Espelkamper beschimpft Polizisten als Nazis und bewirft sie mit seiner Unterhose

Rahden. Hat der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die dadurch ausgelöste Flucht von Ukrainern einen 65-jährigen Espelkamper so in Rage gebracht, dass er in Espelkamp Polizisten angegriffen und beleidigt hat? Er habe Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen und die hätten sich schlecht benommen, behauptete der 65-jährige Espelkamper im Rahdener Amtsgericht. Dort saß er kürzlich auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld warf dem Mann vorsätzliche Trunkenheit am Steuer, Angriff auf Vollstreckungsbeamte und Beleidigung vor. Betrunken zum Supermarkt gefahren Im Juni dieses Jahres soll der aus der früheren Sowjetunion stammende deutsche Staatsangehörige am Vormittag betrunken zu einem Espelkamper Supermarkt gefahren sein. Als die alarmierten Polizeibeamten dort erschienen, soll der Mann laut Anklage in dem Auto mit laufendem Motor gesessen haben. Den Motor stellte der Mann dann ab, eine freiwillige Atemalkoholkontrolle soll sich schwierig gestaltet haben. Als die Beamten dem Mann sagten, er könne persönliche Gegenstände aus dem Auto holen, soll der Espelkamper laut Anklage auf dem Weg zum Auto einen Beamten weggestoßen haben. Das aggressive Verhalten habe sich dann bei der Fahrt zur Blutprobe in eine Lübbecker Arztpraxis fortgesetzt, wo der Mann die Beamten laut Anklage unter anderem als Nazis beschimpft haben soll. Die Blutprobe ergab einen Wert von 1,85 Promille. Angeklagter fühlte sich &bdquo;etwas besoffen“ &bdquo;Das Ganze tut mir leid“, erklärte der angeklagte Espelkamper, der nach eigenen Angaben außer Pflegegeld für die Pflege seiner Frau keine Einkünfte erhält, gegenüber Richter Bastian Janotta und Staatsanwältin Große Wortmann und bat um Entschuldigung. Er habe eine Kleinigkeit einkaufen wollen, antwortete der Angeklagte auf die Frage des Richters nach dem Grund der Fahrt. Wie er sich vor der Fahrt gefühlt habe, wollte Richter Janotta dann von dem Espelkamper wissen. &bdquo;Etwas besoffen“, antwortete dieser. Warum er trotzdem gefahren sei, &bdquo;das ist schwer zu sagen“. Er wisse auch nicht mehr so genau, was er bei der Fahrt zur Blutprobe nach Lübbecke gegenüber den Polizisten alles gesagt habe. &bdquo;Kann sein, dass ich sowas sagte“, deutete er hinsichtlich der Beleidigungen an. Eine Verkäuferin des Supermarktes hatte den Espelkamper offenbar fahren sehen und die Polizei gerufen. Beim Öffnen der Autotür auf dem Supermarkt-Parkplatz hätten sein Kollege und er starken Alkoholgeruch wahrgenommen, sagte einer der eingesetzten Polizeibeamten (33) im Zeugenstand. Der Espelkamper habe getaumelt und undeutlich gesprochen. Die Trunkenheitsfahrt habe er eingeräumt und von 200 “ Korn gesprochen, sagte der Beamte. Unterhose auf Polizisten geworfen Der Mann habe dann persönliche Gegenstände aus dem Auto holen sollen, merkte der Polizeibeamte weiter an. Auf dem Weg dahin habe ihn der Espelkamper dann mit angewinkeltem Arm unerwartet geschubst. &bdquo;Als ich ihn fragte, was das soll, fing er an zu schreien.“ Während der Fahrt zur Blutprobe-Entnahme habe der Espelkamper geschrien, dass das russische Regime gut sei und er hinter dem russischen Präsidenten Putin stehe, berichtete der Beamte. Putin mache alles richtig und die russische Armee werde die Deutschen vernichten. Zudem habe der Espelkamper seinen Kollegen und ihn unter anderem als &bdquo;Nazis“ beleidigt. Espelkamper rastete in Arztpraxis aus In der Arztpraxis habe sich der Mann dann für einen Moment beruhigt. Als der Arzt die Nadel einführte, sei der Espelkamper ausgerastet, habe die Nadel herausgerissen und Blut spritzte, sagte der Polizeibeamte. Sie hätten den Espelkamper festgehalten, damit der Arzt die Blutprobe nehmen konnte. Wegen des aggressiven Verhaltens des Mannes und zur Verhinderung weiterer Straftaten hätten sie den Espelkamper ins Polizeigewahrsam nach Minden gebracht, sagte der Beamte weiter. Während der Fahrt habe der Espelkamper mehrfach mit dem Kopf gegen die Scheibe des Streifenwagens geschlagen und auf Russisch gegenüber seinem Kollegen und ihm gesagt, &bdquo;er würde uns auseinandernehmen und zerfetzen“. In Minden angekommen habe der Mann zunächst immer noch Widerstand geleistet, sich dann entkleidet und &bdquo;die Unterhose nach einem Kollegen geworfen“. 3.000 Euro Strafe Staatsanwältin Große Wortmann sah die Anklage als erwiesen an und beantragte gegen den bislang unbescholtenen Espelkamper 130 Tagessätze zu 30 Euro. Er sei aufgebracht gewesen, erklärte der Espelkamper in seinem letzten Wort. Er habe zu Beginn des Ukraine-Kriegs ukrainische Flüchtlinge bei sich aufgenommen und für die Kinder ein Trampolin und einen Swimmingpool gekauft. Die Geräte seien aber ebenso zerstört worden wie ein Dachfenster, behauptete der Angeklagte. Außerdem, so behauptete der Mann weiter, hätten die Ukrainer ein Lied über Stepan Bandera gesungen. Das sei so, als ob Deutsche &bdquo;Hitler ist unser Vater“ singen würden. Bandera war ein nationalistischer ukrainischer Politiker, der der Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) angehörte. Die OUN waren nach dem Einmarsch der Wehrmacht im Gebiet Lemberg im Zweiten Weltkrieg maßgeblich an Pogromen gegen Juden beteiligt. Bandera wurde 1957 in München durch einen KGB-Agenten getötet. Steuerungsfähigkeit möglicherweise eingeschränkt Er habe sich so bemüht, aber die Ukrainer hätten nur &bdquo;getrotzt“, sagte der Espelkamper. Er habe doch nie gegen einen Polizisten handgreiflich werden wollen. Richter Bastian Janotta verhängte gegen den Espelkamper 100 Tagessätze zu 30 Euro. Die Steuerungsfähigkeit des Mannes sei möglicherweise wegen des Alkoholkonsums etwas eingeschränkt gewesen. Ob der Espelkamper das Urteil annimmt, ließ er im Gerichtssaal offen. &bdquo;Ich sage nicht ,Auf Wiedersehen’“, meinte Janotta am Ende der Verhandlung. Er wolle den Angeklagten nicht wiedersehen. Das werde auch nicht passieren, erwiderte dieser. So etwas werde ihm nie wieder passieren.

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