Änderung im Strafrecht hat Auswirkung auf Stemweder Fachklinik

Stemwede. Für die Justiz und für die Mediziner in Nordrhein-Westfalen ist die Westfälische Klinik Schloss Haldem eine wichtige Adresse. In der Maßregelvollzugsklinik werden suchtkranke Straftäter behandelt. Die vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) getragene Einrichtung ist aber auch ein wichtiger Arbeitgeber in Stemwede. Wie sieht es aus bei der Belegung der Klinik? Wie erfolgreich sind die Therapien? Und wie wirken sich Krankenhaus-Schließungen für die Einrichtung aus? Dazu äußerten sich Vertreter der Klinik Schloss Haldem im Gespräch mit der Redaktion. Die Klinik Schloss Haldem ist ein Fachkrankenhaus für suchtkranke und ausschließlich männliche Patienten. Rechtliche Grundlage für die Aufnahme eines Patienten in der Haldemer Klinik ist eine Verurteilung nach Paragraf 64 des Strafgesetzbuches. Hier hat es eine Reform gegeben und die wirkt sich auf die Klinik aus. Der Paragraf 64 des Strafgesetzbuches besagt, dass Straftäter zwecks Therapie in eine Maßregelvollzugs-Einrichtung eingewiesen werden können, wenn eine Suchterkrankung ursächlich für die Straftat war. Für psychisch kranke Straftäter ist das im Paragrafen 63 des Strafgesetzbuches geregelt. Bei den Fachkrankenhäusern für psychisch kranke Straftäter, die nach Paragraf 63 des Strafgesetzbuches verurteilt werden, gebe es bundesweit einen hohen Belegungsdruck, sagte Matthias Grimm, kaufmännischer Direktor der LWL-Klinik Schloss Haldem. Im Bereich der Patienten nach Paragraf 64 des Strafgesetzbuches gebe es nach einer Reform dieses Strafrechtsparagrafen deutlich weniger Druck. Wie sich diese Reform konkret auswirke, könne man derzeit noch nicht sagen, weil sich auch die Gerichte darauf erst einmal einstellen müssten, merkte Grimm an. Mittelfristig könne sich die Zahl der Patienten um 20 bis 30 Prozent verringern. Reform bei wichtigem Paragrafen Mit der Reform des Paragrafen 64 solle die Schwelle bei der Zuweisung erhöht werden, ergänzte Lisa Maria Niemeyer, Psychologin und stellvertretende therapeutische Direktorin der LWL-Klinik Schloss Haldem. Alkohol- oder Drogenprobleme müssten tatsächlich von schwerwiegendem Krankheitswert sein. Die Straftat müsse überwiegend auf diese Krankheiten zurückzuführen sein. Einfach zu konsumieren, das reiche nicht. Es müsse schon eine schwere Abhängigkeit beziehungsweise ein Krankheitsbild bestehen. Lesen Sie auch: So rüstet sich die Klinik Schloss Haldem gegen Fachkräftemangel Ziel der Reform sei es, die tatsächlich behandlungsbedürftige Patientengruppe in die Klinik einzuweisen, sagte Niemeyer. Es seien bislang ja auch Personen eingewiesen worden, die keine Substanzstörung hätten. Eine Therapie bei Patienten ohne schwerwiegende Störungen macht aus Sicht der Haldemer Expertin mangels Ansatzpunkten wenig Sinn. Nun könne man aber die Hilfe denen zukommen lassen, die sie wirklich benötigten. Matthias Grimm verwies auf einen Rückgang der Belegung, der sich mittlerweile stabilisiert habe. &bdquo;Wir werden mit 196 Betten geführt und haben zurzeit 206 Patienten.“ Innerhalb des LWL gebe es eine Verschiebung, die sich gleichmäßig verteile. &bdquo;Der Rückgang hat erst einmal die Überbelegung reduziert“, ergänzte Lisa Maria Niemeyer. Man müsse von einer massiven Überbelegung sprechen, die es bis Ende 2023 gegeben habe. Selbst Kriseninterventionsräume hätten deshalb damals belegt werden müssen. Wie viele Patienten und Beschäftigte es gibt In der Klinik in Haldem arbeiten nach Angaben von Matthias Grimm und Stefan Schuchardt, Pflegedirektor der LWL-Klinik in Haldem, rund 350 Menschen. Im neuen Therapiezentrum für forensische Psychiatrie Münsterland in Hörstel bei Rheine gibt es 150 Plätze für Patienten nach Paragraf 63 Strafgesetzbuch und 230 Beschäftigte. Die LWL-Klinik Haldem hat die Betriebsführung für die Klinik in Hörstel. Auch wenn mit einem Rückgang der &bdquo;64er-Patienten“ zu rechnen ist, soll der Personalschlüssel in der Klinik Haldem nicht angetastet werden, sagte Matthias Grimm. Der Fachklinik in Haldem gehe es wie anderen Krankenhäusern, Fachpersonal werde gesucht. Froh sei man über das vorhandene Personal in Haldem. Sehr schwer sei es, forensische Psychiater zu finden, merkte Grimm an. Die Klinik Schloss Haldem sei als guter Arbeitgeber in der Region bekannt, ergänzte Stefan Schuchardt. Es gebe nach wie vor Bewerbungen auch im Pflegebereich. Die Marke &bdquo;LWL“ und die Arbeit in der Forensik seien attraktiv geworden. Auch die Veränderung in der Somatik mache sich bemerkbar. Schuchardt: &bdquo;Durch die Schließung von Heimen und Krankenhäusern werden wir nachgefragt.“ Die Haldemer Klinik habe beispielsweise Bewerbungen wegen der Schließung des Krankenhauses in Ostercappeln zum August dieses Jahres. Einige Beschäftigte auch im Ruhestand aktiv &bdquo;Wir haben verlässliche Dienstpläne und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, meinte Stefan Schuchardt. &bdquo;Wir sind ein sicherer Arbeitgeber.“ Immer dann, wenn es in der Wirtschaft nicht gut laufe, sei der öffentliche Dienst als Arbeitgeber attraktiv. In der Klinik in Haldem gebe es eine demografisch gut gewachsene Mitarbeiterschaft. Daher könnten Stellen auch verlässlich nachbesetzt werden. Es seien aber auch Kollegen über das Renten-Eintrittsalter hinaus in der Klinik tätig. Dafür gebe es verschiedene Gründe – auch den, dass ihnen die Arbeit viel Spaß mache. Für diese Kollegen gebe es mehrere Möglichkeiten – von Vollzeit bis zu geringfügiger Beschäftigung. Lisa Maria Niemeyer: &bdquo;Wir freuen uns auch über die erfahrenen Kollegen.“ Auch interessant: Mitarbeiterin ermöglicht Inhaftiertem in Minden-Lübbecke die Flucht - aus Angst Hätten neue Beschäftigte keinen forensischen Hintergrund, gebe es die Angebote der Fortbildungsakademie in Münster, sagte Stefan Schuchardt. Dort gebe es eine Klinik- und berufsgruppenübergreifende Einarbeitung für die, die bislang nichts mit Forensik zu tun gehabt hätten. Nachsorge als eine Schnittstelle Wie erfolgreich sind Therapien wie die in der Haldemer LWL-Klinik? Lisa Maria Niemeyer verwies auf Studien zur Wirksamkeit im Maßregelvollzug. Diese Studien besagten, dass eine Unterbringung in einer Einrichtung des Maßregelvollzugs und die Therapie das Risiko für eine Rückfälligkeit um 20 Prozent minderten. In Haldem würden jährlich 30 bis 40 Menschen erfolgreich resozialisiert. Sie würden von der Klinik in sozialtherapeutische Einrichtungen oder eigene Wohnungen verlegt. Verlegungen seien auch in den regionalen Maßregelvollzug oder in eine psychiatrische Klinik möglich, die auf Forensik spezialisiert seien. Niemeyer verwies auch auf die Nachsorge, wenn ein Patient aus der Klinik entlassen sei. Es gebe weiterhin Kontakt. Die Nachsorge sei die Schnittstelle zwischen Bewährungshilfe oder dem gesamten Netzwerk der Betreuung. Die Nachsorge gebe Hilfestellung, sorge aber auch für Kontrolle und Überwachung und sei deshalb ein Element der Sicherheit. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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