Gebühren mehr als verdoppelt: So geht es mit Preußisch Oldendorfer Friedhof weiter

Preußisch Oldendorf. Von 17 auf 43 Euro - das ist die Erhöhung, die die Stadt Preußisch Oldendorf für die jährlichen Gebühren pro Lager für den Friedhof Harlinghausen kalkuliert hat. Ein Kostensprung, der es in sich hat und viele, die ein Grab auf dem einzigen städtischen Friedhof von Preußisch Oldendorf pflegen, schockiert. Nachdem das Thema bereits sehr emotional im Stadtrat sowie im Finanzausschuss diskutiert und der Beschluss vertagt worden war, trafen sich Bürgermeister Marko Steiner, Kämmerin Maren Heidenreich und Sachbearbeiter Jens Knefelkamp mit knapp 40 Harlinghauser Bürgerinnen und Bürgern, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie es mit dem Friedhof in Zukunft weitergehen soll. Das Grundproblem, so schildert die Stadtverwaltung, liegt bei der Kostendeckung. Es dürfen weder Gewinne noch sollen Verluste bei dem Betrieb eines städtischen Friedhofs gemacht werden. Seit 2020 seien die Kosten schon nicht mehr gedeckt, doch während der Corona-Pandemie habe man die Gebühren nicht erhöhen wollen. Jetzt muss die Gebührenanpassung umgesetzt werden, denn auch die Kosten sind gestiegen. Nachdem der bisherige Friedhofsgärtner aus eigenen Stücken gekündigt hatte, musste ein Nachfolger gesucht werden. Inzwischen kümmere sich die Lübbecker Friedhofsgärtnerei Schwarze um die Grünpflege, diese koste mehr als der Vorgänger, so die Verwaltung. Die Gesamtkosten für den Friedhof beliefen sich auf rund 17.000 Euro pro Jahr, davon würden ohne die Erhöhung gerade einmal 7.500 Euro abgedeckt, rechnete Maren Heidenreich vor. Die steigenden Kosten müssten auf immer weniger Menschen umgelegt werden, da es wenig neue Bestattungen auf diesem Friedhof gebe und auch Lager zurückgegeben werden, erklärte Heidenreich. &bdquo;Alleine von Oktober bis heute wurden zehn Lager zurückgegeben, bei 376 Lagern insgesamt sind das schon eine ganze Menge“, so die Kämmerin. Es gebe hier auch nur etwa fünf bis sieben Bestattungen pro Jahr, ergänzte Jens Knefelkamp. Schließung des Friedhofs als mögliche Alternative Alternativen zu der Gebührenerhöhung, die bereits im Rat kritisch diskutiert wurden, kamen auch bei den anwesenden Harlinghausern nicht gut an. Die Schließung des Friedhofs sei eine Möglichkeit, wobei die Verwaltung diese ausdrücklich nicht befürworte, betonte Bürgermeister Marko Steiner. Eine weitere Möglichkeit, die von der Politik diskutiert worden war, ist die der Ablösung durch eine Einmalzahlung. In diesem Fall müssten die Gebühren bis zum Ende der Nutzungsdauer auf einen Schlag entrichtet werden. Hier hatten aber bereits zuvor viele Ratsmitglieder Bedenken in vorherigen Sitzungen geäußert, da ein soziales Ungleichgewicht entstehen könnte. Denn: Nicht jeder könne sich dies leisten und wenn die neue, erhöhte Gebühr dann auf noch weniger Schultern falle, würde die Belastung immer größer. Einer der wichtigsten Ansatzpunkte, so der Konsens der Anwesenden, ist die Attraktivität des Friedhofs. Wenn eine Grabstätte nun so viel teurer werde, könnte das weiter abschrecken, so die Befürchtung vieler. Mehrere Ratsmitglieder aus unterschiedlichen Fraktionen, die selbst von der Erhöhung betroffen sind, brachten sich mit Vorschlägen in die Diskussion ein. Claus Klipker (UEB) übernahm spontan die Moderation und bemühte sich, zwischen den Fronten zu vermitteln. Damit er wieder von mehr Menschen genutzt wird, sollte das Angebot um zusätzliche Bestattungsmethoden erweitert werden, Lücken zum kirchlichen Friedhof geschlossen werden, merkte Ratsmitglied Janina Huth (FWG) an. &bdquo;Wir haben zwar ein anonymes Urnenfeld, aber das ist ehrlich gesagt relativ unattraktiv“, so Huth, die sich hier eine ansprechendere Gestaltung wünscht. Auch die Möglichkeit Sternenkinder zu würdigen oder Bäume auf den freien Grünstreifen zu pflanzen, um eine &bdquo;Art Light-Version eines Ruhewalds“ zu bieten sieht sie als sinnvolle Ergänzung. Wunsch nach attraktiverer Gestaltung &bdquo;Wir können das anbieten, aber zusätzliche Angebote zur Bestattung ändern erst mal nichts an den Kosten“, so der Einwurf von Heidenreich. Die Bestattungskultur ändere sich, viele bevorzugten &bdquo;möglichst pflegeleichte Grabstätten“. Bereits 2011 habe man weitere Bestattungsformen ins Angebot mitaufgenommen, genutzt wurden diese bisher aber nicht, fügte Knefelkamp hinzu. Um diese Angebote bekannter zu machen, sollten heimische Bestatter Handzettel für ihre Kunden bekommen, regte Hartmut Niemeyer (UEB) an. Die optische Gestaltung des Friedhofs erntete insgesamt Kritik. Zuletzt wurde der Zaun erneuert, Hecken und ein paar Bäume gepflanzt. Doch da müsse noch viel mehr passieren, waren sich die Harlinghauser einig. Ratsmitglied Jan Hendrik Maschke (SPD), der auch den Lübbecker Friedhof leitet, vermisst die Leidenschaft bei der Unterhaltung des Harlinghauser Friedhofs und verwies auf die Kommunen Stemwede und Rahden, wo der Bereichsleiter im Rat angekündigt habe, Kosten nicht eins zu eins auf die Gebührenpflichtigen umzulegen. Eine Erhöhung müsse sozial verträglich sein, so das Argument. Statt der Hecken, die unter Trockenheit leiden würden und deren Beschnitt Kosten verursache, forderte Maschke ökologische Alternativen für Harlinghausen. Vogeltränken sowie eine naturnahe Gestaltung für Wildbienen seien günstig in der Umsetzung, etwa mit Unterstützung des Naturschutzbundes. Ein ansprechend gestalteter Friedhof, wie zum Beispiel in Bielefeld-Senne, werde oft auch als Erholungsfläche genutzt, stimmte auch Bürgermeister Steiner zu. Weiteres Treffen wird geplant Um weitere Inspiration für mögliche Verbesserungen zu sammeln, müsse man sich ansehen, was andere Friedhöfe richtig machen, argumentierte Janina Huth (FWG). &bdquo;Im Sinne der Attraktivitätssteigerung“ müsse die Stadt auch erst mal &bdquo;Geld in die Hand nehmen“, um zum Beispiel mehr Bänke aufzustellen. Bis zum nächsten Treffen will man in Harlinghausen nun Ideen sammeln, dann wird sich zeigen, was sich mit dem engen Korsett des Stadthaushalts umsetzen lässt. Bis dahin ist die Entscheidung über die Zukunft des Friedhofs vertagt. Eine Schließung wollen alle Beteiligten auf jeden Fall vermeiden.

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