Preußisch Oldendorfer Betriebe sind dankbar für geflüchtete Mitarbeiter

Preußisch Oldendorf. Eine eigene Wohnung und eine Arbeitsstelle - das gehört mit zu den Grundlagen der Integration von geflüchteten Menschen. Denn eine Arbeit ermöglicht nicht nur ein Einkommen, sie bedeutet auch oft sozialen Anschluss. Darum bemühen sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer vom Arbeitskreis PrO, geflüchteten Menschen in Preußisch Oldendorf bei der Suche nach einer Arbeit zu unterstützen. Während Geflüchtete auch mit Vorurteilen konfrontiert werden, gibt es ebenso Betriebe, die sie sehr gerne aufnehmen. Mit zwei davon hat die Neue Westfälische gesprochen. Wolfgang Stork (57) leitet das Landhotel Annelie seit dem Jahr 2001. Das Hotel ist ein Familienbetrieb, hat 148 Zimmer, einen Wellnessbereich und beherbergt das Restaurant &bdquo;Alte Schule“. 2015 sei das Landhotel einer der ersten Betriebe gewesen, die Geflüchtete angestellt hätten. Bei der Vermittlung waren auch ehrenamtliche Flüchtlingshelfer wichtige Ansprechpartner. &bdquo;Der Arbeitskreis Asyl PrO hat versucht, Menschen so schnell wie möglich in Arbeit zu bringen, ist gezielt auf die Suche gegangen und hat Betriebe angesprochen“, erinnert sich Beate Heitmeyer vom Arbeitskreis an die Anfangszeit zurück. Am Anfang bereite die Sprachbarriere häufig Probleme und Sprachkurse habe es damals erst nach der Anerkennung des Asylstatus gegeben, berichtet Heitmeyer. In der Gastronomie seien geringe Deutschkenntnisse aber nicht so ein Problem, erklärt Wolfgang Stork. &bdquo;Wenn jemand noch nicht so gut Deutsch spricht, fängt er in der Küche an und wird später langsam an den Gästekontakt herangeführt.“ In der Küche verständige man sich auch mit den Händen oder Englisch als lingua franca. Die sozialen Kontakte bei der Arbeit würden den Spracherwerb auch fördern, denn: &bdquo;Unter Leuten lernt man die Sprache besser“, so Stork. Die Branche des Gastgewerbes sei außerdem immer schon internationaler aufgestellt gewesen. Zuwanderung auch wegen Personalmangel wichtig Im Hotel arbeiten unter anderem Menschen aus der Ukraine, aus Bangladesch, Ägypten und Syrien. &bdquo;Es kommt immer auf den Menschen an, Nationalität oder Hautfarbe spielen keine Rolle. Sind sie gerne Gastgeber, sind sie offen, haben sie die Bereitschaft zu lernen? Das ist mir wichtig“, sagt Stork. Bei Behördengängen und Passverlängerungen oder auch mal bei finanziellen Engpässen, unterstütze der Betrieb die Mitarbeiter mit Fluchterfahrung. Für Forderungen nach Remigration, Abschiebungen im großen Stil, wie sie unter anderem von der AfD propagiert werden, hat Wolfgang Stork kein Verständnis. Auch aus wirtschaftlicher Sicht wäre dies fatal, denn wie viele andere Branchen habe auch die Gastronomie stark mit Personalmangel zu kämpfen. &bdquo;Ohne die geflüchteten Menschen schaffen wir es nicht. Wir brauchen Zuwanderung“, betont er. Auch Michael Steinmeier (54), der die Firma Kröger Strahltechnik seit 2002 leitet, ist sehr glücklich mit seinen geflüchteten Mitarbeitern. Die Belegschaft ist insgesamt sehr international aufgestellt: Kuba, Libanon, Lettland, Eritrea und Syrien sind bei den Nationalitäten vertreten. Er habe dringend Mitarbeiter gesucht, erinnert sich Steinmeyer, da hätte er sich an den Arbeitskreis Asyl PrO gewendet, die erfolgreich vermitteln konnten. In dem kleinen Betrieb ist der Kontakt zu den Mitarbeitern auch ein sehr persönlicher. &bdquo;Jeder wäre dankbar für Unterstützung“ Seit 2019 ist Mohammad Iman (41) aus Syrien bei Kröger Strahltechnik mit dabei. Vor seiner Flucht habe er beruflich Brunnen in Afrika gebohrt. Mohammad Iman sei technisch sehr geschickt; &bdquo;Der guckt sich viel an, das nächste Mal kann er es fast alleine“, berichtet Michael Steinmeier beeindruckt. Da Mohammad Iman bereits einen Führerschein hatte, sei er schon selbstständiger gewesen, brauche eher bei Behördengängen Unterstützung. Weldezgy Amine (38), der ursprünglich Landwirt in Eritrea war, sei seit rund einem halben Jahr dabei. Anfangs habe er noch keinen Führerschein gehabt, sei auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen gewesen. Da sein Wohnort an diesen eher schlecht angebunden gewesen sei, sei das etwas problematisch gewesen. &bdquo;Er kam anfangs eine Zeit lang mit dem Bus und fuhr nachmittags mit dem Taxibus nach Hause. Eines Morgens rief er an und sagte: ’Chef, der Bus ist nicht gekommen.’ Da waren gerade Schulferien, der Bus fährt in dieser Zeit nicht. Ich habe ihn dann abgeholt.“ Eine andere Verbindung habe umständlich über einen Umstieg am Lübbecker Busbahnhof geführt, was zu einer Fahrzeit von einer Stunde für einen Arbeitsweg von etwa sieben Kilometer geführt hätte. Bei Umzügen, Behördengängen oder anderen Anliegen hilft Steinmeyer den Geflüchteten und ihren Familien gerne weiter. &bdquo;Das ist Mehrarbeit, aber ich weiß, die beiden schätzen das und revanchieren sich, arbeiten zum Beispiel mal eine Stunde länger, wenn ein Auftrag dringend fertig werden muss. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Wenn die Leute sich wohlfühlen, machen sie gute Arbeit“, ist Michael Steinmeier überzeugt. &bdquo;Wir wären in einem fremden Land auch froh und dankbar, wenn wir jemanden hätten, der uns etwas an die Hand nimmt.“ Sowohl Wolfgang Stork als auch Michael Steinmeier sind sich einig: auch weiteren Menschen mit Fluchterfahrung würden sie gerne in ihren Betrieben beschäftigen.

Meistgelesen