Stemwede steigt in die Kurort-Liga auf

Stemwede. Vor Jahrzehnten gab es Postkarten oder auch Teller und Tassen, die ein Leverner Motiv zeigten und den Zusatz &bdquo;Bad Levern“. Levern ausgezeichnet als Bad? Das war damals weit entfernt. Seit 1985 ist das Stiftsdorf staatlich anerkannter Erholungsort und darauf weisen auch die Begrüßungstafeln des Heimatvereins Levern am Ortseingang hin. Nun aber hat der Ort eine wichtige Hürde genommen und steigt in die Liga der Kurorte auf. Was dafür erfüllt werden müsste und welche Chancen das für Levern und die gesamte Gemeinde Stemwede bietet, dazu äußert sich im Gespräch mit der Redaktion Bürgermeister Kai Abruszat. Levern hat Heilquellen. Diese Schwefelquellen haben laut Untersuchungen eine besondere Güte und waren schon bekannt und wurden genutzt, als vom späteren Staatsbad Oeynhausen noch lange keine Rede war. Das älteste Leverner Badehaus von 1699 existiert noch, in der Nachbarschaft schlummert das sogenannte &bdquo;neue Badehaus“ von 1950/1951 im Dornröschenschlaf. Möglicherweise hat der Aufstieg Leverns in die Kurorte-Liga aber auch darauf einen positiven Einfluss - und die Quellen könnten eines Tages wieder genutzt werden. Am kommenden Dienstag will Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling in Levern die Urkunde überreichen, mit denen das Stiftsdorf als staatlich anerkannter Luftkurort anerkannt wird. Der staatlich anerkannte Erholungsort Levern steigt damit in die Liga der Kurorte auf. Das habe nur geklappt, weil ganz viele Kräfte mitgewirkt und in eine Richtung gezogen hätten, sagt Abruszat. Zusätzliches Geld für Kurorte Mit der Übergabe der Urkunde zum staatlich anerkannten Luftkurort laut Kurortehilfegesetz NRW mache das Upgrade schon einen erheblichen Unterschied, sagt Stemwedes Bürgermeister Kai Abruszat. &bdquo;In dem Gesetz ist geregelt, dass Kurorte - und wir sind demnächst Kurort - finanziell gesondert gefördert werden.“ Stemwede werde vom Land ein Sockelbetrag von zusätzlich 45.000 Euro jährlich zugewiesen. Beim Unterschied zwischen Erholungsort und Luftkurort gebe es eine Reihe von Parametern, die man erfüllen müsse, merkt Abruszat an. Hauptvoraussetzung seien die lufthygienischen Messungen gewesen. Ein Jahr lang habe der Deutsche Wetterdienst die Luftqualität in Levern gemessen. Dann benötige man eine zentrale Anlaufstelle für Gäste, sagt Kai Abruszat. Die Gemeinde habe daher im Amtshaus-Anbau die Tourist-Info eingerichtet. Außerdem mussten die Stemweder die erforderlichen Nachweise für eine entsprechende Aufenthaltsqualität erbringen, die den Vorgaben des Gesetzes entsprechen. Abruszat: &bdquo;Deshalb haben wir insgesamt knapp 900.000 Euro in den Kurpark investiert“. Darin enthalten sei sehr viel Fördergeld, sonst hätte das nicht geklappt. Welche Bereiche die Jury betrachtete Der Landesfachbeirat für Kurorte und Heilquellen habe mit seiner Kommission auch in Augenschein genommen, welche medizinischen und therapeutischen Versorgungsmöglichkeiten es gebe. Am Ende zähle ein Gesamtbild - inklusive des historischen Leverner Ortskerns, des Mühlengeländes oder auch der Wanderwege in der gesamten Gemeinde Stemwede. Abruszat verweist darauf, dass Orte, die als Luftkurort anerkannt seien, auch mit Unterstützung für Verbesserungen bei der Infrastruktur rechnen könnten. Dazu zählten Wanderwege, Parks oder als wichtiger und nachhaltiger Baustein auch der Erhalt von Natur und Landschaft. Im Touristikverband Dümmer-Weser-Land sei Stemwede mit Levern der einzige zertifizierte Kurort. Abruszat: &bdquo;Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das wir weiter entwickeln“. Der Bürgermeister würde sich nach eigenen Angaben freuen, wenn Privatpersonen in Stemwede verstärkt Ferienwohnungen zur Verfügung stellen würden, und so weitere Kapazitäten für Gäste schaffen. Urlaub in Deutschland liege sowieso im Trend und Ferienwohnungen lägen ebenso im Trend wie Campen oder Reisen mit dem Wohnmobil. Urlaub mit aktiver Entspannung wie Wandern oder Radfahren zu verbinden ist laut Abruszat ebenfalls im Trend und hier sieht er Stemwede dafür prädestiniert. Interessierte beim Thema Ferienwohnung könnten sich bei der Gemeinde melden. Welche Ideen es nun für Stemwede gibt &bdquo;Insofern ist für mich mit der Verleihung der Luftkurort-Bezeichnung ein Zwischenschritt erreicht“, meint der Ratsvorsitzende. Und wie soll es weitergehen? Rat und Verwaltung hätten in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen für die hausärztliche Versorgung und badeärztliche Versorgung unternommen. Es gebe auch viel Potenzial vor Ort bei Physiotherapie, aber auch Reha. &bdquo;Deshalb muss die Perspektive sein, dass wir weitere Schritte unternehmen, die Schwefelquellen nicht nur im Kurpark erlebbar zu machen, sondern auch wieder zu nutzen“, sagt Abruszat. Das werde aber viel Zeit und Anstrengung kosten. Da gebe es Überlegungen. Es brauche aber ein Gesamtkonzept sowie Abstimmungsgespräche mit Krankenkassen sowie den für Reha zuständigen Stellen und das brauche Zeit. Perspektivisch könne er sich vorstellen, dass man ohne großen finanziellen Aufwand für die Gemeinde einmal prüfen könne, ob nicht weitere Stemweder Ortschaften den Charakter von Erholungsorten hätten, &bdquo;um das Potenzial weiter zu erschließen und auszubauen“. Spontan fielen ihm da Haldem, Wehdem und Oppenwehe ein, so der Ratsvorsitzende. Vor dem Hintergrund der erheblichen Investitionen in den Orten würde sich das aus seiner Sicht anbieten. &bdquo;Weg nach Bad Levern ist noch weit“ Kurorte seien nicht nur attraktiv für Gäste, sondern auch für die Einheimischen. Das sei auch wegen der Wertstabilität von Immobilien nicht von Nachteil. Zudem verweist Abruszat darauf, dass sich in den vergangenen Jahren am Dümmer viel getan habe und Gäste nicht nur den Marissa-Park erkunden wollten. Ihnen müsse man auch Angebote &bdquo;diesseits der Grenze“ machen. &bdquo;Der Weg nach Bad Levern ist noch weit“, meint Kai Abruszat. &bdquo;Aber es ist immer gut, wenn man sich Wege und Perspektiven setzt.“ Er wünsche sich auch den Erhalt der bestehenden gastronomischen Angebote, das sei wichtig für einen Kurort. &bdquo;Wünschenswert und nicht unmöglich“ sei auch ein jahreszeitlich eingeschränktes gastronomisches Angebot im Kurpark Levern etwa am Rand einer Veranstaltung. &bdquo;Da wird es Gespräche der Verwaltung mit Interessierten geben.“

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