Hier kann in Rahden noch gebaut werden

Rahden. Die Mitarbeiter der Bezirksregierung in Detmold hatten viel zu lesen. Auch aus Rahden hatten sie Post bekommen – und die war umfangreich. Die Stadt, Parteien, Initiativen und auch Bürger gaben Stellungnahmen ab zum Entwurf des neuen Regionalplans. Mit dem Stand der Dinge beim neuen Regionalplan befassen sich am Donnerstag, 27. Oktober, die Mitglieder des Rahdener Bauausschusses. Die öffentliche Sitzung beginnt um 17 Uhr im Rathaus. Rahden soll laut dem Entwurf des Regionalplans zwölf Hektar für Siedlungen und 24 Hektar für Gewerbe bebekommen. Daran hatte auch Bau-Fachbereichsleiter Dieter Drunagel während der Ratssitzung im März 2021 erinnert, als eine Mehrheit der Politiker für die städtische Stellungnahme stimmte. Neue Baugebiete könnten laut dem Entwurf in Kleinendorf und auch in Rahden in Richtung der B 239 könnten weitere Wohnbauflächen für Eigenheime ausgewiesen werden. Scharfe Kritik aus der Landwirtschaft Ein großes Baugebiet soll bekanntlich zwischen Osnabrücker Straße und Mühlenfeld entstehen. Innerorts ist eine Fläche an der Weher Straße mittlerweile bebaut. Im Süden der Stadt wäre auch weiteres Gewerbeland möglich. Das aber hatte voriges Jahr auch für Zwist gesorgt. Scharfe Kritik aus der Landwirtschaft gab es bekanntlich an der Idee, zwischen dem Gewerbegebiet Rahden-Süd und Kolbus etwa 50 Hektar als gemeinsames Gewerbegebiet mit Stemwede auszuweisen. Theoretisch möglich wäre in einem solchen so genannten GIB-Bereich auch emittierendes Gewerbe wie ein chemisches Kombinat. Perspektiven auch für Ortschaften Landwirte vermissten Gespräche im Vorfeld dieser Industriegebiets-Überlegung. Das tue der Landwirtschaft weh und nehme Betrieben Entwicklungs-Möglichkeit, hatte im März 2021 im Bauausschuss der Rahdener Ortsvorsteher Frank Holtmann (CDU) gesagt. Ähnlich äußerte er sich zu Ideen, nördlich der Sudriede bis zum Zubringer zur B 239 zwölf Hektar Ackerland in Gewerbeland umzuwandeln. Die Stadt Rahden setze sich in ihrer Stellungnahme dafür ein, dass es auch für die Ortschaften Perspektiven gebe – mit neuem Wohnbauland zur Eigenentwicklung, sagte damals Dieter Drunagel. Zudem müssten sich Betriebe in den Ortschaften und im Außenbereich entwickeln können. &bdquo;Wir verhindern eine Zersiedlung“ Für das Gewerbegebiet in Pr. Ströhen sehen die Rahdener auch wegen der besonderen Lage der Ortschaft eine besondere Stellung und hätten gern auch einen GIB-Bereich. In Pr. Ströhen sei ein gemeinsames Gewerbegebiet etwa mit Wagenfeld möglich, so Drunagel. Ganz einer Meinung waren die Rahdener nicht, als sie über die städtische Stellungnahme berieten. Die einen hätten gern noch etwas mehr Fläche für Gewerbebetriebe, die anderen beklagen einen unangemessenen Flächenfraß. Für die CDU etwa bekräftigte Guido Peitsmeier damals die Zustimmung &bdquo;mit übergroßer Mehrheit“. Nur CDU-Ratsherr Frank Holtmann kritisierte Teile der Planung, enthielt sich dann aber bei der Abstimmung im März 2021 im Rat. Die Grünen stimmten gegen die Stellungnahme. Gewerbefläche gemeinsam entwickeln &bdquo;Es geht um knappe Flächen“, merkte Guido Peitsmeier damals an. &bdquo;Da muss man versuchen, einen Ausgleich zu schaffen.“ Mit den Planungen der Stadt könne dieser Ausgleich gelingen. &bdquo;Wir verhindern eine Zersiedelung.“ Wo etwas sei wie das Gewerbegebiet Rahden-Süd, da solle man weiterentwickeln. Peitsmeier begrüßte auch, dass es zwischen der Großen und der Kleinen Aue im Rahdener Süden einen &bdquo;Naturschutz-Korridor“ geben soll. Das sei besser als viele kleine Inseln. Aus Sicht von Hans-Eckhard Meyer (FDP) war es wichtig, &bdquo;einen Ausgleich zwischen Siedlungen, Gewerbe, Landwirtschaft und Natur zu schaffen“. Durch den Regionalplan seien viele betroffen und manche besonders stark, hatte der damalige FDP-Ratsherr betont. Die Weiterentwicklung des Gewerbegebietes Rahden-Süd in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Stemwede sei sehr gut für Rahden. Stemwede müsse zwar seine landwirtschaftlichen Flächen nicht anpassen, habe aber auch keine Möglichkeit zur Entwicklung von großen Gewerbeflächen. Das sei ein &bdquo;Geben und Nehmen“. "Flächenverbrauch geht uns zu weit" &bdquo;Wir hätten uns eine direktere Kommunikation mit den direkt Betroffenen gewünscht“, sagte Hans-Eckhard Meyer mit Blick auf Kritik von Landwirten, die einen mangelnden Dialog seitens der Stadt beklagt hatten. Rahden habe 13.600 Hektar und 78 Prozent davon seien landwirtschaftliche Flächen. Das sei der zweitgrößte Wert im Kreis Minden-Lübbecke. Was Rahden nun an zusätzlichen Flächen für den Wohnungsbau und für Gewerbebetriebe bekommen solle, das brauche die Stadt auch für die weitere Entwicklung. &bdquo;Den sparsamen Umgang mit Boden sowie Natur-, Umwelt- und Klimaschutz sehen wir mit diesem Entwurf nicht als gegeben an“, hatte Winrich Dodenhöft (Grüne) beklagt. &bdquo;Rahden nimmt eine Spitzenstellung ein, was den Flächenverbrauch angeht.“ Es sei die Rede von 130 Hektar für allgemeine Siedlungsbereiche (ASB) oder Industriegebiete (GIB). Hinzu kämen 50 Hektar für das &bdquo;so genannte Gewerbegebiet Rahden-Süd“. Nun bei den Flächen in eine Konkurrenz zu Niedersachsen zu treten, das gehe den Grünen zu weit. &bdquo;Der Wettlauf mit Niedersachsen ist nicht zu schaffen. Der Flächenverbrauch geht uns zu weit.“ Planung schafft noch kein Baurecht Das Gewerbegebiet Rahden-Süd könnte aus Sicht Dodenhöfts weiterentwickelt werden. &bdquo;Aber nicht in diesen Dimensionen.“ Und warum Espelkamp bei den Gewerbegebiets-Planungen nun außen vor sei, das sei nie kommuniziert worden. Die im Regionalplan-Entwurf genannten 130 Hektar seien Flächen, die schon im alten Regionalplan als Entwicklungsflächen dargestellt worden seien, sagte Bau-Fachbereichsleiter Drunagel. Das gelte etwa für eine Fläche an der Osnabrücker Straße, die Wohngebiet werden solle. Die Gewerbefläche nördlich der Sudriede kam neu hinzu. Im Regionalplan-Entwurf und der Stellungnahme der Stadt sah Udo Högemeier (SPD) damals nach eigenen Angaben viele positive Punkte. Dazu zählte er die Forderung nach einer Wiederbelebung der Bahnstrecke nach Bremen oder auch die Dorfentwicklung. Mit dem Regionalplan werde auch kein Baurecht geschaffen und die überregionale Zusammenarbeit sei wichtig. Es gehe nicht, der Landwirtschaft immer mehr Flächen zu entziehen, meinte vor eineinhalb Jahren Frank Holtmann und sprach von &bdquo;Lippen-Bekenntnissen. Der Landwirtschaft wird der Boden unter den Füßen weggezogen.“

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