„Wildwest bei der Planung von Windkraftanlagen“ im Kreis Minden-Lübbecke

Stemwede/Rahden. Das Bremer Unternehmen &bdquo;wpd onshore“ will im Norden der Gemeinde Stemwede XXL-Windräder bauen. Im Oppendorfer Fledder sind 16 Windräder mit einer Gesamthöhe von bis zu 280 Metern geplant. Zum Vergleich: Die höchste Erhebung des Stemweder Berges ist 181 Meter hoch. Das Bremer Unternehmen will nach eigenen Angaben in Herstellung und Rohbau der Anlagen rund 54,9 Millionen Euro investieren. In Rahden will die Rahdener Windenergie Projektentwicklungsgesellschaft im Nuttelner Bruch, in Wehe und in Pr. Ströhen rund ein Dutzend Windräder bauen. Auch diese Flächen sind nicht in den überregionalen Planungen vorgesehen. Die RWP, in der sich auch die beiden CDU-Ratsherren Sven Reimers und Ralf Möller engagieren, will nach eigenen Angaben noch in diesem Jahr einen ersten Vorbescheid beantragen. Zu Fragen nach der Flächenverfügbarkeit, dem Interesse von Investoren von vor Ort und darüber hinaus und zum fehlenden Dialog mit den Anliegern gibt die RWP keine Antwort. Im Südosten Rahdens ist eine weitere Gesellschaft aktiv, die Windräder bauen möchte. Es existieren Nutzungsverträge der Plan 8 GmbH aus Eckernförde für Bereiche in Tonnenheide. Nach derzeitigem Recht gelten diese Windräder als privilegiert. Anders könnte das aussehen, wenn im Sommer kommenden Jahres der Regionalplan Wind für den Regierungsbezirk Detmold rechtskräftig wird. Dieser Plan nennt Flächen für den Ausbau der Windenergie und lokalisiert sie. Mit einem kleinen Anteil sind auch Stemwede und Preußisch Oldendorf dabei. Bisherige Lesart ist, dass mit der Rechtskraft des Regionalplans Wind die Flächen für Windräder festgelegt sind und die Ausbauziele von Bund und Land damit erreicht sind. Sollte diese Lesart sich nicht ändern, wären Einzelanträge künftig nicht mehr möglich. Deshalb nutzen Investoren wie &bdquo;wpd onshore“ derzeit das Instrument des Vorbescheids, um noch Windräder zu bauen, wo künftig keine mehr vorgesehen sind. Mehr zum Thema: XXL-Windräder in Stemwede geplant &bdquo;Heuschreckenartige Projektierer“ Scharfe Kritik an dieser Situation kommt vom Naturschutzbund (Nabu) Minden-Lübbecke. Der Nabu spricht in einer Mitteilung von &bdquo;Wildwest bei der Planung von Windkraftanlagen“. Während die Bezirksregierung Detmold für den Regierungsbezirk in einem geordneten Verfahren Windkraft-Vorrangflächen ausweisen wolle und diese Planungen kurz vor dem Abschluss stünden, seien aktuell verschiedene Projektierer im Kreisgebiet unterwegs, &bdquo;die heuschreckenartig noch mal gerade auf die Schnelle Windkraftanlagen überall dort bauen wollen, wo das eigentlich nicht vorgesehen ist“, teilte Lothar Meckling vom Nabu Minden-Lübbecke mit. &bdquo;Diese Wildwest-Manieren unterlaufen damit die Regionalplanung, die zwar nicht frei von Kritik ist, aber zumindest eine kriterienbasierte, geordnete Planung bedeutet.“ Dieses Vorgehen ist nach Angaben des Nabu &bdquo;eine Katastrophe für Anwohner und Natur, denn im Regionalplan erfolgt die Ausweisung von Vorrangflächen nach einem festgelegten Kriterienkatalog, der sowohl die Belange von Natur und Landschaft als auch den Anwohnerschutz berücksichtigen soll.“ Die Projektierer gingen nun gezielt in solche Gebiete hinein, die laut Nabu Minden-Lübbecke im Regionalplan aus gutem Grund nicht vorgesehen seien. Den Flächeneigentümern würden dabei für einen Standort einer Windkraftanlage über 50.000 Euro Pacht pro Jahr geboten, den die Bürgerinnen und Bürger über ihren Strompreis mit bezahlen müssten, kritisiert der Nabu Minden-Lübbecke. Und auch die Gemeinden würden mit Einnahmen gelockt. Lesen Sie auch: Fläche für umstrittene Windräder in Rahden gesichert Naturschutz wird &bdquo;ad absurdum“ geführt Dem Nabu seien solche Vorgehensweisen aus Rothenuffeln/Unterlübbe zwischen Bastau und B65 direkt am Vogelschutzgebiet Bastauwiesen bekannt, merkte Lothar Meckling an. Ebenso aus dem Bereich Oppendorf, verwies Meckling auf die Beratungen im Bauausschuss Stemwede. Letztlich sei aber der Kreis Minden-Lübbecke Genehmigungsbehörde. Der Oppenweher Fledder und der Oppendorfer Fledder sind laut Nabu im Regionalplan aus naturschutzfachlicher Sicht für Windkraftanlagen ungeeignet. Tausende von Kranichen, Bläss- und Saatgänsen halten sich hier wochenlang während des Zuges auf. Hier finden sich nicht nur Nahrungsflächen, sondern sogar Kranich-Schlafplätze auf den überfluteten Ackerflächen zwischen dem Oppenweher Moor und dem Stemweder Berg. &bdquo;Die Projektierer kümmert das herzlich wenig“, so der Nabu. &bdquo;16 Anlagen mit einer Höhe von 280 Metern, der Kölner Dom ist 157 Meter hoch, sollen hier noch schnell vor den im Regionalplan vorgesehenen 14.000 Hektar Windkraftflächen in Ostwestfalen Lippe genehmigt werden.“ Der Nabu Minden-Lübbecke spricht sich ganz klar für einen geordneten Ausbau der Windkraft aus. &bdquo;Da per Bundesgesetz der Artenschutz im Rahmen der erneuerbaren Energiegesetze ohnehin so gut wie abgeschafft wurde, ist es aus seiner Sicht angesichts des Artensterbens umso wichtiger, diesen rein monetär begründeten Planungen, die den Schutz wichtiger Lebensräume ad absurdum führen, entgegenzutreten.“ Der Nabu fordert, diese Wildwest-Methoden bei der Windkraft-Planung zu stoppen.

Meistgelesen