Miete, erläutert Kai Abruszat &bdquo;Dem kann und soll dieser Bauplan Rechnung tragen, ohne klassische Einfamilienhäuser zu vernachlässigen.“ Die Grundstücke vermarktet die Gemeinde Stemwede selbst. &bdquo;Wir haben schon in meiner ersten Amtszeit als Bürgermeister entschieden, die Vermarktung der Siedlungsflächen in der Gemeinde als Kommune selbst in die Hand zu nehmen und nicht privaten Investoren zu überlassen“, erklärt Kai Abruszat. Stemwedes Nachbarkommune Rahden hatte zuletzt neue Baugebiete über ein Geldinstitut veräußert. Die Selbstvermarktung sei zwar mit einem zusätzlichen Aufwand für die Verwaltung verbunden, der sei aber gerechtfertigt, vertritt der Verwaltungschef. &bdquo;Wohnbauentwicklung ist ein wesentliches Steuerungsinstrument der Gemeinde.“ Welche Grundstückspreise möglich sind Bezüglich der Preisgestaltung könne er sich vorstellen, ohne dem Fachausschuss vorgreifen zu wollen, dass die Verwaltung den Ratsmitgliedern einen Preiskorridor zwischen 85 und 100 Euro pro Quadratmeter vorschlagen werde. Zuletzt habe der Preis in Levern an der Schröttinghauser Straße bei 80 Euro und am Kalberkamp bei 85 Euro gelegen. &bdquo;Bei dem Gelände für das Wohnquartier haben wir ein großes Gefälle, das macht die Erschließung nicht einfacher“, verdeutlicht Kai Abruszat. Die Zahl 100 Euro sei jedoch ein psychologischer Wert, der nach heutigem Stand nicht überschritten werden sollte. Derzeit überlegten Bauwillige sehr genau, ob sie ihre Vorhaben realisieren würden. Faktoren seien die gestiegenen Zinsen, enorm gestiegene Baukosten sowie die allgemeine Unsicherheit in der wirtschaftlichen Lage. &bdquo;Ich habe großes Verständnis für die Warteposition“, erklärt Kai Abruszat. &bdquo;Bauen in Deutschland ist im Hinblick auf Auflagen und Standards zu teuer. Uns als Gemeinde trifft diese Entwicklung deutlich. Deshalb brauchen wir Geduld und Zeit.“ Ungeachtet der schwierigen Gesamtlage wolle die Gemeinde in 2025 mit den Vorbereitungen für den zweiten Bauabschnitt starten.

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