Stemweder Ponystall: Abgrabung ist genehmigungspflichtig

Stemwede. Der historische Leverner Ortskern auf dem Stiftshügel ist ein besonderes bauliches Ensemble. Für einen Teil des Ortskerns gilt deshalb seit vielen Jahren eine Gestaltungssatzung. Die soll dazu beitragen, das Erscheinungsbild des historischen Kerns des Stiftsdorfes zu bewahren. Die Satzung gilt auch für den Bereich &bdquo;Auf dem Buchhof“. Nun sorgt ein Bauvorhaben in diesem Bereich für Diskussionen in der Stemweder Politik und beschäftigt den Kreis Minden-Lübbecke als Baugenehmigungsbehörde. Geht es dabei um einen kleinen Ponystall, wie er in der Politik beraten wurde? Oder um ein größeres Bauvorhaben, über das in der Politik bislang nicht beraten wurde? Erinnerung an ein Lübbecker Thema Erinnerungen werden wach an die Debatte um die sogenannte &bdquo;Riesen-Terrasse“, die ein heimischer Unternehmer aus der Lebensmittel-Branche an der Oberen Tilkenbreite in Lübbecke errichten ließ und die aufgrund von Klagen in den 2010-er Jahren die Justiz beschäftigten. Letztlich war die von der Stadt Lübbecke erteilte Baugenehmigung laut Gerichtsurteil rechtswidrig. Die aufgeschüttete Terrasse musste zurückgebaut werden. Um welchen Bereich es geht Eine &bdquo;Riesen-Terrasse“ war in Levern bislang kein Thema. Am 30. Juni dieses Jahres beriet der Stemweder Bauausschuss über den Antrag eines Bauherrn an der Straße &bdquo;Auf dem Buchhof“ wegen eines Ponystalls. Für das Bauvorhaben hatte der Leverner darum geben, von den Vorgaben der Gestaltungssatzung für den historischen Ortskern abweichen zu dürfen. Im Bereich des Grundstücks hatte es wegen einer passgenauen Verkehrsberuhigung an den beiden Grundstücksgrenzen 2021 Diskussionen gegeben. Die von der Gemeinde Stemwede damals genannten Gespräche mit allen Anliegern und die Tempomessungen hatte es laut Anliegern nicht gegeben. Die Gemeinde hatte damals auf Nachfrage der Redaktion keine Angaben zu den angeblich gemessenen Geschwindigkeiten gemacht, weil diese laut Rathaus-Darstellung aus Gründen des Datenschutzes gelöscht worden seien. Was dem Ausschuss vorgelegt wurde In den öffentlichen Vorlagen für den Stemweder Bauausschuss am 30. Juni hatte es zu dem nun beantragten Ponystall wörtlich geheißen: &bdquo;Die Eigentümer des Anwesens Auf dem Buchhof 14 A in Levern haben ein unmittelbar südlich angrenzendes Grundstück (Flurstück 646) erworben und außerdem eine Teilfläche des daran angrenzenden Flurstückes 587 gepachtet. Es ist geplant, auf dieser Fläche Ponys zu halten und auf dem erworbenen Grundstück zu diesem Zweck einen kleinen Stall zu errichten. Alle Grundstücke liegen im Geltungsbereich der Gestaltungssatzung für den historischen Ortskern von Levern. Wegen der besonderen Topographie (starke Hanglage) ist die Idee entstanden, das Stallgebäude mit einem begrünten Flachdach zu errichten und in den Hang hineinzubauen. Nach der Gestaltungssatzung ist für das Gebäude ein Satteldach mit mindestens 30° vorgeschrieben. Dann würde das Dach an der Nordseite allerdings unmittelbar am Erdboden ansetzen.“ Weiter heißt es in den Vorlagen für den Bauausschuss am 30. Juni: &bdquo;Aus diesem Grund ist ein Vorentwurf des geplanten Stalles im Vorfeld mit der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen sowie der unteren Bauaufsicht des Kreises Minden-Lübbecke abgestimmt worden. Beide Behörden haben gegen diese Planung keine Einwände vorgebracht. Aus diesem Grund haben die Bauherren nun auch formal angefragt, ob eine Abweichung von der Gestaltungssatzung zugelassen werden kann. Aufgrund der besonderen topographischen Lage handelt es sich um einen absolut atypischen Einzelfall. Gestalterisch ist das geplante Flachdach mit Begrünung aus Sicht der Verwaltung vertretbar, &bdquo;da es sich in der Hanglage voraussichtlich relativ unauffällig einfügen wird.“ Was die Grünen kritisierten Bei dem Bauvorhaben geht es um einen Ponystall, der laut den öffentlichen Sitzungsvorlagen eine Fläche von 4 mal 6 Metern haben soll. Der Bauausschuss hatte dem Antrag der Bauherren mehrheitlich zugestimmt. Die Grünen hatten kritisiert, dass für das Vorhaben bereits vor der Entscheidung im Ausschuss ein &bdquo;Riesenloch“ in den Schieferhang gebaggert worden sei. Der Kreis Minden-Lübbecke hatte unmittelbar nach der Bauausschuss-Sitzung auf Nachfrage der Redaktion der Darstellung der Gemeindeverwaltung widersprochen, gegen die Planung keine Einwände gehabt zu haben. Was der Kreis nach dem Bauausschuss sagte Vielmehr hatte die Kreisverwaltung die Anfrage der Redaktion am 1. Juli wie folgt beantwortet und dabei der Darstellung der von Bürgermeister Kai Abruszat geleiteten Gemeindeverwaltung widersprochen: &bdquo;Der Bauaufsicht des Kreises Minden-Lübbecke liegt zur Zeit kein Bauantrag für einen Ponystall im Ortskern von Levern vor, daher konnten wir bis dato auch nicht der angesprochenen Baumaßnahme zustimmen oder sie ablehnen. Sollten bereits Baumaßnahmen durchgeführt werden, sind diese illegal, da keine Baugenehmigung und auch kein Bauantrag dafür vorliegt.“ Weiter hieß es: &bdquo;Es gab lediglich Anfang diese Jahres ein Gespräch mit der Gemeinde Stemwede, ob der Kreis sich eine Abweichung von der Gestaltungssatzung bezüglich der Dachneigung eines geplanten Ponyunterstandes vorstellen könnte. Aussage war in diesem Zusammenhang, dass man sich eine Abweichung bei einem Unterstand vorstellen könnte, da es sich um ein atypisches Gebäude handelt, das in den Hang integriert werden soll.“ Welches Gerücht es gibt Mittlerweile haben Arbeiten im Bereich des Schieferhangs stattgefunden. Im Ort wollen Bürgerinnen und Bürger von einem Schwimmbecken wissen, das dort angeblich entstehen soll. Liegt dem Kreis Minden-Lübbecke mittlerweile eine Baugenehmigung vor? Sind die bislang erfolgten Abgrabungen oder Aufschüttungen aufgrund ihres Volumens laut Bauordnung NRW genehmigungsfrei oder wurde eine Volumen-Grenze überschritten? Dazu äußerte sich die Kreisverwaltung nun wie folgt: &bdquo;Für das Bauvorhaben wurde Anfang September ein Bauantrag mit dem Titel ,Errichtung eines Ponystalls’ eingereicht. Dieser Bauantrag befindet sich jetzt in der Behördenbeteiligung, das bedeutet, dass im Rahmen des Genehmigungsverfahrens weitere Behörden beteiligt werden müssen.“ Das sagt der Kreis zu Abgrabungen Waren die Abgrabungen aufgrund des Raum-Volumens legal oder nicht? Dazu äußerte sich der Kreis wie folgt: &bdquo;Der Sachverhalt bezüglich der Abgrabung ist von der Bauaufsicht des Kreises aufgenommen worden. Es handelt sich um eine genehmigungspflichtige Abgrabung, daher ist sie jetzt auch Bestandteil des Bauantrages und wird in diesem Zusammenhang geprüft.“ Weiter teilte der Kreis mit: &bdquo;Dem Bauamt ist bekannt, dass bereits vor Antragstellung Erdarbeiten durchgeführt wurden. Auch dieser Sachverhalt wird im Rahmen des laufenden Genehmigungsverfahrens für einen Ponystall eines privaten Bauvorhabens geprüft. Informationen zu privaten Bauanträgen unterliegen dem Datenschutz und dürfen daher nicht öffentlich bekannt gegeben werden, soweit keine direkte Betroffenheit z. B. von Nachbarn vorliegt.“ Das sagt die Gemeinde Was war der Gemeindeverwaltung Stemwede vor dem 30. Juni hinsichtlich des Bauvorhabens bekannt, ist ihr etwas hinsichtlich des Gerüchts bekannt? Diese Fragen stellte die Redaktion der Gemeinde Stemwede. Jan-Philipp Ehlers, Pressesprecher der Gemeinde Stemwede, antwortete wie folgt: &bdquo;Im Vorfeld der Sitzung des Bauausschusses vom 30.06.2025 ist vom Bauherrn des potenziellen Vorhabens mit der Gemeinde der geplante Ponystall in Hanglage abgestimmt worden. Das Bauvorhaben hat sich seitdem, nach Kenntnis der Gemeinde, nicht verändert. Bezüglich der in Rede stehenden Abgrabung wurde zuständigkeitshalber das Kreisbauamt unmittelbar nach der Sitzung vom 30.06.2025 informiert.“ Die Gremien des Rates seien über alles unterrichtet worden, was der Verwaltung vor der Sitzung des Bauausschusses an geplanten Maßnahmen auf dem Grundstück bekannt gewesen sei. Über die Abweichung von den Festsetzungen der Gestaltungssatzung habe der Bauausschuss bei einer Enthaltung einen einstimmigen Beschluss gefasst. Im Übrigen werde auf die Zuständigkeit des Kreisbauamtes hingewiesen, so Ehlers abschließend. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen