Denkzettel für verhindertes Überholmanöver? Fahrverbot für rücksichtslosen Espelkamper

Rahden. Auf der B239 in Höhe Espelkamp war es im Februar 2023 zu einer Kollision zweier Fahrzeuge gekommen. Die Staatsanwältin warf einem der beiden Fahrer jetzt im Rahdener Amtsgericht grob verkehrswidriges Verhalten beim Überholen und Abbiegen vor. Über den Hergang gab es teils unterschiedliche Aussagen. Dass ein BMW zunächst einen Bulli hinter ihm überholt habe, habe er wahrgenommen, erinnerte sich der angeklagte VW-Fahrer. Dann habe der BMW angesetzt, ihn zu überholen. &bdquo;Bis dahin war nichts Ungewöhnliches“, sagte der Student, der angab, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern gefahren zu sein. Dann sei Gegenverkehr gekommen. Weil ersichtlich gewesen sei, dass der BMW den Überholvorgang nicht schaffe, habe er beschleunigt, sagte der Espelkamper. Der BMW habe auch beschleunigt. &bdquo;Wohl, weil er dachte, ich lasse ihn nicht rein.“ Dann sei der BMW-Fahrer doch hinter ihm eingeschert und habe Lichthupe gemacht. Der Angeklagte erzählte weiter: &bdquo;Ich habe auf 70 Stundenkilometer abgebremst, weil dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung begann, und direkt den Blinker gesetzt, weil ich links abbiegen wollte.“ Als er auf der Linksabbiegerspur gewesen sei, habe es geknallt. Familie mit Kindern im Auto Der BMW-Fahrer sagte: Als er sich entschieden habe, den Bulli und den VW zu überholen, sei er 70 Stundenkilometer gefahren oder weniger. &bdquo;Ich habe nicht gewusst, warum fahren die beiden so langsam“, erzählte der 40-Jährige aus Schieder-Schwalenberg, der auch berichtete, dass er an dem Tag mit seiner Familie einen Ausflug nach Espelkamp gemacht habe. Als er schon fast neben dem VW gewesen sei, habe dieser beschleunigt. &bdquo;Ich habe den Gegenverkehr gesehen und gedacht, das klappt noch.“ Deshalb sei er weitergefahren, erklärte der KFZ-Mechatroniker. Dann habe er sich doch entschlossen, das Überholmanöver abzubrechen. In dem Moment habe der VW voll abgebremst. Das sei noch nicht in der 70er Zone gewesen. &bdquo;Auch ich habe abgebremst, um meine Familie zu retten.“ Bei ihm im Auto sei alles durcheinander geflogen. Mit im Auto seien sein elfjähriger Sohn, seine Frau und die Schwägerin mit ihrem Sohn gewesen. Dann sei der VW auf die Linksabbiegerspur gebogen. &bdquo;Ich bin weiter geradeaus gefahren. Dann war der Knall.“ Er habe für den Zusammenstoß keine Erklärung, betonte der BMW-Fahrer. Was die Beifahrerinnen im Gericht sagen &bdquo;Als mein Mann überholt hat, gab der andere Gas“, erinnerte sich die Frau des BMW-Fahrers. &bdquo;Ich habe zu meinem Mann gesagt, der lässt uns nicht durch und da kommt 70“, berichtete die Frau. &bdquo;Eigentlich fährt man keine Rennen. Wenn einer einen nicht durchlässt, dann schert man ein“, erklärte die 37-Jährige. Das habe ihr Mann auch gemacht. Auch die Vollbremsung und den Abbiegevorgang bestätigte die Frau. Ihr Mann habe noch in das andere Auto geschaut, um zu sehen, wer es fährt. &bdquo;Er hat gesagt, ist ja klar, ein junger Mann.“ Dann habe es einen Schlag gegeben. Auf welchem Fahrbahnbereich die Kollision stattgefunden habe, könne sie nicht sagen. Die Freundin des Angeklagten bestätigte die Aussagen ihres Partners. Sie habe an ihrem Freund keine unregelmäßigen Fahrbewegungen wahrgenommen. &bdquo;Wir waren im Abbiegevorgang und hatten gedacht, das war es. Jeder fährt weiter“, sagte die 21-Jährige. Dann sei es zur Kollision gekommen. Das Heck des BMW sei ausgebrochen und bei ihnen an die Beifahrerseite gestoßen. Bei der Kollision müsse das rechte Vorderrad des VWs nach rechts hervorgestanden haben, führte ein KFZ-Sachverständiger und Unfall-Analytiker aus. Nur so sei das Schadensbild an beiden Fahrzeugen zu erklären. Wo genau die Kollision stattgefunden habe, ob auf der Linksabbiegerspur, könne er nicht sagen, erklärte der Gutachter. Den Schaden am BMW schätzte er auf 3.500 bis 4.000 Euro. Welches Urteil der Richter spricht Nach den Ausführungen des Gutachters war für die Staatsanwältin klar, der Angeklagte habe eine bewusste Lenkbewegung gemacht und dadurch sei es zur Kollision gekommen. &bdquo;Das ist ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Vielleicht waren Sie innerlich doch verärgert“, hielt die Staatsanwältin dem Espelkamper vor. Zugunsten des 20-Jährigen legte sie aus, dass es danach keine weiteren Vorkommnisse gegeben habe. Sie forderte eine Geldstrafe von 25 Tagessätzen zu 40 Euro und ein Fahrverbot von einem Monat. Ihr Mandant sei nicht der Verkehrsrowdy, betonte die Verteidigerin. Er habe keinerlei Eintragungen im Fahreignungsregister, sei nicht vorbestraft, habe einen geraden Lebenslauf und sei ehrenamtlich tätig. &bdquo;Alle waren sich einig, dass er sich auf der Linksabbiegerspur befunden hat. Dann kam es – wo auch immer – zur Kollision.“ Der Angeklagte ergänzte: &bdquo;Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie das passiert ist.“ &bdquo;Wir haben gehört, dass das Schadensbild nur dadurch zu erklären ist, dass Ihr Fahrzeug leicht nach rechts gelenkt wurde“, hielt Richter Maximilian Schebitz dem Angeklagten vor. &bdquo;Das ist grob verkehrswidrig und rücksichtslos.“ Es sei zum Glück nur ein relativ geringer Sachschaden entstanden, sodass die Geldstrafe im unteren Bereich bleiben könne. Schebitz verhängte 30 Tagessätze zu 40 Euro. So wie der Angeklagte dem BMW-Fahrer einen Denkzettel habe verpassen wollen, sei hier dem Angeklagten auch ein Denkzettel zu verpassen, indem ein Fahrverbot von einem Monat ausgesprochen werde, betonte Maximilian Schebitz.

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