Zahl der Flüchtigen in Klinik für suchtkranke Straftäter stark gestiegen

Stemwede-Haldem. Die Westfälische Klinik Schloss Haldem ist eine wichtige Einrichtung, wenn suchtkranke Straftäter eine Therapie benötigen. Schloss Haldem ist eine Einrichtung des Maßregelvollzugs und wird vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) betrieben. In Stemwede gehört die Einrichtung des Maßregelvollzugs auch zu den wichtigen Arbeitgebern. Entweichungen von Patienten waren in den vergangenen Jahren selten. Als Entweichung gilt dabei nicht nur der Umstand, wenn ein Patient flüchtet. Als Entweichung wird auch geführt, wenn ein Patient etwa verspätet wieder in der Klinik eintrifft, weil er vielleicht einen Zug verpasst hat. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben von LWL-Sprecher Thorsten Fechtner vier Entweichungen. In diesem Jahr ist die Zahl deutlich gestiegen – auf 15. Nach Angaben Fechtners gab es aber keine einzige Entweichung aus dem gesicherten Bereich. Alle Vorfälle entfielen ausschließlich auf den offenen Bereich. Ausschließlich suchtkranke Täter betroffen Thorsten Fechtner sprach gegenüber der NW von eher unbedenklichen Fällen, da diese Patienten in ihren Therapien schon weit vorangeschritten seien. Bei allen entwichenen Patienten handele es sich ausschließlich um suchtkranke Straftäter, die nach Paragraf 64 des Strafgesetzbuches verurteilt worden waren. Zehn der entwichenen Patienten seien nach wenigen Tagen in die Klinik zurückgekehrt – entweder freiwillig oder weil sie von der Polizei gefasst wurden. Fünf Patienten sind derzeit noch flüchtig. Bloße Verspätung bei der Rückkehr gilt schon als Entweichung Entweichungen aus dem offenem Bereich kämen vor, erklärte LWL-Sprecherin Bianca Hannig. Diese Entweichungen unterliegen nach Angaben Hannigs von Jahr zu Jahr Schwankungen. Als eine Entweichung werde bereits die bloße Verspätung bei der Rückkehr aus einem als Lockerung gewährten Ausgang gezählt und werde der Polizei umgehend gemeldet – auch wenn keine Gefahr für die Bevölkerung bestehe. In dem offen geführten Therapiebereich der LWL-Maßregelvollzugsklinik Schloss Haldem sind nach Angaben Hannigs Patienten untergebracht, die in ihrer Therapie bereits weit fortgeschritten sind und von denen nach Einschätzung der Klinik keine Gefahr für die Öffentlichkeit ausgeht. Urlaub als Entlassung auf Probe &bdquo;Sie sind allesamt in eine feste Tagesstruktur eingebunden, gehen einer Beschäftigung nach und können sich auch bis 22 Uhr außerhalb ihrer Station beziehungsweise der Klinik bewegen.“ Der so genannte Langzeiturlaub sei mit einer Entlassung auf Probe zu vergleichen, in der die Patienten sich zwar formal weiterhin noch im Maßregelvollzug, jedoch bereits in einer eigenen Wohnung, einer betreuten Wohngemeinschaft oder ambulanten Betreuung außerhalb der Klinik befänden, merkte Bianca Hannig an. Während dieser Zeit stünden die Patienten in engem Kontakt zur Klinik, würden von Mitarbeitern regelmäßig aufgesucht und müssten auch regelmäßig in der Klinik vorstellig werden. Hannig: &bdquo;Erscheinen sie etwa nicht zu Terminen in der Klinik und sind telefonisch nicht erreichbar, wird beispielsweise auch dieses als eine sogenannte Entweichung gezählt.“ Auch die Haldemer Klinik ist derzeit stark überbelegt Der starke Anstieg der Entweichungen sei auffällig, merkte Fechtner an. Er verwies aber auch darauf, dass alle forensischen Kliniken in Deutschland derzeit sehr stark überbelegt seien. Das könne im Bereich des LWL durch eine neue Klinik aufgefangen werden, aber die sei noch nicht da. In der Klinik Schloss Haldem gibt es nach Angaben von Thorsten Fechtner und seiner Kollegin Bianca Hannig offiziell 198 Therapieplätze. Fechtner: &bdquo;Aktuell haben wir 219 Patienten in Haldem.“ Die Klinik müsse mit jedem Platz, den sie habe, auch arbeiten. Vereinbarung mit der Gemeinde Laut einer Vereinbarung zwischen dem LWL als Träger der Klinik und der Gemeinde Stemwede können in der Klinik Schloss Haldem auch bis zu zehn psychisch kranke Straftäter untergebracht werden, die nach Paragraf 63 des Strafgesetzbuches verurteilt wurden. Mit dieser Ende der 1990er-Jahre getroffenen Vereinbarung sollte die Klinik in Lippstadt-Eickelborn entlastet werden. Ein Gericht hatte diese Zahl dann auf 20 Patienten angehoben. Aktuell sind in Haldem nach LWL-Angaben nur noch zwei Patienten nach Paragraf 63 (sogenannte &bdquo;63er“) untergebracht.

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