Platznot am Gymnasium Rahden: „Neiddebatte ist nicht zielführend“

Rahden. Das Rahdener Gymnasium kehrt zurück zum Abitur nach 13 Schuljahren, dem sogenannten G9. Das künftige G9 sei nicht vergleichbar mit dem früheren G9, betont das Gymnasium. Die Schule braucht zusätzlichen Raum für die Rückkehr von G8 und G9. Wie der aber geschaffen werden kann, darüber gehen die Meinungen auseinander. Das Gymnasium möchte einen Anbau. Hier gibt es mehrere Varianten, die teuerste wird mit sechs Millionen Euro Baukosten geschätzt. Die Stadtverwaltung möchte angesichts der Kassenlage statt eines Neubaus die Räume der früheren Realschule nutzen. Das wiederum lehnt das Gymnasium ab. Jüngst waren im Eingangsbereich des Gymnasiums einige anonyme Briefe von Sechstklässlern ausgehängt. Darin hatten Schülerinnen und Schüler die Argumentation der Leitung des Gymnasiums aufgegriffen und sich für den Anbau ausgesprochen. Sie hatten darauf verwiesen, dass die frühere Realschule von der Sekundarschule bald nicht mehr genutzt werden solle, aber für das Gymnasium gut genug sein sollten. Zudem war in den Briefen auf den Neubau für die Sekundarschule verwiesen worden. Schulleiter Matthias Haverkamp hatte gegenüber dieser Redaktion bestritten, dass die Schulleitung den Sechstklässlern bei den Briefen die Hand geführt habe. Zudem hatte er Vermutungen widersprochen, dass eine Neiddebatte geführt werden solle. Zusätzlich hatte es eine Unterschriftenaktion pro Neubau gegeben. Die war laut Gymnasium aus den Reihen der Elternschaft initiiert worden. Die Logistik lief über das Gymnasium. Dort konnten Listen auf der Homepage heruntergeladen werden und die Schule nahm die Listen auch an – im Sekretariat oder online. Hinweise auf Ansprechpartner waren auf den mit dem Schullogo versehenen Unterschriftenlisten nicht zu finden. Unterzeichner unterstützen den Anbau für die Schule Was sagt die Schulpflegschaft zu der Unterschriftensammlung und zu den Briefen der Sechstklässler? Dazu bat die Redaktion Stefan Rose um Auskunft. Rose ist Vorsitzender der Schulpflegschaft am Gymnasium Rahden. Wann die Schulleitung mit der Idee der Unterschriftensammlung an ihn herangetreten sei, fragte die Redaktion Stefan Rose. &bdquo;Nicht die Schulleitung ist an mich herangetreten, sondern einige Eltern, die den Wunsch geäußert haben, mit der Idee einer Unterschriftenliste zunächst ein Stimmungsbild innerhalb einer Informationsveranstaltung einzufangen und dann ein Zeichen zu setzen, dass die ,Unterschreiber’ hinter den Pro-Argumenten der Schule stehen und somit den ursprünglich geplanten Anbau der Schule unterstützen wollen“, antwortete Stefan Rose. Dieser Wunsch sei ihm Mitte Januar mitgeteilt worden. Die Redaktion fragte den Vorsitzenden der Schulpflegschaft, warum auf den Unterschriftenlisten keinerlei Hinweis auf Verantwortliche zu finden war und warum die Logistik bei der Unterschriftensammlung ausschließlich über die Schule lief. Schüler wollten sich beteiligen &bdquo;Die Unterschriftenliste, die wir in einem kleinen Kreis (Eltern, Schüler und Lehrer) entwickelt haben, sollte zunächst auf der Informationsveranstaltung am 1. Februar vorgestellt werden und dort ausgelegt werden“, teilte Stefan Rose dazu mit. Auf der Veranstaltung, die seitens der Schule für alle Eltern angeboten wurde, fand die Liste großes und positives Interesse, so Rose. Auch Schüler hätten sich beteiligen wollen, daher die getrennten Listen für Schüler bis zur neunten Klasse. Daher kam es dann nach Angaben Roses schnell zu der Frage, &bdquo;ob diese Listen auch ausgelegt werden dürfen und wie man an weitere Listen kommt. Zusammen mit der Schulleitung entschieden wir den Weg/die Logistik über die Schule laufen zu lassen, weil uns das in dem Moment am einfachsten erschien. Dazu kam, dass wir als Schulpflegschaft keine eigene Homepage haben. Da steckte kein weiterer Hintergrund dahinter und ich möchte in diesem Zusammenhang mich da auch in meiner Funktion als Schulpflegschaftsvorsitzender nicht meiner Verantwortung entziehen.“ Wenn also nun die gewählte Logistik sowie der fehlende Hinweis auf Verantwortliche auf der Liste fehlten, dann trage er allein die komplette Verantwortung und könne sich nur entschuldigen. Rose: &bdquo;Ich möchte aber betonen, denn dies habe ich von Anfang an immer wieder geäußert, dass es mir zusammen mit den Eltern nicht um eine Petition gegen die Verwaltung und erst recht nicht gegen die entscheidenden Politiker im Rat ginge, vielmehr wollten wir als Eltern damit ein Zeichen setzen und ganz besonders klarmachen, dass von uns großes Interesse besteht, in Bezug auf die Weiterentwicklung unserer Schule mitzuwirken.“ Neiddebatte als eine Folge unbeantworteter Fragen Die Redaktion sprach Stefan Rose auch auf die Briefe der Sechstklässler an und bat ihn um eine Auskunft, was er als Vorsitzender der Schulpflegschaft zu dem Verdacht sage, dass eine Neiddebatte geschürt werden könnte. Auch dazu äußerte sich Stefan Rose: &bdquo;Eine Neiddebatte geschürt zu haben, wird, wie Sie schreiben, als Verdacht dargestellt.“ Er wolle dazu ehrlich seine Meinung geben. &bdquo;Wer mich kennt, sollte wissen, dass ich Neid oder auch Missgunst zutiefst ablehne, und wünschte mir auch dahingehend eine allgemeine, auf sich selbstblickende Gesellschaftsentwicklung. Wie weit die Briefe der Sechstklässler, die geschrieben wurden, dann zumindest mit den entsprechenden Lehrkräften analysiert und besprochen wurden, kann und mag ich nicht beurteilen. Ich würde es mir aber sehr wünschen.“ Auch wolle er an dieser Stelle gerne betonen, &bdquo;dass eine Neiddebatte nicht zielführend oder förderlich sei, aber er könne verstehen, wie es zu solchen Debatten komme, wenn Fragen unbeantwortet blieben, weil der notwendige Dialog fehle. Rose: &bdquo;Eine Frage, die da lautet: ,Warum ist das alte Realschulgebäude für die Sekundarschule so nicht mehr tragbar, aber fürs Gymnasium jetzt doch wieder gut?’ mit einer einfachen Antwort ,Weil die Stadt kein Geld mehr hat’ zu beantworten, führt genau dazu! Ebenfalls darf man nicht vergessen, dass so eine Debatte auch von ganz allein entsteht, wenn direkt vor der Nase ein Anbau entsteht, die Kinder die Bauarbeiten mitbekommen und der Schulhof des Gymnasiums durch die Bauarbeiten stark beeinträchtigt wird.“ Daher sei er auch sehr froh gewesen, dass ihn Bürgermeister Bert Honsel und die Verwaltung &bdquo;nach unserer bekanntlich werdenden Aktion seitens der Eltern“ kontaktiert habe und einen ausgiebigen Dialog mit den Eltern angeboten habe. Dieser Austausch habe auf Augenhöhe stattgefunden. An diesem Dialog habe sich auch die Schülervertretung beteiligen dürfen, &bdquo;was ich sehr wichtig fand“.

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