Drohungen mit den Taliban: Angeklagter sieht sich als Opfer familiärer Intrigen

Rahden/Espelkamp. Das Verhältnis zwischen einem 37-jährigen Espelkamper und einer sechsköpfigen Familie scheint nicht das Beste zu sein. Die eine Seite beschuldigt die andere Seite, Gewalt anzuwenden und teils erhebliche Drohungen auszusprechen. Das zog sich auch durch eine Verhandlung vor dem Amtsgericht Rahden, zu dem die afghanischen Staatsangehörigen geladen waren. Der 37-Jährige saß auf der Anklagebank, ihm warf die Staatsanwaltschaft Bielefeld gefährliche Körperverletzung und Bedrohung vor. Der 37-jährige Mann soll laut Anklage im September 2023 einen 41-jährigen pakistanischen Staatsangehörigen mit Fäusten und mit einem Fahrradschloss geschlagen haben. Anfang Juni 2024 soll der in Espelkamp lebende Mann dann laut Anklage einem Angehörigen der afghanischen Familie mit dem Tod gedroht haben, da der ihn bei einer Schlägerei gefilmt haben soll. Der 37-jährige Angeklagte sah sich gegenüber Richter Bastian Janotta als Opfer. An jenem Tag im September 2023 will er von zwei Männern geschlagen worden sein. Dabei habe er einen Zahn verloren. Die beiden Männer hätten sich mit dem 41-jährigen Pakistani zusammengetan, um ihn zu schlagen, sagte der 37-Jährige. Er habe Anzeige erstattet, die anderen auch. Der Angeklagte räumte ein, den Pakistani geschlagen zu haben und sprach von einem &bdquo;Kabel“, das dabei verwendet wurde. Das &bdquo;Kabel“ habe er dem Pakistani abgenommen. Er aber sei das Opfer. &bdquo;Ich bin unschuldig“, sagte der 37-Jährige. Die Mitglieder der Familie würden die Polizei rufen, filmen oder ihn schlagen, wenn man sich in Espelkamp treffe. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Irritationen um eine Heirats-Absprache &bdquo;Warum können Sie nicht friedlich miteinander umgehen?“, fragte Richter Janotta nach den Gründen für die Streitereien. Er habe die Tochter der Familie heiraten wollen, die sei ihm versprochen worden. Wenig später sagte der Angeklagte, er wolle die Tochter der Familie nicht heiraten. Er liebe seine Cousine mütterlicherseits, aber die sei noch in Afghanistan und könne erst kommen, wenn er in Deutschland die Anerkennung als Flüchtling habe. Wo denn die Heirat besprochen worden sei, fragte die Staatsanwältin. In Deutschland, antwortete der Angeklagte. Es habe aber noch eine andere Person gegeben, die seit Langem in Espelkamp lebe und Interesse an der Tochter habe. Daraufhin habe ihm die Familie erklärt, &bdquo;dass ich das Mädchen nicht bekomme“. Der heute in Brandenburg lebende Pakistani erklärte im Zeugenstand, mehrfach von dem 37-Jährigen geschlagen zu sein. Zudem zeigte er Richter Janotta und der Staatsanwältin ein Handy-Video, das einen Moment der Schlägerei zeigen soll. Als Grund für den Streit nannte der Pakistani, dass der 37-Jährige mit einem Fußball immer wieder gegen die Wand seines Zimmers gekickt habe. Daraufhin habe er dem 37-Jährigen gesagt, dass dies kein Spielplatz sei. Lesen Sie auch: Warum ein Rahdener wegen der Pistole seines Großvaters vor Gericht steht Handy-Video vor Gericht gezeigt Die Tochter der afghanischen Familie berichtete als Zeugin, den Schlag des 37-Jährigen mit der Kette des Fahrradschlosses gegen den Pakistani gesehen zu haben. Dann habe er ihren Bruder gepackt und ihm mit dem Tod gedroht, wenn er die Schwester nicht heirate. Die Frau (31) bestritt, dass sie den angeklagten 37-Jährigen heiraten sollte. Der Bruder (21) der Frau bestätigte ebenfalls die Schläge mit dem Fahrradschloss. Der 37-Jährige habe ihm verboten, mit dem Pakistani zu sprechen, weil der ein schlechter Mensch sei. Zudem berichtete der 21-Jährige von wiederholten Drohungen des Angeklagten gegen die Familie und hantierte dabei mit einem Handy, auf dem das zu hören sein soll. Heimlich gemachte Videos dürften nicht verwendet werden, merkte Richter Janotta an. Der Angeklagte hingegen forderte, dass die Mitglieder der Familie &bdquo;Ärger“ kriegen müssten, &bdquo;weil sie lügen“. Die Staatsanwältin ließ den Vorwurf der Bedrohung fallen, forderte aber wegen gefährlicher Körperverletzung neben 200 Stunden gemeinnütziger Arbeit auch acht Monate Haft, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden sollen. Zudem soll dem Mann ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt werden. Der Mann habe die Schläge eingeräumt und auch von der Verwendung eines Kabels gesprochen. Dem Angeklagten riet die Staatsanwältin dringend, keinerlei Kontakt zu der Familie aufzunehmen. Auch interessant: Drohte Espelkamperin mit Säure-Anschlag: 46-Jähriger zum 29. Mal verurteilt Vermutungen aus dem Zuschauerraum Der 37-Jährige hingegen möchte Hilfe von Polizei und Justiz, &bdquo;weil die Familie hinter mir her ist“. Die würden lügen, er wolle die Tochter gar nicht heiraten. Die Familie würde sogar seine Verwandten in Afghanistan bedrohen – auch mit den Taliban. Der Vater der in Espelkamp lebenden Familie sei voriges Jahr nach Afghanistan gegangen und habe seine Familie bedroht, erklärte der Angeklagte. Die Familie müsse aus Espelkamp weggehen, sie sei nicht korrekt. Nach dem letzten Wort des Angeklagten meldete sich aus dem Zuschauerraum heraus ein Mann, der sich als früherer Lehrer des Angeklagten bezeichnete. Er kenne den Angeklagten, sagte der Mann. Der mache so etwas nicht, höchstens in Notwehr. Das müsse ein &bdquo;perfides Komplott“ sein, deutete der Mann an. Richter Janotta schloss sich den Forderungen der Staatsanwältin an. Ein Kabel eines Fahrradschlosses habe zwar eine Kunststoff-Hülle, im Kern aber sei es Metall. Damit zu schlagen, erfülle den Tatbestand der gefährlichen Körperverletzung, sagte Janotta. Der Bewährungshelfer könne auch dabei helfen, dass der Mann wieder Arbeit finde: &bdquo;Dann hat das Ganze auch recht zügig sein Bewenden.“

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