Mit vielen Fotos: So wohnt es sich in Bielefelds erstem Tiny-House-Projekt

Bielefeld. Wohnraum ist knapp - und teuer. Ein eigenes Haus: für viele heute kaum noch realistisch. Eignet sich ein Tiny-House als Alternative, auch für Familien? Die NW war zu Besuch in Bielefelds erster Mini-Haus-Siedlung an der Heeper Straße. Dort wurde Ende Februar 2024 das erste, maßgeschneiderte Häuschen aufgestellt. Mittlerweile sind es fünf, ein sechstes und letztes soll im kommenden Jahr aufgestellt werden. Zwei Kinderzimmer, Küche, Bad, Elternschlafbereich, Küche, Wohn-Esszimmer mit großem Sitzfenster und Zugang zu Terrasse und Garten - und alles auf etwa 24 Quadratmetern Grundfläche. Das ist tatsächlich möglich - &bdquo;und es funktioniert super“, sagt die junge Mutter, die mit ihren beiden Kindern (4 und 8) seit einem halben Jahr in einem der fünf individuell geplanten Tiny-Häusern lebt. &bdquo;Und wir würden es immer wieder machen“, sagt sie. Zusammen mit Architekt Thomas Krause und einem Tischler hat sie das von ihr geplante Traumhaus im Miniformat realisiert. Jede Nische ist genutzt, alles hat seinen Platz. Dank kluger Planung und Tiny-House-Höhe von vier Metern sind die beiden Mini-Kinderzimmer links vom Eingangsbereich halb versetzt übereinander angeordnet: ganz unten und auf der anderen Seite oben je eine Bettnische, daneben jeweils Raum für Schubladen und Spielbereich. Die Kinder seien &bdquo;total happy“, hätten immer viel Besuch von Freunden und spielten ganz viel draußen auf dem insgesamt rund 2.000 Quadratmeter großen Grundstück. Das hat der Verein &bdquo;Tiny Houses am Grünen Band“, der sich aus dem 2019 gegründeten Vereins &bdquo;Tiny House Bielefeld“ für die Siedlung gegründet hat, von der Stadt gepachtet. &bdquo;Ein Glücksgriff“, sagt auch Conny Pearce. &bdquo;Zuvor wurde hier Grünschnitt und Schnee zwischengelagert.“ Tiny House kostet zwischen 50.000 und 250.000 Euro Die 46-jährige Person gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins &bdquo;Tiny House Bielefeld“. Zusammen mit dem Partner - beide sind Informatiker - wohnt Pearce ebenfalls seit Anfang des Jahres im Tiny House - ebenfalls selbst geplant, anfangs auf Papier, dann als Legomodell. Clou des Minihauses ist die Stauraumtreppe, die an der Längsseite des Hauses, direkt gegenüber dem Eingangsbereich, nach links und rechts in zwei zusätzliche Halbetagen führt und als Bereich mit Tisch und Sitzbank umfunktioniert werden kann. Auch interessant: Viele Fotos: Bielefelder Architekt baut innovative Mikro-Holzhäuser mit Ausblick Links oben Wohnraum und Homeoffice mit Blick in die mittig angeordnete Wohnküche, Mittelpunkt des Tiny-Houses. Darunter liegt der Schlafbereich, &bdquo;gerade so hoch, dass man im Bett sitzen kann - vollkommen ausreichend“, sagt Pearce. Oft gebe viel in Wohnungen viel Platz, der nicht wirklich genutzt oder benötigt werde. Weniger ist mehr: Das Leben auf kleinstem Raum sei &bdquo;unglaublich befreiend“. Zudem sei es einfach ein gutes Gefühl, dass man bei Bedarf mit seinem Haus den Standort auch wechseln könne. Luft-Luft-Wärmpumpe inklusive Klimaanlage, elektrische Fußbodenheizung und &bdquo;ein Luxusbad“ mit Badewanne und Platz für die Waschmaschine: Auch ein Tiny House sei nicht ganz günstig. &bdquo;Ab immer noch realistischer als ein normales Haus.“ Je nach Anspruch, Materialien und Eigenleistung könne man mit einem Betrag zwischen 50.000 und 250.000 Euro kalkulieren. Dauerhaftes, entspanntes &bdquo;Campingmobil-Urlaubsgefühl“ &bdquo;Wir haben hier 23,4 Quadratmeter, zuzüglich der Loftetagen“, sagt Pearce. Zuvor habe das Paar in einer Wohnung mit rund 80 Quadratmetern gelebt. So einiges habe sich da - und im zusätzlichen Keller - angesammelt. Vieles habe aussortiert und verschenkt werden können. Das sei sehr erleichternd gewesen, im wahrsten Sinn des Wortes. &bdquo;Wichtige Erinnerungsstücke habe ich fotografiert“, ergänzt Pearce. Über Neuanschaffungen denke man gründlicher nach. Der eine habe eine Leiter, der andere einen Drucker: Sachen zu teilen, gehöre auch mit zur Wohnidee der kleinen Siedlung. Das sei noch ausbaufähig. Auch die mittig gelegene, mit Schotterrasen versehene Gemeinschaftsfläche soll noch weiter gestaltet werden. &bdquo;Man braucht aber schon erst einmal Zeit, anzukommen“, sagen Pearce und die Mitbewohnerin des Tiny Houses schräg gegenüber. Um Platz für Besuch und einen zweiten Schreibtisch zu haben, plant Pearce eine überdachte Terrasse vorm Haus. &bdquo;Ich will auf jeden Fall auch noch einen Gemüsegarten anlegen“, ergänzt die Nachbarin. Lesen Sie auch: Bielefelder Tiny-House-Siedlung für 40 Personen: Es sind noch Plätze frei Sie, und auch ihre Kinder, seien &bdquo;absolut glücklich“ in ihrem Minihäuschen. Bei schönem Wetter lebe man ganz viel im Freien, nehme die Natur, Vögel und Insekten zum Beispiel, ganz anders wahr. Auch in den Wintermonaten sei es &bdquo;total schön“ gewesen in ihrem Tiny aus Fichtenholz, das sie innen komplett selbst abgeschliffen und weiß geölt hat. Ein Holzpelletkamin sorge zusätzlich für Gemütlichkeit und Wärme. Wohnen auf kleinem Raum fördere die Disziplin: &bdquo;Man muss immer alles sofort wegräumen, sonst wird es chaotisch.“ Das sei anstrengend, aber auch toll. Aber das Beste sei: Man habe einfach immer ein entspanntes &bdquo;Campingmobil-Urlaubsgefühl“.

Meistgelesen