Ein Tag voller Erinnerungen: 125 Jahre Bahn Bünde-Rahden

Rahden. In jenen Tagen vor 125 Jahren werden viele Menschen zu den Bahnhöfen entlang der Strecke gegangen sein. Massen von Menschen hatten die ersten Züge begrüßt. Mit dem Betriebsstart der Bahnstrecke Bünde-Rahden begann für den Landkreis Lübbecke eine neue Ära. An die große weite Welt angeschlossen und mit weiteren Streckenabschnitten noch besser mit der Region verbunden gab es ab 1899 einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Region. In diesen Tagen jährt sich die Einweihung der Bahnstrecke Bünde-Rahden zum 125. Mal und dieses besondere Jubiläum wurde mit einem großen Fest am Rahdener Bahnhof gefeiert. Viele Vereine, Betriebe und Institutionen waren dabei. Das Bahnhofsfest war auch ein Tag der Erinnerungen. Am 30. September 1899 war die Bahnstrecke Bünde-Rahden mit großen Feiern in Bünde, Lübbecke und Rahden eingeweiht worden. Tausende Menschen waren allerorten auf den Beinen. Am 1. Oktober 1899 wurde der planmäßige Betrieb aufgenommen. Mit der Verlängerung der Bahnstrecke von Rahden über Sulingen nach Bassum und der Einweihung der Strecke Rahden-Nienburg im Jahr 1910 wurde Rahden ein bedeutender Nebenbahn-Knoten und die Eisenbahnerstadt im Lübbecker Land. Daran erinnerte auch der stellvertretende Rahdener Bürgermeister Christian Krüger, der den erkrankten Amtsinhaber Bert Honsel vertrat. Die Aufnahme des regulären Bahnbetriebs 1899 sei für den damaligen Landkreis Lübbecke ein bedeutender Moment gewesen und seitdem stehe Rahden in der Tradition als Eisenbahnerstadt, sagte Krüger. Die Bahn habe nicht nur Mobilität gebracht, sondern auch einen bedeutenden Schwung für die wirtschaftliche Entwicklung im Lübbecker Land. Betriebe wie die Lübbecker Brauerei und die Tabakindustrie hätten ab 1899 die Bahn nutzen können. Reaktivierung gen Norden wäre ein wichtiger Schritt Die Bestrebungen zur Wiederbelebung der Bahn von Rahden in Richtung Bremen und der weiteren Strecken des Sulinger Kreuzes zeigten das Potenzial der Bahn auf. &bdquo;Und das wäre auch ein wichtiger Schritt für die weitere Entwicklung der Region und ihrer Wirtschaft“, merkte Krüger an und dankte dem Team um Susanne Wesemann von der Stadt Rahden für die Organisation des Bahnhofsfestes zum 125. Jubiläum der Strecke. Der Jubiläumstag war ein Tag voller Erinnerungen. Stadtheimatpfleger Claus-Dieter Brüning erinnerte an die Einweihung der ersten deutschen Eisenbahn. Die &bdquo;Ludwigsbahn“ zwischen Nürnberg und Fürth startete am 7. Dezember 1835. Ärzte, so hatte es Brüning erforscht, hätten damals vor &bdquo;Delirium furiosa“ gewarnt und hohe Mauern entlang der Gleise gefordert, um die Menschen vor dem Anblick der Bahn zu schützen. Solcher Unsinn war dann aber in der Folgezeit kein Thema mehr. Der erste Zug zwischen Bünde und Rahden sei 1899 mit großem Jubel allerorten empfangen worden, merkte Brüning an. Warum Rahden das Betriebswerk bekam Dennoch habe es im Vorfeld des Bahnbaus bedenken gegeben, sagte Brüning. Es habe bei manchen Sorgen gegeben vor der Verbreitung von sozialdemokratischem Gedankengut. Auch hatten manche Zeitgenossen Sorgen, dass Arbeitskräfte von der Landwirtschaft zur Bahn wechselten. In Lübbecke gab es laut Brüning Bedenken gegen die Bahn, weil man &bdquo;lieber ein ruhiges Städtchen bleiben wollte“. Diesen Bedenken in Lübbecke sei es zu verdanken, dass das spätere Bahnbetriebswerk in Rahden errichtet wurde und nicht in Lübbecke. In Rahden setzte sich der bekannte Kaufmann Lindemann sehr für den Bahnbau ein. Mit der Eröffnung der Bahn war auch der nahe gelegene Gasthof Spieker fertiggestellt. Hier gab es eine Waage für das Großvieh. Der Bahnhofswirt – über Jahrzehnte war das die Familie Holzmeier – hatte nach Angaben Brünings eine kleinere Waage für Schweine. Die Waagen wurden benötigt, weil von Rahden aus auch Viehzüge ins Ruhrgebiet fuhren. Enteisung von Weichen mit der Brechstange Der Bahnhofswirt, so Brüning, machte dann aus den Eilzügen zwischen Bremen und Frankfurt eine Geschäftsidee: Die Loks mussten in Rahden Kohle und Wasser fassen. Bahnhofswirt Holzmeier ging derweil mit einem Handwagen am Zug entlang und verkaufte den Fahrgästen frisch gezapftes Bier, Buletten und Koteletts. Ganz persönliche Erinnerungen an die Bahn schilderten als Zeitzeugen die beiden Rahdener Günter Lückemeier und Gerd Rüter sowie Bernhard Kostka aus Lübbecke. &bdquo;Damals warn die Züge nicht so schnell, aber pünktlich“, merkte Kostka an, der viele Jahre Triebfahrzeugführer auf vielen Loktypen ausbildete. Die Bahn, so sieht es der Lübbecker, solle sich daran erinnern, dass Reisende pünktlich ans Ziel kommen wollten. Weichen seien früher mit Schaufeln enteist worden, erinnerte sich Gerd Rüter. Und wenn es gar nicht anders ging, dann seien auch Brechstangen eingesetzt oder Dampfloks auf die Weichen gefahren worden, um hier dann heißen Dampf abzulassen. Empfehlung für die Berufswahl Günter Lückemeier absolvierte eine Heizerausbildung, war dann später nach der Prüfung Lokführer – zunächst auf Dampfloks, ab 1964 dann auf Dieselloks. Eine Prüfung als Triebfahrzeugführer habe er auch auf dem roten Schienenbus gemacht, der heute von der Museumsbahn eingesetzt wird. Er habe Prüfungen, um 17 Fahrzeuge fahren zu dürfen, merkte Lückemeier an. Ausbilder Kostka kommt auf 52 Fahrzeuge, die er bedienen darf. Die Zeitzeugen erinnerten daran, dass Eisenbahner während ihrer Schichten oft in anderen Städten übernachten mussten – selbst im 30 Kilometer von Rahden entfernten Bünde. Der Bahn sind sie nach wie vor verbunden. &bdquo;Wenn ich in Rahden bin und den Bahnhof und das Betriebswerk sehe, das ist für mich Heimat“, sagte der in Rahden geborene Bernhard Kostka. &bdquo;Und ich kann jedem nur empfehlen: Lasst eure Kinder Lokführer werden.“

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