Geschäftsleben mit 2G - eine Einzelhändlerin berichtet

Rahden. Es gab Lockdowns, unter denen Einzelhandel und Gastronomie litten. Nun gelten wegen der Coronakrise Auflagen. Mancherorts gilt eine 3G-Pflicht, in anderen Bereichen 2G. Fast zwei Jahre prägt die Coronakrise nun schon den Alltag. Damit verbunden sind auch Auflagen, um die Ausbreitung des Virus einzugrenzen. Mal sind die Auflagen weniger streng, mal sind sie sehr streng. Was macht Corona mit den Menschen, wie nimmt eine Einzelhändlerin das wahr? Eine Rahdenerin berichtet.Das Schuhgeschäft Rehmann ist eine bekannte Adresse in Rahden. Weil hier auch orthopädische Arbeiten erfolgen, konnte Rehmann während der Lockdowns als Gesundheits-Dienstleister öffnen. Meike Rehmann blickt auf die vergangenen Monate zurück. "Es ist im Moment eine turbulente Zeit.""Kunden verhalten sich vorbildlich"Lob von der Rahdener Einzelhändlerin bekommen die Kunden, die die derzeitige Situation gut verinnerlicht hätten. "Sie zeigen uns den Impfnachweis und den Ausweis, schon wenn sie ins Geschäft kommen." Da müsse oft gar nicht nachgefragt werden. Ähnliches höre sie auch von anderen Einzelhändlern, merkt Meike Rehmann an. "Die Kunden arbeiten mit, sie verhalten sich sehr vorbildlich." Das mache das Miteinander schön. Sicherlich gebe es auch Ausnahmen, bei denen Menschen wenig einsichtig seien oder den Ausweis nicht zeigen wollten. "Aber das sind Ausnahmen." Es habe auch Anrufe von Menschen gegeben, die gesagt hätten, nicht geimpft zu sein, hat Meike Rehmann beobachtet. "Aber dann kann man das nur draußen abwickeln." Diese Kunden klingelten dann und holten die Ware vor der Ladentür ab. "Sie kommen ja gar nicht erst rein.""Eine Ermüdung ist da"Während die Kunden zum allergrößten Teil umgänglich seien, gebe es manche, die wegen der allgemeinen Lage ungehalten seien. Da bekomme sie als Einzelhändlerin den ganzen Zorn ab. Manche Menschen fühlten sich ungerecht behandelt. Rehmann: "Man merkt, dass die Menschen nach fast zwei Jahren Corona angeschlagen sind. Eine Ermüdung ist da."Verständnis und Wertschätzung seien wichtig, merkt die Rahdenerin an. "Man weiß ja auch nicht, was manche Menschen in den zwei Jahren durchgemacht haben." Es seien viele Schicksale und für die müsse man auch Verständnis aufbringen.Weg aus der Krise finden"Für den Einzelhandel ist die Situation nicht einfach", sagt Meike Rehmann. Im Frühjahr habe kaum jemand gedacht, dass Corona zum Ende des Jahres noch so stark da sei. Viele hätten gemeint, dass das im Herbst und Winter kein großes Thema mehr sein werde und die Einschränkungen nicht mehr so groß ausfielen. Auf Dauer müsse man den Weg daraus finden.Ihr Geschäft habe während der Lockdowns öffnen dürfen. Aber der Gang durch die dunkle Stadt sei schon unwirklich gewesen, sagt Meike Rehmann. Es sei auch beängstigend, weil man nicht wisse, wohin die Reise gehe. "Und heute ist es immer noch eingeschränkt - 2G statt Lockdown." Einzelhandel fühlt sich weiter ungerecht behandeltViele Einzelhändler empfinden nach Überzeugung der Rahdenerin diese Ungerechtigkeit. Im Einzelhandel gelte 2G. "Und im Supermarkt ist es rappelvoll, da gibt's kein 2G. Der Einzelhandel ist kein Hotspot, das weiß man seit fast zwei Jahren. Trotzdem hat der Einzelhandel Auflagen, die wir erfüllen müssen." Es bleibe abzuwarten, wie es sich im kommenden Jahr entwickeln werde. Zuletzt seien die Infektionszahlen gesunken, Omikron müsse man beobachten. Man müsse auch schauen, inwieweit die Kunden zum Einzelhandel zurückfinden würden, wenn sie viel im Online-Handel unterwegs gewesen seien.Rundum-Sorglos-Paket vor der Haustür Meike Rehmann ist davon überzeugt, dass der Service im Fachgeschäft groß ist. Service und Einkaufserlebnis, das sei ja fast ein Rundum-Sorglos-Paket, das der Online-Handel nicht bieten könne, bricht die Rahdenerin eine Lanze für den stationären Einzelhandel. Im örtlichen Einzelhandel sei man auch Ansprechpartner. Das sei in der heutigen Zeit noch wichtiger, findet Meike Rehmann. "Zeit finden, Zeit haben für die Kunden.""Das ist Service vor der Haustür." Da machten alle Betriebe in Rahden einen guten Eindruck. Sie hofft, dass die, die noch da sind, auch bleiben. "Oder dass andere auch Mut zeigen und ein Geschäft in Rahden neu eröffnen." Sie wolle einfach nach vorn schauen, sagt Meike Rehmann.Attraktive Stadt mit viel PotenzialRahden habe in den vergangenen zwei Jahren Geschäfte verloren. "Aber Rahden ist immer noch eine beliebte Stadt, in die die Menschen auch von auswärts zum Einkaufen kommen." Man müsse aber auch schauen, dass die Attraktivität gehalten und gesteigert werde. Das Schulzentrum und der Ausbau der Sekundarschule seien wichtig, damit auch weiterhin Familien nach Rahden zögen. "Es gibt gute Fundamente, auf denen man aufbauen kann." Dazu zählt Rehmann neben dem guten Schulangebot unter anderem auch die ärztliche Versorgung und die kurzen Wege zu den Geschäften. Für den Einzelhandel hofft sie, dass sich die Dinge wieder normalisieren und etwa die 2G-Regel vielleicht im Frühling auslaufen könne.Hoffnung auf unbeschwerte Begegnungen"Ich vertraue darauf, dass im nächsten Jahr wieder alles gut wird." Sie hofft auf steigende Impfquoten und sie hofft, dass vor Ort wichtige Dinge wie etwa die Kirchring-Sanierung angegangen werden, weil das für das Erscheinungsbild Rahdens wichtig sei. Rehmann: "Die Menschen sollen sich wieder unbeschwert begegnen können - an Treffpunkten wie etwa dem Kirchplatz."

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