Minihaus aus recyceltem Material: So sieht das Tiny House von Innen aus

Stemwede. Wohin mit all den alten Materialien der vielen Ausstellungen? Das hat sich Museumsbauer Andreas Zelle schon oft gefragt. Immer wieder blieben danach gut erhaltene Holzteile und andere Materialien übrig. Zu schade zum Wegwerfen, zu sperrig zum längeren Aufbewahren.In ihm wuchs die Idee, ein Tiny-House aus den Überresten dieser Kunstwerke zu bauen. Doch immer fehlte dafür die Zeit. Dann kam die Pandemie und mit ihr die große Flaute für Kulturschaffende. Und einige Monate später war das kleine blaue Haus fertig. Frühkindliche Prägung Andreas Zelle beschäftigt das Thema Recycling schon seit frühen Kindheitstagen: "Ich hatte einen Vater, der immer alles repariert hat", erinnert sich der 52-Jährige. Schon mit sechs oder sieben Jahren habe er zusammen mit ihm Waschmaschinen wieder fit gemacht. Seit diesen jungen Jahren sei er selbst "immer irgendwie am Basteln" gewesen. Nachhaltigkeit ist dem Museumsbauer wichtig, leider sei das mit Kunst nicht gut zu vereinbaren. "Das ist ähnlich wie beim Messebau: Bei dem Aufbau der Ausstellung wird viel Material verwendet und nach drei bis vier Monaten wird alles wieder abgebaut", erklärt Zelle, der für die Kunsthalle Osnabrück arbeitet.In seinem ersten Tiny House konnte er Werkstoffe aus drei Ausstellungen und aus einigen anderen Baustellen verwenden. Viele sichtbare Teile, wie das riesige Wandbild, sind aus der Ausstellung "Celebration Factory" von dem Künstler Filip Markiewicz. Dieses Bild zeigt die Figur Oscar aus dem Film "Die Blechtrommel" und wurde direkt im Haus verbaut.Die Sperrhölzer, auf denen Exponate aus dieser Ausstellung angebracht waren, dienen nun als Innenverkleidung. Auch die Balken der Stellwände sind in den Wänden verbaut. Die Fassade ist aus der Ausstellung "Forma Forma" der Künstler David Rauer und Joshua Sassmannshausen. Der Schrank ist wiederum aus dem Holz einer Stellwand, die im Felix-Nussbaum-Haus stand, ein Museum in Osnabrück. 80 Prozent der Materialien sind recycelt Um die 650 Arbeitsstunden und circa 3.500 Euro hat der Museumsbauer in das Häuschen gesteckt. Etwa 80 Prozent der Materialien sind recycelt. "Ich habe im März 2020 angefangen und das ganze Jahr über immer wieder daran gearbeitet", erzählt Zelle. Ende des Jahres war das Haus dann fertig. In der fünf Meter lang und 2,55 Meter breiten Wohnung befinden sich ein Hochbett mit Treppe, eine Dusche, eine Trockentoilette mit Waschbecken, eine Kochnische, eine Sitzecke und Schränke. Als Heizung dient ein Infrarot-Strahler. Derzeit vermietet er das Haus auch über Airbnb, eine Internetplattform, über die private Unterkünfte vermietet werden können. "Es macht echt Spaß und viele, die selbst überlegen, ein Tiny House zu bauen, übernachten hier", sagt Zelle. Die Gäste können in dem Haus bequem wohnen, da es auch mit Strom versorgt wird. Der wird durch ein besonderes Konzept gewonnen: Durch eine Photovoltaik-Anlage wird Energie durch Sonnenlicht gewonnen - allerdings verbraucht das Haus im Sommer nur ein Viertel davon. Der Rest des Stroms fließt in ein großes Haus, welches daneben steht. "Das produzierte 'Guthaben' vom Sommer wird dann im Winter praktisch aus dem Haupthaus wieder entnommen, da die Photovoltaik-Anlage im Winter zu wenig Strom produziert", erklärt der Museumsbauer das Prinzip. Daher kann dieses Tiny House auch nie alleine irgendwo stehen, da es für den Strom immer ein weiteres Haus benötigt. "In einer Alleinlage wäre eine Speicherbatterie notwendig, was nicht ökologisch wäre und zum Heizen im Winter nicht reicht", sagt der 52-Jährige.Weitere Häuschen schon in der Mache In Zukunft will er das Häuschen für Kunstprojekte im öffentlichen Raum zur Verfügung stellen. Die Künstler könnten beispielsweise dort wohnen, wenn sie eine Ausstellung haben oder Kunstprojekte mit Kindern und Jugendlichen betreuen. Der Museumsbauer stelle dann das Haus und liefere den technischen Support. Dafür könnten schon bald weitere Häuser bereitstehen, denn Zelle ist jetzt schon dabei, zwei weitere Tiny-Houses zu bauen.

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