Parkplatzpachten fürs Knöllchenschreiben: Ein Geschäftsmodell, das die Welt nicht braucht

Bad Oeynhausen. Es gibt Geschäftsmodelle, die hinterfragt niemand. Wer in der Not den Schlüsseldienst ruft, knirscht vielleicht mit den Zähnen ob des Feiertagszuschlags, ist aber froh, wieder in den eigenen vier Wänden zu stehen. Andere verärgern Kunden: Wer noch nie in die Abo-Falle eines Kabelnetzbetreibers getappt ist, dessen Vertragsabschluss so einfach wie die Kündigung umständlich war, werfe den ersten WLAN-Router! Die private Parkplatzkontolle am Alten Rehmer Weg 22 fällt in eine dritte Kategorie: Geschäftsmodelle, die – allem Anschein nach – rechtlich zulässig, aber zum Abgewöhnen sind. Der Eigentümer des Grundstücks hat NW-Recherchen zufolge Parkplatz und Gebäude separat verpachtet. Die Gebäude an die Betreiber der Discount-Märkte, einen Tierbedarfsladen und eine kleine Bäckerei, den Parkplatz hingegen an eine Firma, die sich auf &bdquo;Parkraummanagement“ spezialisiert hat. Heißt: Kontrolleure der Firma laufen ihn ab, prüfen die korrekte Verwendung der Parkscheibe – und stellen schnell ein Knöllchen von 30 Euro aus. Denn nur wer die Parkscheibe gut sichtbar und korrekt eingestellt ins Auto legt, parkt dort gratis. 🅿️Lesen Sie auch: Knöllchen auf Supermarkt-Parkplatz: Zockt eine Firma Bad Oeynhausener Autofahrer ab? Sind Dauer-Fremdparker auf einem Kundenparkplatz ein Problem für den Supermarkt, dem dadurch autofahrende Kunden entgehen? Sicher. Schicken große Läden in Stadtzentren selbst Kontrollfirmen los, um Anwohner zu verscheuchen, die ihren Wagen aus Bequemlichkeit eine Woche nicht vom Kundenparkplatz bewegen? Berechtigterweise. Aber die Betreiber der Geschäfte am Alten Rehmer Weg haben die Kontrollfirma gar nicht beauftragt – und sind selbstverständlich auch nicht an den Einnahmen aus den Strafzetteln beteiligt. Zumindest der Tierbedarfsladen hat den Eigentümer sogar schon mehrfach gebeten, auf die Kontrollen zu verzichten. Schließlich laufen in den Geschäften die wütenden Kunden auf oder bleiben gleich weg. Der Frust der Kunden trifft die Falschen Am Grundstück des Alten Rehmer Wegs verlieren also alle, die dort etwas zu suchen haben: Die Kunden, die im Zweifelsfall für ihren kurzen Drei-Euro-Einkauf den zehnfachen Parkzuschlag zahlen dürfen. Zwar gehen sicher auch Spitzenverdiener mal zum Bäcker, der günstige Ware vom Vortag verkauft, oder zum Kleider-Discounter. Für einige Kunden dürfte ein unerwarteter 30-Euro-Strafzettel dennoch mehr als nur ein Ärgernis sein. Weiter verlieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäfte, die der Zorn der Knöllchen-Opfer trifft, obwohl sie am wenigsten dafür können. Und die Betreiber der Geschäfte, denen genau das widerfährt, was andere Supermärkte durch Kontrollen zu verhindern suchen: Die Kunden bleiben weg, aus Frust. Alleine die Google-Rezensionen der ansässigen Geschäfte sprechen Bände. Und wer gewinnt? Wohl zwei Firmen, beide ansässig in Rostock, die mit Bad Oeynhausen so viel zu tun haben wie der Jordansprudel mit einem Fluss im Nahen Osten. Die Immobilienfirma gewinnt, für die die besondere Parkplatzverpachtung ein hübscher Bonus sein dürfte, und die Kontrollfirma, die ihren Umsatz mit dem Lauern auf unbedachte Regelverstöße erwirtschaftet. Ja, die Parkscheibe nicht gut sichtbar ins Auto zu legen, ist ein Regelverstoß gegen die Vertragskonditionen der Kontrollfirma, vor dem auch auf mehreren Schildern auf dem Gelände gewarnt wird. Manch ein Kunde, der es eilig hat, wird eines der Schilder vielleicht sogar gesehen und gedacht haben: &bdquo;In der Zeit, in der ich die Parkscheibe rausgefischt und eingestellt habe, sitze ich längst wieder im Auto.“ Pech gehabt, die Regeln stehen ja gut sichtbar geschrieben. Dass trotzdem fleißig fotografiert, notiert und an Scheibenwischer geheftet wird, liegt dagegen an einer ungeschriebenen Regel: Man kontrolliert solcherlei Parkplätze einfach nicht. Wer rechnet ernsthaft mit privaten Parkplatz-Sherrifs auf einem großen kostenlosen Kundenparkplatz für Discounter, ohne Schranke oder Ticket-Automat? Genau, niemand! Und damit ist auch die Frage beantwortet, wer so ein Geschäftsmodell braucht. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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